Bevölkerungsrückgang
Bevölkerungsrückgang ist die Form des Bevölkerungswachstum, bei der die Geburtenrate niedriger liegt als die Sterberate. Allgemeiner kann auch die Zu- und Abwanderungsrate von Zuwanderern eingerechnet werden.Bevölkerungsrückgang scheint in neuerer Zeit wieder ein Problem zu werden. Bis vor kurzem glaubte man, nur ansteigendes Bevölkerungswachstum würde ein Problem werden, aber im Jahre 2003 gab es schon einige Länder mit nennenswertem Bevölkerungsrückgang (zum Beispiel Botswana (-0.55% im Jahre 2003), Simbabwe, Südafrika, Russland, Ukraine ) und in Zunkunft werden immer mehr Länder mit diesem Problem zu kämpfen haben.
In den entwickelten Industrienationen, insbesondere in Europa, ist schon seit der Einführung der Anti-Baby-Pille Ende der 60er Jahre ein Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen (Pillenknick). Aufgrund der teilweise herrschenden Überbevölkerung in einigen dieser Länder scheint dies zunächst sogar begrüßenswert gewesen zu sein, doch die Probleme stellen sich verzögert erst in heutiger Zeit massiv ein, obwohl einige Demografen frühzeitig gewarnt haben.
Zum einen ist die hiesige Infrastruktur eher auf Wachstum als auf Schrumpfung ausgelegt; die Folgen sind leerstehende Häuser, vor allem renovierungsbedürftige Altbauten, die oft erhaltenswert wären, oder der Wegfall von Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs oder die Schließung von Dorfsupermärkten.
Zum anderen ist das Rentensystem in Deutschland und vielen anderen Ländern so aufgebaut, dass jetzige Beitragszahler für jetzige Rentenempfänger bezahlen müssen (Generationenvertrag). Die Folge ist, dass weniger Beitragszahler für mehr Empfänger bezahlen müssen, wodurch wahlweise die Beiträge steigen oder die Renten sinken. Die Umstellung auf alternative Systeme, wie eine anlagegestützte Selbstversorgung für die eigene spätere Rente, wird zwar teilweise durchgeführt, ist aber schwer komplett umsetzbar und ändert nichts am Problem, dass immer weniger Leute arbeiten und immer mehr Menschen in Ruhestand gehen werden. Statt Rentenabsenkungen hätte man vermutlich später einen inflationären Effekt, wenn mehr Menschen ihre Einlagen auszahlen lassen, als junge Menschen neue anlegen.
Eine weitere Folge des Bevölkerungsrückgangs ist die Umwandlung der Alterspyraminde hin zu einer Form, die als "Alters-Dönerspieß" beschrieben werden kann: Eine Bevölkerungsstruktur mit wenigen Kindern und jungen Menschen, aber mit vielen alten Menschen; die Kurve fällt dann erst im hohen Ater wieder ab. Dies hat auch soziale Folgen: Die Gesellschaft "überaltert" und wird kinderarm, Schulen und Kindergärten werden geschlossen, in manchen Fällen ist auch zu beobachten, dass die Gesellschaft kinderfeindlicher wird oder sich zumindest von Kindern entfremdet. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Pflegepersonal.
Als Folge dieser Entwicklung wird versucht, den Bevölkerungsrückgang aufzuhalten oder zumindest zu bremsen. Dazu wird eine Familienpolitik geführt, die Kinder und Eltern finanziell unterstützt und die Betreuungseinrichtungen werden gefördert. Dabei muss man jedoch sehen, dass Paare mit Kindern oft schon deswegen finanziell benachteiligt sind, weil wenigstens die Frau eine zeitlang beruflich aussetzen musste und dadurch zum einen weniger Rentenbeiträge ansammelt, zum anderen Nachteile in der beruflichen Laufbahn in Kauf nehmen muss.
Zudem ist es umstritten, ob diese Förderungen überhaupt dazu führen, dass mehr und früher Kinder geboren werden. Denn einerseits gibt es zwar ein Nord-Süd-Gefälle in Europa: In Skandinavien mit einer vorbildlichen Familienpolitik werden deutlich mehr Kinder geboren als in Südeuropa. Andererseits kann man diesen Effekt innerhalb Deutschlands so nicht beobachten: In den östlichen Bundesländern ist die Betreuung durch Kindertagesstätten aufgrund der DDR-Geschichte deutlich besser ausgebaut als in Westdeutschland, während gleichzeit die Arbeitslosigkeit deutlich höher liegt als im Westen, weshalb es mehr Frauen geben muss, die wegen einer Schwangerschaft ohnehin keine beruflichen Nachteile befürchten müssen. Trotzdem ist die Geburtenrate im Osten Deutschlands nicht signifikant höher als im Westen.
Eine andere Möglichkeit, den Bevölkerungsrückgang aufzuhalten, besteht in der Zuwanderung. Die Vor- und Nachteile der Zuwanderung sind in dem dazu passenden Artikel beschrieben.
Siehe auch: Bevölkerungswachstum, Demografischer Übergang, Wüstung, Überalterung