Aufstand von Franz II. Rákóczi
Der Aufstand von Franz II. Rákóczi (auch der Kuruzenkrieg oder Freiheitskampf von Franz II. Rákóczi genannt) war 1703 – 1711 der letzte aus einer Serie von antihabsburgischen Aufständen (1604-1711) im Königlichen Ungarn und Siebenbürgen (genauer: in der heutigen Slowakei, heutigem Nordostungarn und der heutigen West-Karpato-Ukraine) und zugleich der letzte sog. Kuruzenaufstand.
Table of contents |
2 Ursachen 3 Verlauf 4 Interne Links |
Der Anführer
Franz II. Rákóczi (ung II. Rákóczi Ferenc, slow František II. Rákoci), heute ein ungarischerer Held, war seinerzeit der reichste Adelige im Königlichen Ungarn und Gespan des ostslowakischen Šariš/Scharosch-Komitats. Schon Franz' adelige Verwandte waren oft in antihabsburgische Aufstände verwickelt: sein Vater Franz I. Rákóczi war in der Verschwörung Wesselenyis (1664-1671) in Kroatien und der Slowakei (beides Teile des Königlichen Ungarnss) verwickelt, sein Großvater (Georg I Rákóczi) war Anführer eines nach ihm benannten Aufstands (1644-45) in der Slowakei, sein Onkel Georg II. Rákóczi war Anführer eines nach ihm benannten Aufstands (1648-1660) in Siebenbürgen und Polen, und sein Stiefvater Emmerich Thököly war der Anführer eines nach ihm benannten (Kuruzen-)Aufstands (1678-1688) in der Slowakei.
Nach der Niederschlagung des Aufstands ging Ferenc II. Rákoczi nach Frankreich ins Exil.
Ursachen
Vorgeschichte
Siehe: Kuruzen oder Die Slowakei in der frühen Neuzeit (1526 - 1711)
Unmittelbare Ursachen
Die Hauptursachen des Aufstands waren insbesondere:
Verlauf
Expansion (1700 – 1708)
Der Aufstand begann als 1700 der Adlige Ferenc II. Rákoczi (1676-1735) Kontakt zu Ludwig XIV von Frankreich aufnahm und um Unterstützung bei einem Aufstand gegen die Habsburger bat. Nachdem dieser Akt verraten, Rákóczi verhaftet und aus seinem Gefängnis nach Polen geflüchtet worden war, wurde er am 16. Juni 1703 schließlich zum Führer eines in der Karpato-Ukraine (Teil von Königreich Ungarn) bereits ausgebrochenen eher kleinen Aufstands (Kleinadlige, Haiducken, Bauern), der sich dann sukzessive in die heutige Slowakei und das heutige Nordungarn ausbreitete.
Die Adeligen im Nordosten des Königreichs Ungarn, auf das sich der Aufstand anfangs beschränkte, waren (zumindest anfangs) geteilt – einige, vor allem in der Ostslowakei, unterstützten Rákóczi, andere waren gegen ihn. Mit Hochadeligen hatten die Kuruzen zwar nichts im Sinn, aber Franz II. und dessen Familie war selber dessen Mitglied.
Bis Dezember 1703 haben die Kuruzen die gesamte Slowakei und Teile Nordungarns erobert, jedoch ohne all die wichtigen Städte (Bratislava, Kosice usw.). 1704 folgten auch einige Attacken in Mähren. Nach zahlreichen weiteren Kämpfen kontrollierte Rákóczi 1705 bereits praktisch die ganze Slowakei und heutiges Nordungarn. Bezüglich des Gebiets von Österreich, wurden bei diesem Aufstand ab Dezember 1703 Teile von Niederösterreich (die Umgebung von Wien), das heutige Burgenland und die östliche Steiermark bis 1709 mehrmals überfallen und verwüstet. Zum Schutz der habsburgischen Hauptstadt Wien wurde 1704 der Linienwall (Verlauf des Gürtels), eine leichte Befestigungslinie, angelegt, ebenso vom Neusiedler See bis zur Donau mehrere Schanzen.
1704 ließ sich Rákóczi zum Fürsten von Siebenbürgen wählen, obwohl Siebenbürgen seit Jahren kein unabhängiges Fürstentum mehr war.
Das auf dem ersten Landtag der von Rákóczi eroberten Gebiete im Jahre 1705 in Szecseny propagierte Ziel des Aufstandes waren die Wiederherstellung der ständischen Verfassung, die Schaffung eines unabhängigen Königreichs Ungarn mit freier Königswahl, in dem Siebenbürgen selbständiges Fürstentum bleiben sollte. Nachdem Rákóczi auf „seinem“ Gebiet in den Jahren 1706-1708 mit zahlreichen Aufständen gegen seine schlechte Wirtschaftspolitik und despotische Herrschaft zu kämpfen hatte und nachdem er die slowakischen Bergbaustädte an die Habsburger verloren hatte, versuchte er seine Lage noch zu retten, indem er auf dem dritte Landtag von Rákóczi im Jahre 1708 in Sárospatak die am Aufstand beteiligten Bauern gegenüber ihren Grundbesitzern für frei erklärte. Da es aber ähnliche Erklärungen seinerseits schon vorher gab, haben ihm die Bauern zu Recht nicht mehr geglaubt.
Obwohl Ferenc II. Rákóczi kein Feldherr war, verfügte er 1705 über 100 000 Mann und kontrollierte wie bereits erwähnt sehr schnell die ganze Slowakei und heutiges Nordungarn. Ein wesentlicher Faktor bei diesem Erfolg war es, dass 1703 zu seinen Truppen sehr viele Offiziere der österreichischen Armee ,z.B. Alexander Károlyi (ung. Károlyi Sándor), übertraten (die zuvor gegen ihn kämpften), so dass er mit der modernen Kriegsführung vertraut war. Andererseits waren aber viele seiner Kuruzentruppen disziplinlos, arbeiteten nur mangelhaft zusammen und beherrschten nur eine Art der Kriegsführung, welche Emmerich Thököly und vor ihm andere Streifscharführer praktiziert hatten, und Rákóczi hatte auch Waffenmangel.
Niederschlagung (1708-1711)
Doch die günstige militärische Lage wendete sich im Frühling 1708 als der unerbittliche habsburgische General Sigbert Heister zum kaiserlichen Oberbefehlshaber ernannt wurde. Am 3. August 1708 wurden die Kuruzen bei der Stadt Trencin/Trentschin trotz zweifacher zahlenmäßiger Überlegenheit geschlagen und es folgte eine Serie von Niederlagen. Im April 1711 fiel auch die letzte größere Siedlung, Košice/Kaschau, in die Hände der Habsburger. 1711 blieben nur noch etwa 12000 Kuruzen über.
Nachdem Rákóczi nach Polen gegangen (oder vielleicht geflüchtet) war, schloss 1711 sein Stellvertreter Graf Alexander Károlyi dank dem diplomatischen Geschick von Graf Johann Pálffy (einem Diplomaten, dem die Habsburger zum Schluss taktisch die Stelle von Gen. Heister überließen) einen Frieden mit den Habsburgern – den Frieden von Satu Mare/Sathmar. Die Habsburger gewährten den Aufständischen Amnestie gegen einen Treueeid, das Recht auf ständische Selbstverwaltung und speziell dem Adel das Verfügungsrecht über seine Güter, Leibeigenen und die Steuerfreiheit. Im Gegenzug wurde das Erbfolgerecht der Habsburger in Ungarn anerkannt.