Audion
Als Audion bezeichnete man im Zeitalter der Radioröhren die Gleichrichtung einer empfangenen Hochfrequenz an der Gitter-Kathode-Strecke einer Elektronenröhre (Gittergleichrichtung). Die dort erzeugten Spannungsänderungen konnten in der selben Röhre (meist eine Triode) direkt weiterverstärkt werden. In den Anfangstagen des Rundfunks war dies ein erheblicher Vorteil gegenüber getrennter Gleichrichtung (Demodulation) und Verstärkung. Bis dahin standen nur passive Empfänger sog. Fritter, Kohärer und Detektor-Empfänger mit Kristall-Detektoren zur Verfügung. Letzterer arbeitete ohne eigene Stromversorgung.
Eine enorme Steigerung der Empfindlichkeit dieser Anordnung konnte erreicht werden, indem ein Teil der mitverstärkten Hochfrequenz mit gleicher Phasenlage auf den Eingangsschwingkreis rückgekoppelt wurde. Dadurch stieg die Empfindlichkeit und die Trennschärfe des Empfängers enorm an. So konnten auch weit entfernte Sender wesentlich besser empfangen werden. Außerdem konnten neben der üblichen Amplitudenmodulation auch unmodulierte Sendungen (Morsecode) und später Einseitenband-Telefonie (SSB) aufgenommen werden.
Das Schaltungskonzept des Audion mit Rückkopplung war bis in die frühen 1940er Jahre der
Standard für Rundfunkgeräte (z. B. Volksempfänger). Später wurde im Audion die Elektronenröhre durch den Transistor (oder den Feldeffekttransistor, FET) ersetzt.
Das Audion wurde vom sog. Superheterodyn-Prinzip (Überlagerungsempfänger) verdrängt. Die Gründe dafür waren u.a. die diffizile Bedienung des Audions (2-Knopf-Bedienung), die ungenaue Frequenzeinstellung, die Abhängigkeit von der Antenne, die Verzerrungen (Klirrfaktor) bei starken Sendern, die fehlende Schwundautomatik, die relativ geringe Trennschärfe und schlechter bzw. rückkopplungsabhängiger Frequenzgang.
Bis in die 1970er Jahre wurde die Audion-Schaltung trotzdem verwendet und bot die Möglichkeit mit minimalem Aufwand relativ leistungsfähige Radios, insbesondere für den Eigenbau, die Schulung und z.B. für den Amateurfunk zu bauen.
Ein großer Nachteil des Rückkopplungsaudions ist es, dass es bei zu starker Rückkopplung zu schwingen anfängt und zum (Stör-)Sender wird. Das letztere kann man durch geeignete Schaltungsmaßnahmen (Entkopplung mit Trennstufe, Abschirmung und andere Maßnahmen) aber verhindern.Audion mit Rückkopplung