Bier und Ernährung
Als ich diese Bemerkung von einem Freund hörte, überlegte ich, ob er mit diesen Worten seinen Alkoholismus bagatellisieren wollte, oder ob in diesem Ausdruck doch ein Funke Wahrheit steckt.
Ist ein Glas Bier wirklich gesund? Schützt es wirklich die Haut? Warum verwendet man nach alten Hausmitteln Bier als Haarshampoo? Ist der Bierbauch gar kein Bierbauch? Was ist eigentlich dran und vor allem drin im Bier?
Prof. Dr. Anton Piendl vom Institut für Brauereitechnologie und Mikrobiologie der Technischen Universität München untersuchte mit seinem Team zwischen 1992 und 1995 nicht weniger als 500 Biere aus 100 verschiedenen Ländern. Demnach enthält Bier über 30 Mineralstoffe und Spurenelemente. Ein Liter Bier deckt fast die Hälfte des Tagesbedarfs eines Erwachsenen an Magnesium, 65 % des Bedarfs an Niacin und etwa 20 % des täglichen Kaliumbedarfs. Außerdem ist Bier reich an Vitaminen und vitaminähnlichen Verbindungen.
Aber im Bier steckt auch ein chemisches Element, das regelmäßig genossen nicht nur zu gesundheitlichen Problemen und zur Sucht führen kann, sondern auch auf das soziale Umfeld eines Menschen starken Einfluss nehmen kann: Der Alkohol.
Wenn Bier nun unter gewissen Aspekten wirklich so gesund ist, wie es uns die Werbung suggeriert, so ist doch der Alkohol jener Faktor, der volkswirtschaftlich große Probleme mit sich bringt. Das Thema Alkoholismus als Suchtkrankheit wird in unserer Gesellschaft immer noch als Kavaliersdelikt angesehen, obgleich sich die Zahl der Familientragödien, die im übermäßigen Alkoholkonsum ihre Wurzeln haben, zusehends größer wird. Wie gesund ist nun das Bier eigentlich? Man muss doch feststellen: "Bier ist nicht gleich Bier"! Und vor allem auf die Menge kommt es an. Gibt es Biersorten, die für die Gesundheit mehr einträglich sind als andere? Vielleicht durch einen geringeren Alkoholgehalt. Wie gesund ist der Alkohol eigentlich, und vor allem welche Mengen sind der Gesundheit zuträglich.''
Das ist das Resümee vieler internationaler wissenschaftlichen Studien zum Thema Bier, die aufgrund der großen Verbreitung des Getränkes Bier in der Bevölkerung ständig vorangetrieben werden. Durch die ständig neuen Erkenntnisse im Bereich der Physiologie des Menschen und der Stoffwechselfunktionen kommt dem Bier als ein Teil der Nahrung große Bedeutung zu. Denn abgesehen vom Alkohol und der damit verbundenen Suchtgefahr sind im Bier eine ganze Menge von gesundheitsfördernden, ja essentiellen Stoffen wie Mineralstoffe, Elektrolyte und Vitamine enthalten.
"Bier ist kein leeres alkoholisches Getränk, sondern - in Maßen genossen - ein natürliches Getränk mit einer Fülle gesunder Inhaltsstoffe",
so Prof. Dr. Piendl. Der ehemalige Direktor des Robert-Koch-Instituts in Berlin, Prof. Dr. Hans Hoffmeister, stellte neueste Forschungsergebnisse aus Deutschland vor:
"Epidemiologische Daten, die unter anderem aus Herz-Kreislauf-Präventionsstudien stammen, belegen, dass moderater Bierkonsum günstige Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Krankheiten hat",
so Prof. Dr. Hoffmeister. Diese positive Botschaft von einem moderaten Alkoholkonsum kann aber auch andere Auswirkungen mit sich bringen. Auf übergeordneter Ebene müssen die Konsequenzen von Empfehlungen sorgfältig abgewogen werden, um zu verhindern, dass Alkohol unangemessen verharmlost wird. Personen mit derzeit moderatem Alkoholkonsum können beruhigt zur Kenntnis nehmen, dass ihr Verhalten gesundheitliche Vorteile bringt. Jedoch darf unter dem Deckmantel der gesundheitsfördernden Wirkung des Bieres nicht der schmale Grad zur Abhängigkeit vom Alkohol und die daraus resultierenden sozialen Folgen übersehen werden.
Wieviel Bier darf Mann/Frau trinken bevor man sich ans Lenkrad setzt? Am besten gar keines. Das ist am sichersten. Für einen verantwortungsbewussten Autofahrer gilt: Entweder Lenkrad oder Bierglas. Sicherlich führt ein Glas Bier nicht zu einem Alkoholrausch. Dennoch, besser ist keines als eines. Denn das erste Glas Bier macht meistens Lust auf das nächste und dann kann es gefährlich werden, sowohl für den Autofahrer als auch für seine Mitmenschen. Als oberste Grenze eines noch maßvollen Alkoholverzehrs galt lange Zeit der Wert von 80 g pro Tag. In den letzten Jahren legte man das Körpergewicht zugrunde und sah einen Verzehr von einem Gramm Alkohol pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag als oberste Grenze für einen gesunden und erwachsenen Menschen an. Allerdings schwanken diese Werte beträchtlich, sie sind zum Beispiel abhängig von Geschlecht und Gewicht, aber auch von der persönlichen Konstitution. Neuerdings wird ein täglicher Verzehr von 30 ml entsprechend 25 Gramm Alkohol als sichere obere Grenze angesehen. Diese Alkoholmenge ist in etwa 0,7 Liter Vollbier beziehungsweise in einem Liter Leichtbier enthalten.
In Österreich fand in den letzten Jahren in bezug auf Alkohol am Steuer ein Umdenken statt. Man wusste, dass viele tödliche Verkehrsunfälle auf den Konsum von Alkohol zurückzuführen sind. Nach der Einführung der 0,5‰-Grenze und den dazu rigoros durchgeführten Kontrollen der Exekutive konnte im Jahr 1998 die geringste Unfallzahl seit den 50er Jahren erreicht werden. "Don't drink and drive!" heißt die Devise. Und wer sich nicht daran halten will, kann sich mit alkoholfreiem Bier glänzend aus der Affäre ziehen. Da kann er dann als Autofahrer ebenso wie im Berufsleben sicher sein, im Blut keinen Alkohol zu haben, der seine Reaktionsfähigkeit negativ beeinflusst.
Bier ist ein vergleichsweise kalorienarmes Getränk. 100 g Vollbier enthalten 47 kcal. Nur Mineralwasser, Kaffee und Tee ohne Milch und Zucker sind kalorienärmer als Bier. Andere Getränke wie Wein (70 kcal), Weinbrand (240 kcal), Eierlikör (170 kcal), auch Traubensaft (74 kcal), gezuckerte Limonaden und Vollmilch (66 kcal) dagegen enthalten wesentlich mehr Kalorien.
Diese Nachricht mag so manchen überraschen, denn in vielen Köpfen hat sich die Angst vor dem so genannten Bierbauch festgesetzt, obwohl Wein und Sekt eindeutig kalorienreicher sind.
Zwischenzeitlich wurde in Studien belegt, dass das Körpergewicht durch mäßigen Biergenuss vermindert werden kann. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man nicht mehr als gewöhnlich isst. Darüber hinaus wurden auch günstige Wirkungen auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel, die Blutgerinnung und die Blutdruckregulation festgestellt. So nehmen zum Beispiel die arteriosklerosefördernden Cholesterinanteile (LDL) im Blut ab, während die schützend wirkenden Cholesterinanteile (HDL) zunehmen.
Über die Rohstoffe Malz, Hopfen, Hefe und Wasser gelangen die B-Vitamine ins Bier. So enthält das Gösser Spezial Bier 1,068 mg Pyridoxin (Vitamin B6) pro Liter. Das entspricht immerhin rund 60 % des menschlichen Tagesbedarfs an diesem Vitamin. Für den reichen Vitamingehalt des Bieres sorgen Hefe und Malz. In großen Mengen kommen neben Vitamin B6 vor allem Vitamin B2 (Riboflavin), Pantothensäure sowie Niacin vor. Mit einem Liter Bier nimmt der Körper 1490 mg Pantothensäure (Provitamin B6) auf. Diese Menge deckt etwa 25 % des Tagesbedarfes ab. Pantothensäure wird nicht umsonst als "Königin der Hautvitamine" bezeichnet. Sie fördert den Energiestoffwechsel der Hautzellen und deren optimale Ernährung. Auch bei akutem Sonnenbrand beruhigt und heilt sie die Haut. Deshalb finden wir Pantothensäure unter anderem auch in Wund- und Heilsalben.
Auch Niacin ist für die Haut unentbehrlich. Es unterstützt die Collagenbildung, reguliert die Einwirkung schädlicher UV-Strahlen und beeinflusst zudem die Pigmentbildung. Mit bis zu 14 mg/l je nach Biersorte wird ein Großteil des Tagesbedarfes abgedeckt. Vitamin B2 nimmt entscheidenden Einfluss auf das Wachstum des Menschen und fördert den Heilungsprozess der Haut. Dasselbe gilt für Haare und Nägel. 20 % des täglichen Bedarfs an Vitamin B2 wird durch einen Liter Bier gedeckt.
In einer Arbeit der TU München wurde festgestellt, dass sich die Ansammlung von Mineralien und Spurenelementen im Bier günstig auf Nerven und Muskelkraft, auf den Elektrolythaushalt, auf die Aktivierung von Enzymen und die Hormonsteuerung auswirkt. Ferner helfen Eisen und Kupfer bei der Blutbildung. Phosphor fördert den Stoffwechsel und Magnesium stärkt den Herzmuskel. Zink wird zur Insulinbildung benötigt, Fluor schützt die Zähne vor Karies und Mangan macht das Vitamin B für den menschlichen Organismus erst verwertbar.
Zahlreiche Studien zeigen, dass der moderate Genuss von Alkohol eine herzschonende Wirkung hat. Dass dies auch für Bier gilt, hat eine Studie von Prof. Dr. Ulrich Keil an der Universität Münster, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, ergeben. Die Studie zeichnet sich durch eine besonders genaue Erhebung der Trinkgewohnheiten der Teilnehmer aus. Das Ergebnis: Verglichen mit Personen, die keinen Alkohol trinken, erleiden Biertrinker demnach nur halb so oft Herzinfarkte. Hierbei entfaltet das Bier seine herzschützende Wirkung unabhängig von Alter, Blutdruck, sportlicher Aktivität und Gewicht der Studienteilnehmer.
Bezieht man andere Todesursachen mit ein, so zeigt sich, dass Biertrinker länger leben als diejenigen, die auf Alkohol verzichten. Dies gilt allerdings nur für mäßigen Alkoholgenuss. Bei höheren Alkoholmengen steigt die Gesamtsterblichkeitsrate wieder an. Ein gesundheitlicher Nutzen kann nur beim Genuss geringer Mengen Alkohol pro Tag festgestellt werden. Die niedrigste Gesamtsterblichkeit wiesen der Studie zufolge Männer mit einem durchschnittlichen Alkoholkonsum von 20 bis maximal 40 g (ca. 0,5 bis ein Liter Bier) pro Tag auf, bei Frauen liegt dieser Wert unter 20 g pro Tag (circa bis 0,5 Liter Bier).
Neben den günstigen Einflüssen eines mäßigen Alkoholkonsums auf Erkrankungen der Herzkranzgefäße und auf das Sterberisiko von Erwachsenen müssen auch die möglichen gesundheitlichen Schäden durch Alkohol bei verschiedenen Risikogruppen in der Bevölkerung sowie die sozialen Probleme des Alkoholkonsums überhaupt berücksichtigt werden. Genannt wird dabei vor allem der Einfluss des Alkohols auf Erkrankungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse, diverser Stoffwechselerkrankungen sowie auf die Entstehung von Tumoren, aber auch auf Menschen, die suchtgefährdet sind. Man kann zwar inzwischen sicher sagen, welche Menge Alkohol pro Tag vor Herzkrankheiten schützt, man kann zur Zeit aber noch nicht festlegen, bei welcher Menge sich mögliche schädigende Wirkungen bemerkbar machen. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass es nur wenige Untersuchungen über die gesundheitlichen Auswirkungen eines übermäßigen Alkoholkonsums gibt.
Aus den wissenschaftlich belegten, positiven Effekten eines moderaten Alkoholkonsums auf Herzkranzgefäßerkrankungen und die Gesamtsterblichkeit bei Erwachsenen kann vor allem wegen der Risikogruppen nach Auffassung der Wissenschaft zur Zeit keine allgemeine Empfehlung zu einem regelmäßigen Alkoholkonsum abgeleitet werden.Motivation
''"Bier ist gesund!" Bier und Ernährung
Bier ja, aber in Maßen
"Maßvoller Biergenuss ist nachweislich gesundheitsfördernd!"Biergenuss und Straßenverkehr
Woher kommt der Bierbauch nun wirklich
Wird der vielzitierte Bierbauch vielleicht gar nicht durch den Biergenuss an sich genährt? Der legendäre Bierbauch ist gar keiner. Vielmehr lässt er sich aus der Tatsache erklären, dass Bier Appetit macht. Nicht umsonst wird vor dem Essen ein alkoholhaltiger Aperitif gereicht. Er führt dazu, dass uns sprichwörtlich "das Wasser im Munde" zusammenläuft und die Bildung der Verdauungssäfte angeregt wird. So können Nährstoffe besser verdaut werden. Wer nicht jedem Hungergefühl nachgibt, braucht sich also keine Sorge über zusätzliche Kilos zu machen.B-Vitamine und Mineralstoffe mit jedem Schluck
Problematik Alkohol