Belagerung
Die Belagerung ist eine militärische Taktik, die angewendet wird, um befestigte Orte zu erobern oder zumindest als Gefährdung für die eigene Truppe zu neutralisieren. Hierbei wird der zu erobernde oder neutralisierende Ort von eigenen Truppen umschlossen, so dass möglichst jeder Verkehr zwischen dem Inneren und dem Äußeren des Belagerungsrings unterbunden wird. Insbesondere soll der Nachschub an Soldaten, Waffen und Nahrung unterbunden werden.
Table of contents |
2 Belagerungstechnik der Frühgeschichte und Antike 3 Belagerung von frühneuzeitlichen Festungen 4 Moderner Grabenkrieg 5 Historische Belagerungen |
Ziel der Belagerung ist es, die Befestigungsanlagen mithilfe von Belagerungsgerät so weit zu schwächen, dass ein Sturmangriff erfolgversprechend wird, oder die Belagerer durch Aushungern zur Aufgabe zu zwingen.
Von der Belagerung ist der "Handstreich" zu unterscheiden. Diese Taktik nutzt das Überaschungsmoment zum Sturm einer Festung aus und ist eigentlich nur nach einer relativ friedlichen Ruhe erfolgreich. Der Handstreich erfolgt seitens des Angreifers mit einem kleinen Truppenkontingent, das sich schlagartig einer Festung bemächtigen und den Gegner überrumpeln soll.
Verlässt ein Teil der Belagerten die Festung, um die Belagerer anzugreifen, nennt man das einen Ausfall. Kommen den Belagerten befreundete Truppen von außen zu Hilfe, spricht man von einem Entsatzheer.
Städte werden schon seit frühester geschichtlich bekannter Zeit mit Mauern umgeben, um möglichen Feinden die Eroberung schwerer zu machen. Dagegen bildet sich ebenso früh eine Technik der Belagerung aus.
Die einfachste Form der Belagerung besteht darin, den Feind einfach einzuschließen und abzuwarten, bis ihm die Nahrung ausgeht. Die Länge einer Belagerung führt aber bei den belagernden Truppen häufig zu Seuchen wegen der mangelnden Hygiene in den Lagern.
Erste Belagerungsgeräte sind die Sturmleiter, mit deren Hilfe Mauern überwindbar werden, und der Rammbock zum Einrammen der Tore oder Mauern. Dieser bestand zunächst nur aus einem an einer Seite verstärkten Baumstamm, mit dem die Belagerer auf ein Tor der belagerten Stadt zurannten. Später kommen mechanische Geschütze hinzu, Katapulte und Schleudern verschiedener Art, mit denen die Mauern oder sogar das Innere beschossen werden können. Die Sturmleiter wird zum Belagerungsturm erweitert, der Rammbock zur Schildkröte, die durch ein Gerüst aus Holz und Fellen geschützt wurde und über Räder verfügte. Griechen und Römer setzten auch Rampen und Gegenbefestigungen ein, um geographisch geschützte Stellungen zu stürmen (z.B. das auf einer Insel gelegene Tyros und den Hügel von Massada).
Eine ganz spezielle Form der Belagerungstechnik war die so genannte Menschenpyramide. Hierfür war überhaupt kein Belagerungsgerät notwendig, vielmehr bildete eine Gruppe entschlossener Angreifer selbst die Belagerungsmaschine. Das Ziel war, einen oder einige wenige Angreifer auf die Höhe der Festungswälle zu bringen. Dazu bildeten die Angreifergruppe eine Art Räuberleiter, in dem sie sich pyramidenförmig an der gegnerischen Mauer aufstellte. Diese Pyramide konnte allerdings nur in den Bereichen aufgestellt werden, in denen die Geschütze der Verteidiger nicht wirken konnten - dem so genannte Toten Winkel. Das Verfahren war nur bei relativ niedrigen Mauerhöhen erfolgreich und erhielt erst wieder eine Bedeutung, als die Festungsmauern immer niedriger ausgeführt wurden, um der Bedrohung durch die neuzeitliche Artillerie begegnen zu können.
Mit der Erfindung des Spreng- und Schießpulvers und von Kanonen ergaben sich zum Teil neue Möglichkeiten für beide Seiten.
Der Angriff auf eine mit massiven Winkelbasteien versehene Festung war stets eine riskante Angelegenheit, so dass auf Seiten der Angreifer oftmals ein so genanntes Sturmgeld ausgelobt wurde. Um eine Bresche in die Festungsmauern zu schlagen, hoben die Belagerer Gräben aus, in der Regel parallel zu einer der vorderen Seiten einer Bastion. Danach wurden in diesem Graben Geschütze postiert, die sofort ein Deckungsfeuer eröffneten.
Nun wurde ein Annäherungsgraben in Richtung der Bastion angelegt, und nach einigen Metern wiederum ein Parallelgraben in dem die Kanonen Schutz fanden. Die Belagerer mussten beim Ausheben von Annäherungsgräben damit rechnen, das die Verteidiger der Festung einen Ausfall unternehmen, um die Arbeit der Sappeure zu unterbrechen. Deshalb legten sie oftmals in regelmäßigen Abständen zwischen den Gräben Festungen im Kleinstformat an, in denen man Truppen zur schnellen Abwehr eines Ausfalls stationierte.
Bei vielen frühneuzeitlichen Belagerungen entstanden komplexe Grabensysteme mit zahlreichen Befestigungsanlagen.
Hatten sich die Belagerer mit Hilfe von Annäherungsgräben nahe genug an eine Bastion herangearbeitet, konnten die Kanonen so viel Feuerkraft entfalten, um eine Bresche in die Bastion zu schießen. Doch die Verteidiger bildeten in solch einem Fall meist eine dichte Schützenlinie hinter der Bresche, und sie hielten Körbe mit Schutt, Erde und Holz bereit, um eine Bresche provisorisch schließen zu können. Zudem konnten Angreifer beim Sturm auf eine Bresche von angrenzenden Bastionen unter Beschuss genommen werden, insbesondere aus zurückgezogenen Flanken.
Wenn sich das Schlagen einer Bresche anbahnte, legten die Verteidiger der Festung oftmals eine Retirata hinter der betreffenden Mauerstelle an, wenn eine derartige zweite Front nicht bereits von Anfang an in der Festung vorhanden war.
Auch die alte Taktik des Unterminierens kam bei frühneuzeitlichen Belagerungen zum Einsatz. Dabei legten die Belagerer vom Gegner möglichst unbemerkt einen Stollen an, der bis unter das Fundament eines Turms gegraben wurde. Dann legte man ein Feuer, wodurch man den Turm zum Einsturz brachte.
Bei frühneuzeitlichen Belagerungen bevorzugte man die Verwendung von kleinen Schießpulverfässern. Bestand bei den Belagerten der Verdacht das eine Unterminierung geplant ist, gruben sie ihrerseits Stollen, um das Vorhaben des Gegners zu vereiteln.
Bereits im späten 16. Jahrhundert wurde es üblich, das die Belagerer ihrerseits einen Ring aus Befestigungsanlagen um die belagerte Stadt oder Festung anlegten. Somit sicherten sich die Belagerer vor dem etwaigen Angriff eines Entsatzheeres, schnitten die belagerte Festung komplett von der Außenwelt ab und schützten sich vor möglichen Ausfallangriffen der Verteidiger.
Ein derartiger Befestigungsring bestand aus unzähligen Gräben und Werken, die teilweise so nahe wie möglich an die belagerte Festung getrieben wurden.
Ein besonders komplexer Ring aus Feldbefestigungen wurde zum Beispiel bei der Belagerung der niederländischen Stadt 's Hertogenbosch im Jahre 1629 angelegt.
In gewisser Weise ist der Grabenkrieg des Ersten Weltkrieges eine Erweiterung der Belagerung auf die gesamte Front. Mit weitreichender Artillerie und Flugzeugen wurde es fast unmöglich, Städte gegen eine Belagerung zu schützen. Dennoch kam es im Zweiten Weltkrieg mit der Belagerung von Leningrad zumindest zu einer langwierigen Belagerung einer Stadt.
Die letzte Belagerung im klassischen Sinne war der Kampf um die französische Festung Dien Bien Phu in Vietnam im Jahre 1954. In neuerer Zeit wurde von der Belagerung Sarajevos im Bosnienkrieg gesprochen.
Siehe hierzu Liste von Belagerungen
Siehe auch: Kreative Art Belagerer zu demotivieren (Horaffensage)
Allgemein
Diese Taktik gilt als außerordentlich riskant und es gibt in der Geschichte genügend Beispiele, bei denen ein geplante Handstreich als Fehlschlag endete.
In diesem Sinne ist der deutsche Überfall auf den Festungsring Lüttich zu Beginn des ersten Weltkrieges zu bewerten, während im zweitem Weltkrieg der ebenfalls als Handstreich ausgeführte Angriff auf Fort Eben-Emael sehr erfolgreich war.Belagerungstechnik der Frühgeschichte und Antike
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