Ausgestorbene Tierarten Europas
In historischer Zeit sind folgende Artenen in Europa ausgestorben:- Der Riesenalk (Alca impennis), eigentlich eher eine nordatlantische Art.
- Der Auerochse, der aber in Form von Hausrindern in gewisser Weise weiterlebt.
- Der Tarpan (Equus caballus gmelini), dessen Artstatus jedoch umstritten ist, und der ebenfalls durch Rückzüchtungsprogramme mit ursprüngliche Pferderassen in gewisser Weise weiterlebt (Konik).
In vorhistorischer Zeit, vor ca. 10.000 bis 8.000 Jahren am Ende des Pleistozäns, fand allerdings ein großes Artensterben statt, dem zahlreiche Großsäuger wie Mammuts und Mastodonten, das Wollnashorn, das europäische Flusspferd, der europäische Bison sowie verschiedene Arten von Zwergelefanten und Zwergflusspferden zum Opfer fielen. Ursache dafür war die Verfolgung durch steinzeitliche Jäger in Verbindung mit den Klima- und Vegetationsveränderungen am Ende der letzten Eiszeit.
Für den in Europa geringen Artenverlust der Neuzeit im Vergleich zu anderen Kontinenten (allein 39 Säugetierarten und 43 Vogelarten in den USA) gibt es mehrere Erklärungen:
- Europa besitzt nur sehr wenige endemische Arten, was mit der geographischen Lage und den Eiszeiten zu erklären ist.
- In Europa verlief der Prozess der Landschaftsveränderung vergleichweise langsam ab, im Gegensatz etwa zu Neuseeland, Australien oder vielen Inseln.
- Zu Europa gehören keine abgelegenen Inselgruppen, die weltweit ein Schwerpunkt des Artensterbens sind. Beispiele dafür sind Hawaii, Galapagos, Guam oder die Inseln im Indischen Ozean.
- Als viele Arten aus dem frühzeitig industrialisierten West- und Mitteleuropa verschwunden waren, gab es noch Bestände im Norden und Osten, teilweise auch noch in den weniger entwickelten mediterranen Ländern. Heute hat sich die Situation ins Gegenteil verkehrt. Durch das gestiegene Umweltbewusstsein kehren Arten wieder nach West- und Mitteleuropa zurück, die heute im Osten und auf dem Balkan und einigen mediterranen Ländern stärker gefährdet sind.
- Mufflon, Restbestände aus Sardinien und Korsika wurden erfolgreich auf dem Festland angesiedelt, wo sie heute nicht mehr gefährdet sind. Auf den beiden Inseln selbst sind sie stark bedroht.
- Steinbock, um 1820 fast ausgerottet, aus einem Restbestand von etwa 100 Tieren wieder an so vielen Stellen angesiedelt, dass die Art heute nicht mehr gefährdet ist.
- Wisent, nach einem Fast-Aussterben um 1920 wurden aus einem Dutzend Tiere wieder größere Bestände herangezogen und an mehreren Stellen wieder angesiedelt.
- Biber, nach beinahe Ausrottung durch die Jagd heute durch konsequenten Schutz und Wiederansiedlung und eigene Ausbreitung nicht mehr gefährdet.
- Bartgeier, nach Ausrottung in den Alpen Wiederansiedlung aus Zoobeständen und Tieren aus Restbeständen im Osten.
- Gänsegeier, Wiederansiedlung in Frankreich und Schutz lassen auf eine Wiederkehr aus den Randgebieten Europas hoffen.
- Waldrapp, Wiederansiedlungsprojekte aus Zootieren, die aus Nordafrika und dem Nahen Osten stammen.
- Zwerggans, Wiederansiedlungsanstrengungen um die letzten gefährdeten Bestände in Europa zu retten. Tiere in Asien und in Zoos noch in ausreichenden Beständen.
- Luchs, Wiederansiedlung in Mitteleuropa aus Beständen vom Balkan, eigenständige Wiederausbreitung durch Schutz.
- Wildkatze, Wiederansiedlung aus Restbeständen, Erholung der Restbestände durch Schutz.
- Wolf, eigenständige Expansion aus Restbeständen in Italien, Osteuropa und dem Balkan.
- Braunbär, eigenständige Expansion einiger Restbestände, Erholung der Bestände durch Schutz und Wiederansiedelung.
- Löwe, überlebt in Afrika, in Restbeständen in Indien und in Zoos,
- Hyäne, überlebt in Afrika,
- Leopard, überlebt in Afrika und Asien.
Was Reptilien, Amphibien, Fische und andere Tierarten angeht, sind viele Arten zum Teil extrem gefährdet, doch waren keine völlig ausgestorbenen Arten zu finden (bitte solche nennen, wenn bekannt!). Zudem gehören sie meist nicht zu den das gesamte Ökosystem beeinflussenden Schlüsselarten.
Alles in allem muss man konstatieren, dass eigentlich noch so gut wie alle Tierarten bzw. nah verwandte Ersatzarten (Koniks für Tarpane und Heckrinder für Auerochsen) vorhanden sind, so dass eine "Rekonstruktion" des gesamten Ökosystems auf begrenzten, aber vernetzen Flächen möglich wäre, bestünde nur der Wille dies zu verwirklichen. Es müssten große Anstrengungen unternommen werden um dies zu erreichen, aber noch ist es möglich. Bisher haben nur die Niederlande beschlossen 30% ihres Staatsgebiets mittelfristig wieder der Natur zurückzugeben.
Siehe auch: Naturentwicklungsgebiet, Auswilderung, Liste ausgestorbener Tiere und Pflanzen