Avantgarde Jazz
Avantgarde Jazz ist, vereinfacht,
Free Jazz in regelmäßiger Form (
Stücke, Strophen), regelmäßigem
Rhythmus und regelmäßigem
Tempo. Das heißt, die anderen musikalischen Bestandteile wie
Melodie und
Akkorde sind recht frei. In Teilen von Stücken, sogenannten freien Passagen, werden auch Form, Rhythmus oder Tempo frei. Der Begriff Avantgarde Jazz besteht seit den 1950er Jahren, gewinnt jedoch ab etwa 1990 eine neue und festere Bedeutung. Seit dem völlig ungebundenen Free Jazz der 1960er Jahre entstanden um 1980 mit dem Free Funk, verbunden mit Musikern wie James Blood Ulmer (g) und Ronald Shannon Jackson (d), erste bekanntere Zwischenstufen gebundener und ungebundener Jazzstile. Und zwar erklangen im Free Funk freie Melodie und Akkorde über hartem gebundenem Rhytmus, wie er im
Funk vorkommt, dem Nachfolge-Stil des
Soul, dem sehr harten und rauhen Musikstil US-farbigen Ursprungs in den 1960ern. Um 1990 wurde ein breites Stilspektrum verschiedenartiger Bands in der damals neuen New Yorker Live-Musik-Stätte Knitting Factory mitgeschnitten, als
LP oder
CD vermarktet und weltweit so erfolgreich, daß man einen Begriff suchte für diesen zuerst als Konglomerat erscheinenden neuen Stilbereich. Es gewannen zwei Richtungen größere Bedeutung: die freiere, für die sich der oben beschriebene Avantgarde Jazz als Bezeichnung eine Zeitlang durchsetzte; eine sich auf jüdische Musikelemente berufende Richtung, der Klezmer, die zu ganz eigenem weltweitem Erfolg gelangte und dadurch fester Begriff wurde. Hingegen blieb die Bezeichnung Avantgarde Jazz immer etwas brüchig, auch hat sich für diesen Jazzstil die Bezeichnung Experimenteller Jazz eingebürgert. Sogar eine dritte Richtung setzte an: die Einbeziehung des Computers bei Band-Auftritten anstelle eines Musikers oder wie einen Musiker. Solche Ansätze fallen vorerst zwar auch unter Avantgarde Jazz, die Tragweite solcher Entwicklungen ist aber noch nicht ganz abzusehen und damit ebenso nicht die Entstehung neuer Stile und Bezeichnungen. -
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