Barbarei
Barbarei, abgeleitet vom griechischen Wort
bárbaros für nicht Griechisch sprechende Völker (vgl.
Barbar)
nach
Friedrich Engels das
Zeitalter zwischen der Wildheit des Urmenschen (dem
Urkommunismus) und den darauf folgenden Klassengesellschaften, z. B. der auf
Sklaverei beruhenden Wirtschaftsform;
laut Franz Borkenau ist die Barbarei immer wieder ein Zwischenzustand nach dem Zusammenbruch eines Kulturkreises und der Entstehung eines neuen. Beide unterscheiden sich bei ihm immer danach, wie sie zum Problem der Sterblichkeit stehen, sie also entweder leugnen ("Unsterblichkeit" z. B. der Seele) oder wahrhaben. Am Anfang entscheidet sich ein neuer Kulturkreis entgegengesetzt zur voran gegangenen Kultur und ist damit erfolgreich, am Ende scheitert er daran, dass die ausgeklammerte Alternative ihm kulturell unlösbare Probleme stellt. Die jüdische oder griechische Antike begann z. B. mit der Anerkennung der Sterblichkeit und endete in der gleichzeitigen Entsittlichung von Zentralmacht (Rom) und der sie umgebenden Völker, in der Völkerwanderung, einer Zeit der Barbarei (vgl. etwa die "Merowingischen Gräuel"). Unsere anschließende Kultur begann im frühen Mittelalter mit der mental rettenden Fiktion der Unsterblichkeit im Christentum (zentrale Bedeutsamkeit der Eucharistie) und endet mit der sie überwältigenden allgemeinen Überzeugung der Sterblichkeit. Demgemäß sind wir vermutlich bereits in ein neues Zeitalter der Barbarei eingetreten: Denn seit dem 20. Jahrhundert hat sich Töten bis zum Genozid als Problem-'Lösung' erfolgreich durchgesetzt.
Literatur
- Franz Borkenau, Ende und Anfang, Stuttgart 1995