Brücke von Remagen
Die Brücke von Remagen war im Zweiten Weltkrieg, die letzte intakte Brücke über den Rhein, und konnte von den Alliierten erobert werden. Dadurch wurde der Krieg wahrscheinlich um Monate verkürzt.
Erbauung
Die Brückentürme der im Zweiten Weltkrieg letzten intakten Brücke über den Rhein stehen am Südende der Remagener Rhein-Promenade. Die Brücke wurde von 1916 bis 1919 auf Drängen der deutschen Generalität auf Grund des Schlieffenplans erbaut, um mehr Truppen und mehr Kriegsmaterial an die Westfront bringen zu können. 1918 ist sie in Dienst gestellt worden. Am 1. Mai 1918 gab Kaiser Wilhelm II. der neu erbauten Rheinbrücke den Namen "Ludendorffbrücke" aus Dankbarkeit an den Ersten Quartiermeister General der Infanterie Erich von Ludendorff. Am 2. Mai 1918 ernannte der Rat der Stadt Remagen Ludendorff in einer außerordentlichen Sitzung zum Ehrenbürger von Remagen.
Der Mannheimer Architekt Karl Wiener plante die 325 Meter lange Brücke, deren lichte Höhe über dem normalen Wasserstand des Rheins 14,80 Meter betrug. Der höchste Punkt des Brückenbogens lag 29,25 über der Wasseroberfläche. Die Brücke, die als eine der schönsten Stahlbrücken über den Rhein galt, trug zwei Eisenbahngleise und einen Fußgängersteg. Nach dem Krieg rollten nur noch wenige Züge über den Rhein, Fußgänger aber nutzten die Verbindung von Remagen gern, um ins gegenüber liegende Erpel zu gelangen. In Friedenszeiten war die Brücke ein touristisches Symbol des Rheinlands.
Einnahme durch die Alliierten
Am 7. März 1945 gelang es einer kleinen Vorhut der 9. US-Panzerdivision unter Führung des deutschstämmigen Leutnants Karl H. Timmermann, die letzte unzerstörte Rhein-Brücke zu erobern, nachdem Verteidigungs- und zwei Sprengversuche der deutschen Soldaten fehlgeschlagen waren. Diese Eroberung, an der neben amerikanischen auch belgische und englische Soldaten beteiligt waren, ging als das "Wunder von Remagen" in die Annalen der Kriegsgeschichte ein. General Eisenhower rief aus: "Die Brücke ist ihr Gewicht in Gold wert".
Direkt nach der Einnahme durch die Alliierten versuchten die Pioniere des 51. und 291. Pionier Bataillons, neben dem Bau von drei entlastenden Pontonbrücken, die geschwächte Konstruktion der Brücke zu reparieren.
Die deutsche Reaktion auf die Einnahme
Die deutsche Heeresleitung versuchte in den folgenden Tagen verzweifelt die Brücke durch Kampfschwimmer zurückzuerobern. Sie sollten die Brücke antauchen und Sprengsätze deponieren. Durch sehr starke Suchscheinwerfer konnten sie aber rechtzeitig entdeckt werden. Weil dies misslang sollten nun die Brücke durch Bombenangriffe zum Einsturz gebracht werden. Es wurden erstmals Düsenjets dazu eingesetzt. Weiterhin wurden auch elf V2 Raketen von Holland aus auf Remagen abgeschossen. Sie schlugen in der Nähe der Brücke ein und erschütterten diese wie bei einem Erdbeben. Hitler setzte in ohnmächtigem Zorn das Fliegende Standgericht West ein, das fünf Offiziere wegen "Feigheit" und "Dienstpflichtverletzung" zum Tode verurteilte und vier von ihnen am Tage der Urteilsverkündung im Westerwald erschießen ließ.
Einsturz
Am 17. März stürzte die schwer beschädigte Brücke wegen Überlastung ein; dabei riss sie 28 amerikanische Soldaten in den Tod. Nur die Brücken-Pylonen blieben erhalten. Auch wenn großes Leid mit den Ereignissen in Remagen verbunden war, die zügige Rhein-Überquerung der Amerikaner hat nach Ansicht von Historikern den Krieg um Monate verkürzt. Weil die Ludendorff-Brücke nicht mehr zur Verfügung stand, um Soldaten und Material auf die rechte Rheinseite, zu bringen, bauten die Amerikaner im Rhein-Abschnitt zwischen Niederbreisig/Bad Hönningen und Oberwinter/Unkel insgesamt fünf Ponton-Brücken als Ersatz. Die längste von ihnen, die Victor-Bridge zwischen Niederbreisig und Hönningen, war 1370 Fuß (420 Meter) lang; sie ging am 22. März 1945 um 20 Uhr in Betrieb. Zwischen Kripp und Linz wurde der Rhein von der "Rozisch-Blackburn-Thompkins Bridge" überspannt. Ende Mai 1945 wurden diese Behelfs-Brücken wieder abgebaut.
Friedensmuseum
Im Innern der Brückentürme auf der Remagener Seite ist seit dem 7. März 1980 ein Friedensmuseum eingerichtet. Der Initiator des Museums war der langjährige Bürgermeister von Remagen Hans Peter Kürten, der am 7. März 1978 zum ersten Mal Steinchen der Remagener Brücke als Souvenir verkaufte. Das Echo war bemerkenswert. Dank der finanziellen Einnahmen und der vielen Fotos und sonstigen Originalunterlagen, war er in der Lage, das Museum einzurichten. Die Brückensteine sind auch jetzt noch, versehen mit einem Echtheitszertifikat, im Museum für 30,- € zu erwerben.
Literatur und Film
Das nach wie vor bedeutendste Werk über die Brücke veröffentlichte 1957 der Politikprofessor und spätere Abgeordnete Ken Hechler unter dem Titel "The Bridge at Remagen" (3. überarbeitete Auflage 1998). Hechler hatte als US-Armeehistoriker Gelegenheit, viele der Beteiligten schon wenige Tage nach dem Geschehen zu interviewen. Dieses Buch wurde allerdings nicht ins Deutsche übersetzt. Das deutsche Gegenstück verfassten 1993 Lothar Brüne und Jakob Weiler mit ihrer detailreichen Untersuchung: "Remagen im März 1945". David L. Wolper produzierte 1968 den amerikanischen Spielfilm "Die Brücke von Remagen". Er zeigt zwar den realen geschichtlichen Hintergrund, ist aber ansonsten frei gestaltet. Seine Handlung hat mit dem tatsächlichen Geschehen wenig zu tun. Näher an den tatsächlichen Ereignissen ist der Roman von Rolf Palm: "Die Brücke von Remagen" (1985). Darüber hinaus gab es und gibt es eine Fülle von Veröffentlichungen über die Brücke von Remagen in Büchern, Zeitungen und Zeitschriften.