Bhimrao Ramji Ambedkar
Bhimrao Ramji Ambedkar (* 14. April 1891 in Mhow; † 6. Dezember 1956 in Delhi), war ein indischer Rechtsanwalt, Politiker, Sozialreformer und Führer der Kastenlosen.
Leben
Ambedkar war das vierzehnte Kind einer armen Hindufamilie der untersten Stufe der Kaste der »Unberührbaren«.
1912 konnte er dank einem Stipendium des Maharadscha von Baroda in Bombay (heute: Mumbai) studieren und erreichte den Grad eines Bacherlors of Art.
Weitere Stipendien ermöglichten ihm die Fortführung seiner akademischen Ausbildung. Zunächst studierte er an der Columbia_University in New York Ökonomie und Jura, sodann in London Philosophie.
1923 kehrte er nach Indien zurück, wo sich der junge Rechtsanwalt der Belange der Dalits annahm, wie die Unberührbaren, Kastenlosen oder Parias der hinduistischen Gesellschaft genannt werden. (Eine anderer Name für die Dalits ist die auf Mahatma Gandhi zurückgehende Bezeichnung Harijan (»Kinder Gottes«.)
1947 wurde der inzwischen anerkannte politische und geistige Führer der Dalits Justizminister der ersten Regierung des unabhängigen Indiens. Er bekleidete den Vorsitz im Verfassungskomitee und war maßgeblich an der Ausarbeitung der indischen Verfassung beteiligt, als deren eigentlicher »Vater« er gesehen wird. 1951 trat er als Minister zurück, nachdem er hat erkennen müssen, dass die hinduistische Führungsschicht nicht bereit war, seinen Forderungen nach sozialer, wirtschaftlicher und politischer Gleichstellung der Dalits vollumfänglich nachzukommen.
Am 14. Oktober 1956 trat Ambedkar in Nagpur im Rahmen einer großen Zeremonie gemeinsam mit 500,000 Unberührbaren zum Buddhismus über. In der Lehre Buddhas sah er eine das Kastensystem zurückweisende und vernunftgeleitete, ja sozialrevolutionäre Religion, deren Ethik auf den Prinzipien der Gleichheit, Freiheit und Güte beruht.
In den folgenden Jahren vermehrte sich die Zahl der Konvertiten auf gegen 6 Millionen. Die Bewegung Ambedkars bewirkte somit eine Wiederbelebung des Buddhismus in Indien, der vom 4. Jh. v.Chr. bis zum 8./9. Jh. n.Chr. die führende geistige Kraft auf dem indischen Subkontinent war, dann aber im Zuge einer brahmanischen Gegenmission (ab dem 8. Jh.) und der islamischen Eroberung Indiens (12./14. Jh.) weitgehend aus seinem Ursprungsgebiet verdrängt wurde.
Obwohl Indien ein überwiegend hinduistisches Land ist, wurde auf Initiative Ambedkars das Symbol des Buddhismus, das »Rad der Lehre« (dharmacakra), in die Nationalflagge Indiens aufgenommen, dieweil das berühmte »Löwenkapitell« des buddhistischen Kaisers Ashoka (ca. 268-232 v.Chr.) zum Staatswappen der indischen Republik erkoren wurde.
Ambedkar verstarb nur wenige Monate nach seiner Konversion zum Buddhismus am 6. Dezember 1956. Im April 1990 wurde ihm posthum mit der Verleihung des »Bharat Ratna« die höchste Ehre der indischen Republik zuteil.
Die von Ambedkar ins Leben gerufene »Gesellschaft für Volkserziehung« mit zahlreichen Bildungsinstitutionen und die »Buddhistische Gesellschaft Indiens« führen das Werk ihres Führers fort. In Indien leben heute wieder etwa 10 Millionen Buddhisten.