Bote
Der Ausdruck Bote (v. althochdt.: boto bieten) bezeichnet den Überbringer einer Botschaft auf Veranlassung eines Senders an einen Empfänger.Formal gesehen gleicht ein Bote zunächst und grundsätzlich einem Medium, das eine Information einem Adressaten vermittelt.
Im Unterschied zum abstrakten Medium jedoch tritt der Bote konkret und leibhaftig als Person in Erscheinung.
Ein Bote ist abgesandt. Er handelt im Auftrag und an Stelle eines Absenders. Mit seinem Auftreten ist eine bestimmte Absicht Intention verbunden. Die Botschaft hat für den Adressaten eine Relevanz.
Während eine Information beim Empfänger eine bestimmte Differenzierung innerhalb des Empfängersystems bewirkt, wirkt eine Botschaft gleichsam von außerhalb auf den Empfänger. Sie transportiert etwas Neues, Unerwartetes. Der Bote löst durch die Botschaft beim Empfänger eine spezifische Reaktion aus. Wie diese Reaktion ausfällt, ist ungewiss. Die antwortende Reaktion liegt in der Entscheidung des Empfängers
Der Charakter des Boten ist seine Mobilität und Geschwindigkeit. Die Ankunft eines Boten sowie seine Botschaft bewirkt eine Bewegung und Veränderung des Adressaten. Die Person des Boten tritt dabei hinter die Botschaft zurück.
Table of contents |
2 Zur Natur des Boten 3 Der Überbringer der schlechten Nachricht 4 Bote und Gebot 5 Der Geheimbote 6 Drei Stufen 7 siehe auch |
Boten spielen bereits in der Mythologie eine bedeutende Rolle für die Kommunikation. Sie werden aufgrund ihrer Eilfertigkeit oft mit Vögeln identifiziert. Die Germanen kannten Specht und Elster. Rabe und Taube galten in der hebräische Mythologie als Übermitler des Wasserstandes der Sintflut.
Die griechische Mythologie kennt den Götterboten Hermes. Der mit Flügelschuhen und Heroldstab ausgestatte Gott wirkt als Verbindungsglied zwischen Olymp und Erde und löst zeitweise größere Unruhe aus (siehe: Pan). Seine weibliches Pendant ist Iris, deren Attribut des Regenbogens die Brückenfunktion des Boten veranschaulicht.
Mit dem Botensymbol der Flügel ausgestattel treten die Engel (angeloi) in zahlreichen Kulturen in Erscheinung. Ihr Erscheinen und ihre Botschaft löst zum einen Freude aus (eu-angelion als gute froh machende Botschaft), zum anderen durchaus auch Furcht und Entsetzen.
Die griechische Sprache nennt jedoch neben dem himmlischen Hofstaat auch die irdischen menschlichen Boten Engel (angeloi).
Ein menschlicher Bote ist ein Gewährsmann. Er kann sowohl der Gesandte eines höher gestellten Auftraggebers sein. Seine übermittelte Botschaft ist die Botschaft einer bestimmten Autorität, eines Herrschers, oder die Mitteilung eines Ereignisses von historischer Bedeutung, z.B. eines Unglücksfalles oder eines militärischen Sieges.
Sprichwörtlich ist die von Boten überbrachte Hiobsbotschaft (Hiob 2) geworden. Boten, die sich durch ihre unbeteiligte Nüchternheit auszeichnen, lösen mit ihrer Unglücksnachricht bei Hiob
Betroffenheit in einer Wucht und Unmittelbarkeit aus, als wäre er selbst direkt von der Katastrophe betroffen.
Andererseits lösten Boten je nach Inhalt der Botschaft überschäumende Freudenreaktionen aus.
Die Zuverlässigkeit des Boten war oberste Bedingung. Er hatte der Botschaft absolute Treue zu halten. Er durfte sie weder verfälschen, noch ihr etwas hinzufügen oder etwas zurückhalten.
Die auch sonst belegten zahlreichen Berichte vom gewaltsamen Ende der Unglücksboten belegen, welche entscheidende Rolle Botenberichte spielen können.
Dieses Verhaltensmuster, den Boten des Unglücks statt die Quelle des Unglücks zu beseitigen, wurde in der Geschichte streckenweise zu einem kulturellen Merkmal.
Dieses gilt formell, auch dann, wenn die Botschaften die Gestalt einer Frage, Erfolgsmeldung o.a. haben
Dieses Moment des Proklamatorischen findet sich neben den genannten Botengestalten im römischen Nuntius oder Legaten
Ebenso trifft dieses Merkmal zu im Bereich der Religion etwa auf den Missionar, in der Ideologie auf den Propagandisten, in der Politik auf den Agitator und Demagogen, in Handel und Ökonomie auf den Vertreter bzw. die Werbung.
Im zwischennationalen Verkehr hat sich das besondere Amt des Botschafters gebildet. Der Diplomat fungiert analog dem Boten als Mund der jeweiligen Regierung, aber auch als ihr Ohr und Auge.
Eine weitere Stufe bildete der Herold, der eine vom Herrscher verfasste Order vor den Untertanen oder
Angehörigen fremder Mächte verlas und ihr damit Gültigkeit verschaffte.
Auf der anderen Seite spielen die durch das bedruckte Papier der Zeitungen vermittelten Boten eine wesentlichere Rolle.
Einerseits sind die Medien "Medium" genug, da sie die Repräsentanz des Herrschers leibhafter, direkter und ohne jede Symbolik zu vermitteln vermögen.
Andererseits aber bedarf das Zeitalter der Massenmedien der massenmedialen Boten in ihrer Vermittlerrolle zwischen Gebieter (Sender) und Zuschauer (Untertan). Das sind die Sprecher. Aber nicht nur die der Nachrichten, News- und Informationssendungen. Die Körperlichkeit ("Telegenität) dieser Ansager, Showmaster und Sprecher spielt eine nicht zu überschätzende Rolle. Ihr Wirken reicht hinein unverhüllt-direkt von der Werbung bis zum subtilen Kommentar oder der Unterhaltung.
Das Internet mit seinen Möglichkeiten bildet einen vorläufigen Gipfelpunkt im Wandel des Botenbildes. Boten und Botschaften erreichen einen Grad höchstmöglicher Diversifikation. Die Geschwindigkeit und Allgegenwart wird einerseits mit dem Verlust der leibhaften Körperlichkeit erkauft. Andererseits wird - zumindest virtuell - ein leibhafter Bereich weltweiter Kommunikation gewonnen. Ein jeder vermag jedermanns Sender, Empfänger oder Bote zu sein.Geschichte
Zur Natur des Boten
Zur Natur des Boten gehört seine Erkennbarkeit. Daher wurde er von Anbeginn mit bestimmten Insignien ausgestattet. Der Herold trug eine bestimmte Kleidung sowie den Heroldsstab. Später erscheinen Postbote und Briefträger uniformiert, akustisch durch ein Hornsignal identifizierbar, das allein schon heftige Erwartungsreaktionen auslöste, sowie optisch durch die Signalfarbe Gelb.Der Überbringer der schlechten Nachricht
Es wird berichtet, dass Montezuma von seinen Boten über das Nahen der Truppen Cortez' unterrichtet wurde. Er musste reagieren und kam zu einer Fehlentscheidung. Seine Reaktion war, die Unglücksboten köpfen zu lassen. Bote und Gebot
Was die Etymologie andeutet, bestätigt sich in der Realität. Vereinfacht und allgemein lässt sich sagen:
Ein Bote wird von einem Gebieter aufgeboten, um Gebote zu übermitteln.Der Geheimbote
Anders als der in die Öffentlichkeit wirkende Bote hat der Geheimbote seine Botschaft vor dem Zugriff der anderen zu verbergen. Von Anbeginn menschlicher Kommunikation war man um Versteckmethoden und Verschlüsselungstechniken bemüht. So wurde einem Boten der Kopf geschoren und die Botschaft auf die Kopfhaut tätowiert. Das nachwachsende Haar verbarg die Botschaft und gab
auf der Empfängerseite nach nochmaligem Scheren die Botschaft wieder frei. (weiteres siehe Kryptografie, Steganografie).Drei Stufen
Der mündliche Bote
Der ursprüngliche, am körperlichsten greifbare, in der Gestalt als Botschafter noch heute "greifbare" Bote hatte seine Botschaft mündlich zu überbringen. Er lernte die Nachricht auswendig, so dass er sie beim Empfänger rekapitulieren konnte.Der Briefbote
Der Briefbote transportiert nur mehr den vom Absender auf ein Material geschriebenen Brief. Dieser Brief ist verschlossen, in einem Gefäß, gerollt oder in einem Umschlag und durch ein Siegel vor fremder Einsichtnahme gesichert.Massenmedien als Bote - Internet
Im Zeitalter der Massenmedien verschwinden die Körperlichkeit des Boten und des Papiers zunehmend in der Virtualität. Fernsehen, Internet, E-Mail etc. tragen ihren Teil zu diesem Schwinden bei. Allein die Botschaft bleibt. Die Gestalt der Medien bezieht sich auf Geräte, Hardware und Software. Allein, das ist theoretisch so. Praktisch ist das Gegenteil der Fall.