Asperger-Syndrom
Das Asperger-Syndrom ist eine
tiefgreifende Entwicklungsstörung,
Pervasive Development Disorder im Englischen.
Asperger-Syndrom (auch:
autistische Psychopathie (veraltete Benennung); englisch:
Asperger's disorder) ist eine Form des
Autismus, die sich als schwere Kontaktstörung äußert. Benannt ist es nach dem Wiener Kinderarzt
Hans Asperger, der das Syndrom
1944 als erster beschrieb. Es wird heutzutage eher als neurologische Störung denn als psychische Krankheit gesehen. Die Genetik findet immer mehr Hinweise dafür, dass auch das Asperger-Syndrom als neurologische Störung multigenetisch bedingt ist. Außerdem weiß man, dass der Autismus im Allgemeinen, und das
Asperger-Syndrom im Besonderen, genetisch sehr heterogen ist, was bedeutet, dass jeder Mensch mit Autismus eine einzigartige Ausprägung von Autismus hat.
Meist zeigt sich die Störung im Schulalter, wobei meist Jungen betroffen sind. Es gibt Theorien, dass eine ganze Reihe von berühmten Wissenschaftlern, unter anderem Albert Einstein, an dieser Kontaktstörung gelitten haben.
Das Asperger-Syndrom ist häufig verbunden mit Komorbidität, zum Beispiel Bipolarstörungen, Phobien, Schlaf- und Essstörungen, Wutausbrüchen, Aggressionen, Autoaggression, Epilepsie, Migräne, zentral-auditiven Verarbeitungsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen mit oder ohne Hyperaktivität, Depressionen, Zwangsstörungen, Tic-Störungen, posttraumatischen Stressstörungen (PTSD), sensorischen Integrationsstörungen (oder sensorisch-integrativen Dysfunktionen - SID), und so weiter.
Das Asperger-Syndrom hat 1991 in das internationale Klassifikationssystem der WHO (ICD-10) und 1994 in das diagnostische statistische Manual psychischer Störungen (DSM-IV) der American Psychiatric Association Eingang gefunden.
Definition nach ICD 10
ICD-Schlüssel: F84.5
- Es existiert keine klinisch bedeutsame allgemeine Verzögerung in der gesprochenen oder rezeptiven Sprache oder in der kognitiven Entwicklung. Die Diagnose verlangt, dass bis zum Alter von zwei Jahren oder früher einzelne Worte gesprochen werden können, und dass bis zum Alter von drei Jahren oder früher kommunikative Redewendungen benutzt werden. Fähigkeiten zur Selbsthilfe, anpassungsfähiges Verhalten und Wissbegierde in Bezug auf das Umfeld sollten um das dritte Lebensjahr herum auf einem mit der normalen intellektuellen Entwicklung übereinstimmenden Niveau liegen. Dennoch können motorische Meilensteine etwas verzögert sein, und die motorische Unbeholfenheit ist die Regel (obwohl kein notwendiges diagnostisches Merkmal). Es bestehen häufig einzelne spezielle Fertigkeiten, die sich meist auf abnorme Beschäftigung beziehen, aber sie sind für die Diagnose nicht relevant.
- Qualitative Abnormitäten in der wechselseitigen sozialen Interaktion zeigen sich in mindestens zwei der folgenden Merkmale:
- Unvermögen, einen angemessenen Blickkontakt herzustellen und aufrechtzuerhalten, Mängel in Mimik und Körperhaltungen, Mängel in der Gestik zur Regulierung der sozialen Interaktion;
- Unvermögen (in einer dem geistigen Alter entsprechenden oder trotz ausreichender Gelegenheiten), Beziehungen zu Gleichaltrigen zu entwickeln, die das Teilen von Interessen, Aktivitäten und Emotionen betreffen;
- Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit, die sich in einer unzulänglichen oder von der Norm abweichenden Reaktion auf die Emotionen anderer Menschen zeigt; oder der Mangel an Verhaltensmodulation gemäß dem sozialen Kontext; oder eine geringe Integration der sozialen, emotionalen und kommunikativen Verhaltensweisen;
- fehlender spontaner Wunsch, mit anderen Menschen Vergnügen, Interessen und Errungenschaften zu teilen (beispielsweise mangelndes Interesse, anderen Menschen Gegenstände, die dem Betroffenen wichtig sind, herzubringen oder darauf hinzuweisen;
- der Betroffene legt ein ungewöhnlich starkes, sehr spezielles Interesse oder begrenzte, repetitive und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten an den Tag, die sich in mindestens einem der folgenden Bereiche manifestieren:
- einer konzentrierten Beschäftigung mit stereotypen und begrenzten Interessensmustern, die in Inhalt oder Gebiet abnorm sind; oder eine oder mehrere Interessen, die in ihrer Intensität und ihrer speziellen Natur, aber nicht in Inhalt oder Gebiet begrenzt sind;
- offenkundige zwanghafte Befolgung spezifischer, nonfunktionaler Routinen oder Rituale;
- stereotype und repetitive motorischee Manierismen, die entweder das Flattern oder Drehen mit Händen oder Fingern oder komplexe Ganzkörperbewegungen mit einschließen;
- Beschäftigungen mit Teil-Objekten oder nonfunktionalen Elementen oder Spielmaterialien (wie den dazugehörigen Farben, dem Gefühl, das die Oberfläche vermittelt, oder dem Geräusch/der Vibration, das sie hervorrufen).
Doch kommt es seltener vor, dass diese Merkmale motorische Manierismen oder Beschäftigungen mit Teil-Objekten oder nonfunktionalen Elementen der Spielmaterialien einschließen.
- Die Störung ist den anderen Varianten der tiefgreifenden Entwicklungsstörung nicht zuzuschreiben, wie: einfache Schizophrenie, schizo-typische Störung, Zwangsstörung, anankastische Persönlichkeitsstörung, reaktive und enthemmte Bindungsstörungen der Kindheit.
Weblinks
Siehe auch: Psychische Krankheiten, Autismus