Borreliose
Die Borreliose (Lyme-Krankheit) ist im Gegensatz zur Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) keine virale sondern eine bakterielle Erkrankung, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöst wird. Überträger des Bakteriums sind Zecken, die den Erreger während des Saugaktes nach einigen Stunden auf den Menschen übertragen. Gegen die Krankheit gibt es -wieder anders als bei FSME- in Europa keinen zugelassenen Impfstoff (im Gegensatz zu den USA) und auch keine lebenslange Immunität.
Table of contents |
2 Krankheitsverlauf 3 Therapie 4 Infektionsrisiko und Durchseuchungsraten 5 Literatur 6 Externe Verweise |
Allgemeines
Entdeckung und Namensgebung
Die Bezeichnung Lyme-Borreliose setzt sich zusammen aus Lyme, einer kleinen Ortschaft im
US-Bundesstaat Connecticut, wo in den siebziger Jahren die Krankheits-Epidemie entdeckt wurde, sowie
aus dem mikrobiologischen Namen Borreliose, welcher den Erreger nach seiner systematischen Einteilung
beschreibt. Der Krankheitserreger ist das Bakterium Borrelia burgdorferi, welches 1982 in den USA
entdeckt wurde.
Die Lyme-Borreliose ist praktisch weltweit verbreitet. Es gibt inzwischen Berichte aus fast allen Teilen der
Erde inklusive Australien, Südafrika und China. Auch Temperaturgrenzen existieren nicht.
Mittlerweile sind verschiedene Untergruppen dieser Bakterien bekannt. Nur 20% der Infizierten erkranken tatsächlich an Borreliose, die übrigen 80% erkranken wegen des körpereigenen Immunsystems (unspezifische Immunabwehr) nicht.
Krankheitsverlauf
Die Krankheit gliedert sich in drei Stadien:
Wenn im Stadium 2 nicht rechtzeitig eine Heilung zustande kommt, so können bleibende Organschäden
entstehen, die dann trotz Therapie nicht geheilt werden können. Es entstehen an den Gelenken z. B.
Arthrosen oder an den Nerven chronische Funktionsstörungen.
Nach der Ausbreitung im Körper werden erste Organe befallen. Es kann zu Nervenentzündungen kommen, die starke Schmerzen verursachen. Weiterhin kommt es oft zu Störungen des Tastsinns, Sehstörungen und unangenehmen Herzklopfen.
Begleitbeschwerden:
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Fieber
- Nackensteifigkeit
- Gelenkschmerzen
- Muskelschmerzen
- geschwollene Lymphdrüsen
- Rücken-, Brust- oder Bauchschmerzen
- Durchfall
- Gewichtsverlust
- Halsbeschwerden
- Husten
- Augenprobleme
- Übelkeit
- Erbrechen
- Missempfindungen und Schmerzen an Armen/Beinen
- Herzklopfen
- Schweißausbrüche
- Schwindel
- psychische Veränderungen
Therapie
Ist Lyme-Borreliose diagnostiziert, kann eine Behandlung mit Antibiotika erfolgen. Die Verabreichungsform und Länge der Therapie richtet sich nach dem Stadium der Krankheit. Für die Therapie stehen verschiedene Antibiotika zur Verfügung.Anfangs-: Stadium (1 oder 2) Tabletteneinnahme über 14-20 Tage evtl. mehrmals Behandlungswiederholung Fortgeschrittenes- Stadium (2 oder 3) Infusionen 28 Tage oder länger evtl. mehrmals Behandlungswiederholung kann tägl. in einer Arztpraxis verabreicht werden stärkere Wirkung als TablettenNeben der Therapie muss auf die notwendige Ruhe und Schonung geachtet werden. Weiterhin sollten täglich Multivitamine, Joghurt (mit lebenden Kulturen, rechtsdrehende Milchsäure) und andere Lebensmittel, die Milchsäurebakterien enthalten, verzehrt werden. Ausserdem muss der Patient große Geduld aufbringen, denn der Heilprozess kann viele Monate dauern.
Nach einer durchgemachten Borreliose besteht keine Immunität.
Gerade aufgrund des Wissensnotstandes über diese Krankheit ist es wichtig, dass der Patient selbst versucht sich zu informieren, und eventuell seine Erfahrungen in Selbsthilfegruppen austauscht.
Infektionsrisiko und Durchseuchungsraten
Lyme-Borreliose ist in der nördlichen Hemisphäre die häufigste von Zecken übertragene Erkrankung. Eine Borrelieninfektion durch Zecken ist - im Gegensatz zu der durch Viren verbreiteten FSME - in ganz Deutschland und sogar in Städten möglich. Wie eine Studie am Max-von-Pettenkofer-Institut für Hygiene und Mikrobiologie in München zeigte, stellt "der direkte Kontakt mit Büschen in Gärten ein bisher unterschätztes Risiko" dar, über Zeckenbisse an Lyme-Borreliose zu erkranken. Gleichwohl hat nicht jeder Zeckenstich eine Borrelieninfektion oder gar eine Erkrankung an Borreliose zu Folge. Nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts liegt die Wahrscheinlichkeit nach einer in Deutschland erlittenen Zeckenattacke an Borreliose zu erkranken bei 1 zu 300; in Hoch-Risiko-Gebieten dagegen muss man gemäß einer Studie der Universität Heidelberg von einer wesentlich größeren Gefahr ausgehen: bei etwa einem von zehn Betroffenen ist mit einer Erkrankung zu rechnen. Die Übertragungsgefahr korreliert also mit der Durchseuchungsrate der Zecken in den verschiedenen Regionen.
Die Durchseuchungsraten der Zecken mit Borrelien variieren je nach Region und reicht von ca. 5 bis weit über 40 Prozent. Im Mittel liegt die Befallsrate in Deutschland bei etwa 15 Prozent. Forscher gehen in Hochrisikogebieten, wie z.B. in Teilen von Süddeutschland, von 30 bis 50 Prozent borreliendurchseuchter Zecken aus. In der Region Konstanz am Bodensee lag die mittlere Infektionsrate der Zecken mit Borrelien (B. burgdorferi Spezies) bei 35 Prozent. Die Durchseuchung mit der Genospezies B. afzelii lag sogar bei 53 Prozent.
Über die Zahl der Neuinfektionen bzw. Neuerkrankungen pro Jahr gibt es für Deutschland nur Schätzungen, die je nach Studie stark variieren und von 50.000 bis 160.000 Fällen ausgehen. Die Inzidenz (Zahl der in einer Bevölkerung neu auftretender Erkrankungen pro Jahr) für Borreliose variiert dementsprechend von 0,06 Prozent bis 0,2 Prozent (zum Vergleich: die Inzidenz für FSME ist etwa 50 mal geringer). Das Landesgesundheitsamt Stuttgart geht nach einer an der Universität Heidelberg an 3708 Patienten durchgeführten Studie davon aus, dass in den Borrelien-Hochendemiegebieten etwa jeder zehnte Zeckenstich zu einer Infektion führt. Hierbei wurde eine Transmissionsrate von 25 Prozent bei infizierten Zecken (3,5 % total) zu Grunde gelegt.
Die Universität Heidelberg hat in einer Studie das Infektionsrisiko nach einem Zeckenstich ermittelt: hiernach infizieren sich im Durchschnitt drei Prozent aller - von durchseuchten und nicht-durchseuchten Zecken - gestochenen Personen. Wird man jedoch von einer mit B. burgdorferi durchseucht Zecke gestochen, so liegt die Chance sich zu infizieren gemäß dieser Studie bei 27 Prozent (andere Studien gehen von über 35 Prozent aus).
In einem 1998 von führende Borrelioseforschern in Deutschland publizierten Konsensuspapier findet man folgene Angaben zur Erkrankungswahrscheinlichkeit nach einem Zeckenstich (Angaben für Gesamt-Deutschland, unabhängig davon ob die Zecken infiziert waren oder nicht):
- eine Serokonversion, also das Ansprechen des Immunsystems auf den Erreger nach Infektion, ist bei 2,6 – 5,6 % der Betroffenen zu erwarten
- eine manifeste Erkrankung jedoch nur bei 0,3 – 1,4 %.
Eine prophylaktische Gabe von Antibiotika - zumindest nach einer Zeckenattacke in einem Hoch-Risiko-Gebiet - wird von einigen Forschern empfohlen, ist aber umstritten. Um das Infektionsrisiko nach einem Zeckenstich besser abschätzen zu können, kann die Zecke gegebenenfalls auf Borrelienbefall untersucht werden. Hierzu sollte der Parasit nach seiner Entfernung in einem Gefäß mit hochprozentigem Alkohol aufbewahrt und dem behandelnden Arzt übergeben werden.
Neben einer Infektion mit Borrelien weisen Zecken häufig auch noch eine Ko-Infektion mit anderen Erregern wie z.B. die Ehrlichiose, weiteren Rickettsien, und der Babesiose auf. Möglicherweise gibt es darüber hinaus bisher noch unbekannte Erreger, da häufig bei Personen die nach einem Zeckenbiss Fieber hatten keine der bekannten Pathogene zu ermitteln waren.
Lit: Distribution of clinically relevant Borrelia genospecies in ticks assessed by a novel, single-run, real-time PCR. J Clin Microbiol. 2002 Jan; 40(1):36-43.
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cn6/zecken.htm
Literatur
Externe Verweise
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