Architektur im Nationalsozialismus
Die Architektur im Nationalsozialismus umfasst alle Bereiche der Architektur in der Zeit des Nationalsozialismus:
- Partei- und Regierungsgebäude
- Kultstätten
- Schulen und Quartiere für die politische und militärische Elite
- Stadtplanung
- Dorfgestaltung und "Heimatpflege"
- Siedlungspläne für den "Lebensraum im Osten"
- Heime der Hitler-Jugend und anderer NS-Gemeinschaften
- Industriebauten und Infrastruktur (Autobahnen, Brücken und Staudämme)
Die Folge waren riesige Bauten, die an den dorisch-griechischen Baustil (ca. 400-550 v. Chr.) und an die Gotik des Mittelalters angelehnt waren. Aus Griechenland übernahm Hitler die Form, negierte aber dessen Weltbild, und aus der Gotik übernahm er die Weltsicht und lehnte die Form ab.
Hitler maß die Größe einer Epoche an den Zeugnissen seiner Kultur, je größer diese waren, desto "erhabener" war für ihn die Epoche. Innerhalb von 15 Jahren wollte Hitler das gesamte Land umbauen.
Kennzeichnend für den Baustil des Nationalsozialismus waren gigantomanische Gebäude, breite Freitreppen, wuchtige Pfeiler, riesige schnurgrade Prachtstraßen und überragende Baudenkmäler, wie zum Beispiel die geplante "Halle des Volkes" in Berlin. Der Reichsführer SS Heinrich Himmler plante schon vor dem Zweiten Weltkrieg den Ausbau der Wewelsburg bei Paderborn als "Kultstelle" für seine Schutzstaffel.
Berlin sollte zur prunkvollen Reichshauptstadt "Germania" mit acht Millionen Einwohnern werden, München zur Stadt der Bewegung, Nürnberg zur Stadt der Reichsparteitage, Linz zum Kulturzentrum und Hamburg zum Welthandelszentrum. Hitler wollte ganze Stadtviertel abreißen oder verlegen lassen, damit seine breiten Prachtstraßen und prunkvollen Gebäude Platz fänden. Er ließ "Entschandelungsmaßnahmen" durchführen, wo die vorhandene Bausubstanz seinem Architekturideal widersprach. Die Jugend sollte in einem ideologisch perfekten Rahmen aufwachsen. An verschiedenen Orten Deutschlands entstanden "SS-Ordensburgen" und "Adolf-Hitler-Schulen", um die Elite der Kinder und Jugendlichen von den Eltern zu isolieren und ungestört zu beeinflussen. - Somit wurde auf die dementsprechende architektonische Umsetzung des "neuen deutschen Charakters" penibel geachtet.
Aber nicht nur die Städte im Deutschen Reich, sondern auch die neu eroberten Gebiete, besonders der ehemaligen Sowjetunion, sollten erschlossen und umgestaltet werden. Reichsführer SS Heinrich Himmler plante, Städte wie Warschau, Moskau und Leningrad dem Erdboden gleich zu machen und auf dem Gelände einen Stausee anzulegen. Ganz Osteuropa sollte mit einem Netz von vierspurigen Eisenbahnlinien durchzogen werden. Himmler wollte für die neuen deutschen Siedler im Osten Städte und Dörfer anlegen und diese durch beste Straßen verbinden. Ihm schwebte das Hirngespinst eines mit "germanischen Wehrbauern" (zugleich Bauern und Soldaten) besiedelten Osteuropa vor.
Die komplette Umgestaltung der Städte und die Errichtung und Vollendung der "Kultstätten" und der Prachtbauten durch die Nationalsozialisten wurde durch den Krieg verhindert.