Australopithecus
Der Australopithecus ist eine Vormenschen-Gattung der Familie Hominidae.
Der Name ist ein lateinisch-altgriechisches Kunstwort, das der Entdecker des ersten fossilen Australopithecus, Robert Dart, 1925 aus lat. australis "südlich" (wegen des Fundortes im südafrikanischen Taung) und altgriech. pithēkós "Affe" zusammengesetzt hatte.
Die frühen Australopithecinen werden als nahe Verwandte der Vorläufer des heutigen Menschen (Homo sapiens sapiens), möglicherweise auch als direkte Vorfahren der Gattung Homo angesehen. Die späteren Australopithecinen stellen eine evolutionäre Seitenlinie in Bezug auf Homo sapiens dar.
Die Australopithecus-Arten werden innerhalb der Hominiden zur Unterfamilie Australopithecinae gerechnet. Sie verfügten bereits über den aufrechten Gang. Das Gehirnvolumen entspricht mit ca. 400-500 cm3 etwa dem eines Schimpansen oder Bonobo. Die Körpergröße lag zwischen ca. 1,30 m und 1,60 m, wobei es einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus gab, d. h., die männlichen Australopithecinen waren wesentlich größer als die weiblichen. Dieser Größenunterschied zwischen den Geschlechtern läßt auch auf das Sozialverhalten schließen. Die heute lebenden Gorillas, die in "Haremsform" zusammenleben, also ein großer, erfahrener männlicher mit mehreren weiblichen Gorillas, zeigen ähnliche Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern. Man nimmt also an, dass die Gruppenstruktur der Australopithecinen der der Gorillas heute ähnlich war.
Im Verlauf der Evolution spezialisierten sich die Australopithecinen auf Grund eines massiven Klimawandels am ostafrikanischen Grabenbruch anatomisch immer mehr in Richtung harte Pflanzennahrung. Dieser Klimawandel bedeutete ein Zurückweichen des Urwaldes mit seiner weichen Früchte- und Blätternahrung. Stattdessen breitete sich eine Savannenlandschaft aus, die ein relativ trockenes, hartes Nahrungsangebot zu Verfügung stellte. Die Anpassung der Australopithecinen an diese veänderten Lebensbedingungen zeigt sich insbesondere in einem massiv ausgebildeten Unterkiefer mit überdimensional großen Mahlzähnen sowie Knochenkämmen auf dem Schädeldach, die als Ansätze für eine starke Kaumuskulatur dienten.
Inwieweit Australopithecinen Werkzeuggebrauch über das Niveau von Schimpansen hinaus betrieben, ist noch nicht abschließend geklärt. Funde von Australopithecinen im Kontext mit Oldowan-Werkzeugen legen Werkzeuggebrauch in Form von Geröllwerkzeugen nahe. Unter Geröllwerkzeugen versteht man wenig spezifisch ausgebildete Steinwerkzeuge, die eher den Eindruck erwecken, sie seien dem Zufall und nicht einer gedanklichen Planung entsprungen. Da in den gleichen Schichten auch Homo habilis gefunden wurde, ist die Zuordnung aber ungesichert.
- Australopithecus afarensis lebte vor 3,7 bis 2,9 Millionen Jahren. Zu dieser Art gehört das berühmte Fossil Lucy.
- Australopithecus anamensis lebte vor rund 4 Millionen Jahren im östlichen Afrika.
- Australopithecus africanus lebte vor ca. 2 bis 3 Millionen Jahren. Zu dieser Art gehört das Kind von Taung (Südafrika), das das erste beschriebene Fossil der Gattung Australopithecus darstellt.
- Australopithecus aethiopicus lebte vor rund 2,5 Millionen Jahren im östlichen Afrika.
- Australopithecus bahrelghazali lebte vor ca. 3,5 Millionen Jahren. Das erste Fossil wurde von Michel Brunet 1993 im Tschad gefunden.
- Australopithecus gahri lebte vor ca. 2,5 Millionen Jahren in Äthiopien.
- Australopithecus robustus lebte vor ca. 2,6 bis 1 Million Jahren in Südafrika.
- Australopithecus boisei lebte vor 2,5 bis 1 Million Jahren im östlichen Afrika (Tansania, Äthiopien, Kenia).
Siehe auch:Anthropologie - Urgeschichte - Steinzeit
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