Bahnradsport
Unter dem Begriff Bahnradsport wird eine Gruppe von radsportlichen Disziplinen zusammengefasst, die auf einer Radrennbahn ausgeübt wird. Gemäß dem Reglement der UCI werden Bahnradsport-Wettkämpfe mit Rädern ohne Gangschaltung und ohne Bremsen sowie mit starrer Hinterradnabe (also ohne Freilauf) durchgeführt. Der Bahnradsport gehört seit deren Entstehung zum Programm den Olympischen Spiele.Allgemein gefasst lassen sich die Disziplinen des Bahnradsport in zwei Gruppen ordnen:
Kurzzeitdisziplinen
Sprint
Es fahren jeweils zwei oder mehrere Sportler(innen) gegeneinander über eine Distanz von drei Runden (bei Bahnen mit einer Länge um 250 Meter). Die Rundenzahl kann je nach Bahnlänge variieren. Sieger ist, wer als erster die Ziellinie überquert, wobei die Zeit, die zwar für die letzten 200 m zu Vergleichszwecken gemessen wird, unerheblich ist. Dies führt dazu, dass die Kontrahenten i.d.R. während der ersten beiden Runden extrem langsam fahren und sich nur belauern, teilweise sogar Stehversuche machen. Entscheidend ist dann der - häufig explosive - Antritt und die Endschnelligkeit. Die Wettkämpfe werden in mehreren K.O.-Runden ausgetragen. Der Sieger bzw. die Siegerin kommt jeweils eine Runde weiter und kann so schließlich ins Finale vorrücken, in dem dann der Gesamtsieger bzw. die Gesamtsiegerin ermittelt wird.Olympischer Sprint (z. Z. nur Männer)
Hierbei handelt es sich um einen Mannschaftssprint. Es agieren jeweils drei Fahrer als eine Mannschaft, wobei der jeweils führende nach einer Runde ausscheidet. Wenn auch der Austragungsmodus ähnlich dem des Sprint ist, so ergibt sich hier meist ein völlig anderer Rennverlauf. Es wird von Anfang an Tempo gefahren. Die beiden ersten Fahrer dienen dem dritten als Anfahrer, der seine Kräfte für die letzte Runde im Windschatten schonen kann.Keirin
Eine aus Japan stammende Variante des Sprints. Keirinrennen werden mit jeweils acht Fahrern bzw. Fahrerinnen über eine Distanz von ca. 2000 m ausgetragen (variert etwas je nach Länge der Bahn). Während der ersten zwei Drittel der Distanz fährt ein Dernyfahrer vor dem Feld her und beschleunigt langsam auf eine Geschwindigkeit von ca. 40-45 km/h. Nachdem der Dernyfahrer dann die Bahn verlassen hat, setzt der eigentliche Finalkampf ein. Während dieses Kampfes sind Berührungen zwischen den Kontrahenten im Gegensatz zum klassischen Sprint (s.o.) im begrenzten Umfang erlaubt. Je nach Teilnehmerzahl wird auch Keirin in mehreren Runden ausgetragen. Eine vorher festgelegte Anzahl an Teilnehmern erreicht dann jeweils die nächste Runde.Einzelzeitfahren (Männer: 1000 m; Frauen: 500 m)
Letztlich geht der Athlet bzw. die Athletin hierbei über die Leistungsgrenze hinaus. Denn meistens ist es so, das der- bzw. diejenige gewinnt, welche(r) den geringsten Geschwindigkeitsverlust auf den letzten Metern erleidet.Ausdauerdisziplinen
Einer-Verfolgung (Männer: 4000 m; Frauen: 3000 m)
Es fahren immer zwei Sportler(innen) gegeneinander. Gestartet wird jeweils von den gegenüberliegenden Geraden der Bahn. Sieger(in) ist, wer seinen Gegner bzw. seine Gegnerin einholt oder, falls das bis zum Ende der Distanz nicht möglich war, wer die schnellste Zeit erzielt hat. Auch hier wird der Gesamtsieger oder die Gesamtsiegerin über mehrere K.O.-Runden letztlich im Finale ermittelt.4000 m-Mannschaftsverfolgung (z.Z. nur Männer)
Der Modus ist der gleiche wie bei der Einer-Verfolgung. Hier treten jedoch zwei Mannschaften zu je vier Fahrern gegeneinander an. Die Zeitmessung erfolgt bei Zieldurchgang des dritten Fahrers einer Mannschaft. Die Mannschaftsverfolgung gilt als Königsdisziplin des Bahnradsports, weil neben der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Mannschaftsmitglieds die perfekte Abstimmung aufeinander von entscheidender Bedeutung ist. Bis die Führungswechsel und das Hinterradfahren auf minimalem Abstand optimal klappen ist ein erheblicher Trainingsaufwand erforderlich.Scratch
Relativ neue Disziplin bei der eine größere Anzahl von Fahrern bzw. Fahrerinnen gemeinsam über eine Distanz von 40 Runden (?) starten. Sieger ist ganz einfach, wer als erster die Distanz beendet. Diese Rennen sind häufig stark von der Taktik geprägt. Hierbei ist oft von entscheidender Bedeutung, sich einen Rundenvorsprung zu erkämpfen. Denn dann kann man im Feld der Fahrer bzw. Fahrerinnen mitrollen, lediglich darauf achtend, dass dieser Rundenvorsprung nicht wieder egalisiert wird. Punktefahren (Männer: 40 km; Frauen: 24 km)
Beim Punktefahren erfolgt nach einem Massenstart in vorher festgelegten Intervallen eine Punktevergabe (5, 3, 2, 1 Punkte), um die im Sprint gekämpft wird. Zum Schluss gibt es eine Sonderwertung mit doppelter Punktezahl. Sieger bzw. Siegerin ist, wer am Ende die meisten Punkte errungen hat, wobei jedoch gilt: Rundengewinn geht vor Punktgewinn.Zweier-Mannschaftsfahren (auch bekannt als Madison, z. Z. nur Männer)
Dies ist die Disziplin, in der die bekannten Sechstagerennen ausgetragen werden. Das Zweier-Mannschaftsfahren wird aber auch bei offiziellen Meisterschaften und bei Olympischen Spielenn ausgetragen, dann natürlich über geringere Distanz (i. d. R. 60 km). Zwei Fahrer bilden eine Mannschaft. Sie lösen sich nach beliebiger Distanz ab. In vorher festgelegten Intervallen werden Punktewertungen ausgefahren (5, 3, 2, 1 Punkte). Sieger ist die Mannschaft mit den meisten Punkten, wobei wie beim Punktefahren (s.o.) gilt: Rundengewinn geht vor Punktgewinn.