Astrograf
6"-Doppelastrograf der Landessternwarte
Heidelberg-Königstuhl, f=250cm, d=15cm
Heidelberg-Königstuhl, f=200cm, d=40cm
Astrografen (auch Astrographen) sind spezielle Linsenfernrohre, die für die Astrofotografie eingesetzt werden. Bedeutung haben die Astrografen wegen ihrer Fähigkeit, sehr große Felder am Himmel zu erfassen.
Für diese Aufgabenstellung sollen ihre Linsenobjektive ein besonders großes (z.B. 300x300 mm), verzeichnungsfreies und planes Bildfeld liefern. Auch der Abbildungsmaßstab soll über einen großen Spektralbereich konstant bleiben. Öffnungen mit einem Durchmesser von 400 mm wurden erreicht (siehe Bild des Bruce-Doppelastrografen).
Besonders Doppel-Astrografen sind ein nützliches Hilfsmittel der praktischen Astronomie. Sie wurden bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhundert produziert. Dabei werden zwei gleichartige Astrografen auf einer Montierung den Sternen nachgeführt. Durch unterschiedliche Ausstattung der beiden Astrografen mit Farbfiltern oder mit einem Objektivprisma vor einem der Astrografen können zur gleichen Zeit Vergleichsaufnahmen vom gleichen Himmelsgebiet, aber mit unterschiedlichen Informationen angefertigt werden. Man erhält so Fotos der gleichen astronomischen Beobachtungsobjekte, die sich nur in der Farbe unterscheiden oder ein normales Foto und eines, auf dem die Sterne zu Spektren auseinandergezogen wurden. Es ist auch denkbar, eine der Fotoplatten relativ zum gesamten Instrument zu bewegen. Mit dieser Methode erhält man wieder ein normales Foto einer bestimmten Himmelsgegend, auf dem ein Komet oder Planetoid als Strichspur dargestellt wird und ein zweites, auf dem diese Objekte scharf abgebildet werden und die Sterne als Striche. Zu Anfangszeiten der Astrofotografie dienten die zweiten Platten mitunter auch zur Bestätigung, so dass Entdeckungen, z.B. von Kleinplaneten, auf beiden Platten sein mussten.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Objektive für Astrografen verwendet, die den damaligen Foto-Objektiven im Aufbau ähnelten. Diese waren damals 3-linsige symmetrisch aufgebaute Objektive. Zwischen zwei bikonvexen Linsen befand sich eine bikonkave Linse. Für die Fotografie wurde dieses System durch Änderung der hinteren Linse in ein Kittglied aus zwei verschiedenen Gläsern, zu dem bekannten Tessar weiterentwickelt. Der Optikrechner August Sonnefeld ging für große Astrografen-Objektive einen anderen Weg. Er spaltete die Frontlinse in zwei völlig gleiche Bikonvexlinsen auf und erhielt dadurch ein fast ideales optisches System, den Astro-Vierlinser.
Heute werden in der Astrofotografie für die gleichen Aufgaben Schmidt-Teleskope, Schmidt-Cassegrain-Teleskope und Ritchie-Chretien-Cassegrain-Teleskope verwendet, die ebenfalls ein sehr großes Bildfeld haben. Linsenfernrohre werden in der wissenschaftlichen Astronomie heute weniger benutzt. Auch das Prinzip des Doppelfernrohrs ist obsolet, bzw. wird zu vollständig anderen Zwecken genutzt (Interferometrie).
Literatur
Weblinks