Bildschirmtext
Bildschirmtext, abgekürzt BTX ist ein 1983 von der Deutschen Bundespost gestarteter interaktiver Onlinedienst. BTX erforderte ursprünglich spezielle Hardware, die bei der Post gekauft oder gemietet werden musste. Die Übertragung der Daten erfolgte über das Telefonnetz, die Darstellung am Fernseher.BTX verwendete, wie auch das französische Minitel ursprünglich den CEPT-Standard. Später wurde auf den abwärtskompatiblen KIT-Standard umgestellt, der sich jedoch nie richtig durchsetzen konnte. CEPT erlaubt die Übertragung von Grafikseiten mit einer Auflösung von 480*250 Bildpunkten, wobei 32 aus 4096 Farben gleichzeitig dargestellt werden konnte. Dies entspricht den technischen Möglichkeiten der frühen 1980er Jahre.
Im BTX wurden stets ganze Bildschirmseiten übertragen, die Abrechnung erfolgte pro empfangener Seite, wobei der Anbieter abgerufener Inhalte bei der Tarifierung weitgehend freie Hand hatte. Er konnte wahlweise eine seitenabhängige Vergütung (0,01 DM bis 9,99) erheben, oder eine zeitabhängige Vergütung (0,01 DM bis 1,30 DM pro Minute).
BTX bot bereits zahlreiche Dienste an, die heutzutage über das Internet verfügbar sind. So konnten BTX-Teilnehmer miteinander online diskutieren (Chat), sich gegenseitig elektronische Mitteilungen in Form von BTX-Seiten zum Preis von 40 Pfennig pro Seite schicken, aktuelle Nachrichten abrufen (Ticker, Homepages) und einiges mehr. Trotzdem blieb BTX der große Erfolg verwehrt, was vor allem an der restriktiven Politik der Bundespost lag. Diese gestattete für die Verwendung von BTX nur spezielle, von der Post zugelassene Hardware, die zu hohen Preisen separat erworben werden musste. Obwohl CEPT-Decoder frühzeitig für damals verbreitete Heimcomputer wie den C-64 erhältlich waren, verweigerte die Post die Zulassung dieser Geräte. In Frankreich, wo die notwendige Hardware von der France Télécom z.T. kostenlos bereit gestellt wurde, erfreute sich das französische Minitel hingegen großer Beliebtheit.
Das Post-Monopol wurde erst Anfang der 1990er Jahre fallen gelassen. Zu dem Zeitpunkt hatten sich aber bereits die privaten Mailbox-Netze wie Fido oder MausNet etabliert, welche viele der über BTX verfügbaren Dienste weitaus günstiger anbieten konnten. Lediglich im Bereich des Electronic Banking gab es lange Zeit keine Alternative zu BTX.
1993 wurde BTX Bestandteil des neu geschaffenen Datex-J Dienstes, um die Netzinfrastruktur von der Informationsdienstleistung zu trennen. Datex-J mit BTX wurde 1995 neugestaltet zu T-Online.
Der letzte Zugang zu BTX wurde Ende 2001 von der Deutschen Telekom abgeschaltet.
BTX gab es auch in Österreich und in der Schweiz, wo sich dieser Dienst allerdings Videotex (VTX) nannte.
Unterschied zum Internet
Beim BTX-System waren die Seiten aller Anbieter auf einem zentralen Rechner der Firma IBM abgelegt und von dort mit Hilfe dummer Terminals abgerufen und angezeigt. Demgegenüber gibt es im Internet weder einen Zentralrechner noch eine prinzipielle Unterteilung in Informationsanbieter und Konsumenten. Stattdessen sind im Internet die Rechner aller Teilnehmer gleichberechtigt und können in beiden Funktionen auftreten.
Problematisch ist jedoch, wenn der Zugang zum Internet automatisch getrennt wird, sich die IP-Adresse ständig ändert oder wie bei DSL die Senderate deutlich niedriger ist als die Empfangsrate. Hierdurch wird der Internetzugang zu Hause verglichen mit dem im Rechenzentrum zum Zugang zweiter Klasse und es droht ein Rückfall in die BTX-Zeit.
Siehe auch: Onlinedienst, MUPID
Links
- http://www.rewi.hu-berlin.de/jura/proj/dsi/Gesetze/BtxStaatsv.html Staatsvertrag über Bildschirmtext.
- http://bildschirmtext.btx-informationen.rehbein.net/ Beispielseiten
- http://bildschirmtext.rehbein.net/
- http://www.morgenblitz.de/btx.htm
- http://www.i-m.de/home/computergeschichte/gesch/btx.htm 20 Jahre "Internet" in Deutschland