Bernardino de Sahagún
Fray Bernardino de Sahagún (* 1499 in Sahagún, Spanien, † 23. Oktober 1590 in Mexiko) war ein spanischer Missionar und Ethnologe. Er ist der Autor des bedeutendsten zeitgenössischen Werkes über das Leben und die Kultur der Azteken.Als Bernardino Ribeira im Königreich León geboren, studierte er Theologie in Salamanca und trat dort dem Franziskanerorden bei. 1529 wurde er als Missionar nach Mexiko geschickt und lehrte dort an der Schule von Santa Cruz in Tlatelolco. Während er die Azteken in Spanisch und Latein, Religion, Naturwissenschaften und Musik unterwies, lernte er selbst eifrig ihre Sprache, das Nahuatl. Schon bald galt er in ganz Mexiko als Experte für aztekische Sprache und Kultur. Um 1540 erhielt er den Auftrag, eine Enzyklopädie über "alle wichtigen Dinge in Neuspanien" zu verfassen. Das zwölfbändige Werk mit dem Titel Historia general de las cosas de Nueva España, zweisprachig verfasst in Spanisch und Nahuatl, wurde 1569 fertiggestellt. Es wurde jedoch nicht veröffentlicht, da man befürchtete, die Azteken würden sich angesichts ihrer glorreichen Vergangenheit gegen die spanischen Eroberer erheben. Das Manuskript geriet in Vergessenheit und gelangte auf Umwegen nach Spanien, wo es um 1800 in den Archiven des Klosters von Tolosa wiederentdeckt wurde. 1829 bis 1832 wurde die Gesamtausgabe in London veröffentlicht. Das Werk gilt als ein herausragendes Beispiel für frühe Ethnographie. Es enthält bebilderte Sagen und Legenden der Azteken (Codex Florentinus), Informationen über die Religion und Mythologie, den aztekischen Kalender sowie Flora und Fauna. Ein Teil davon beschäftigt sich auch mit der Geschichte der Eroberung Mexikos durch Hernán Cortés aus der Sicht der Indios.
Bernardino de Sahagún galt Zeit seines Lebens als das Musterbeispiel eines Missionars. Er wird als gottesfürchtiger Mönch beschrieben, und gleichzeitig als Universalgelehrter, "der in allen Wissenschaften bewandert ist". Er starb im Alter von 91 Jahren in Tepeopulco.