Baptisterium San Giovanni
Das achteckige Baptisterium San Giovanni in Florenz wurde als Kirche nach dem Vorbild des römischen Pantheon erbaut. Der Grundstein wurde um 1060 durch Papst Nikolaus II (vormals Bischof von Florenz) gelegt. Nach etwa 70-jähriger Bauzeit war das Baptisterium um 1128 vollendet; die Laterne (der Aufsatz des Daches) um 1150. Schon die Größe des Bauwerks ist erstaunlich, misst man sie an der geringen Bevölkerungszahl im Florenz des 11. Jahrhunderts. Die Höhe des Pantheons wird nur um 1/5 unterschritten; in der Raumweite werden immerhin 2/3 des römischen Vorbildes erreicht.Praktische Erfordernisse können die Dimensionen nicht erklären. Es handelt sich vielmehr um „Architektur als Bedeutungsträger“: um einen Repräsentationsbau, mit dem im Zeitalter des Investiturstreites (1077: Gang nach Canossa) die herausgehobene Stellung von Florenz als einem Vorposten der päpstlichen Richtung dokumentiert werden sollte.
Die Fassade des Gebäudes wurde mit weißem, rotem und grünen Marmor gestaltet. Dieser Stil wird als Inkrustationsstil bezeichnet und knüpft unmittelbar an die Antike an. Berühmt sind außerdem die drei vergoldeten Bronzetüren. Sie entstanden innerhalb eines Zeitraumes von rund 120 Jahren. Die erste Türe (1330) wurde von Andrea Pisano gearbeitet und orientiert sich noch rein an der Gotik, während sich zwischen der zweiten und der dritten Türe, die beide von Ghiberti stammen, der Wechsel zur Frührenaissance vollzieht: 1. Tür 1403-1424, 2. Tür („Paradiespforte“) 1425-1452.