Arbeitsmigration
Unter Arbeitsmigration versteht man das Auswandern (von migrare, lat. für Wanderung, Auswanderung) von Menschen aus ihrer Heimat zum Zweck einer Arbeit in einem fremden Land. Dabei ging (und geht auch heute noch) die Wanderung vorwiegend aus industriell unterentwickelteren Ländern in die Industrienationen.
Table of contents |
2 Folgen für die Gastländer 3 Folgen für die Herkunftsländer 4 Siehe auch |
Einleitung
Arbeitsmigration nach Deutschland
Die große Einwanderungsphase der Arbeitsmigranten (auch Gastarbeiter genannt) begann in Deutschland während der 1950er, als Deutschland während der Phase des Wirtschaftswunders ein Mangel an Arbeitskräften erfuhr und Gastarbeiter aus dem Ausland anwarb.
Geplant war, auch im anfäglichen Sinne vieler Angeworbener, ein Rotationsprinzip: Ein zeitlich begrenzter Aufenthalt (i.d.R. zwei bis drei Jahre) und dann wieder in die Heimat zurück.
Viele dieser Gastarbeiter änderten jedoch ihre Meinung, holten ihre Familien nach und blieben für immer. Bis in die 1970er Jahre kamen so über fünf Millionen Gastarbeiter und ihre Familien nach Deutschland, vorwiegend aus den Mittelmeerländern Türkei, Italien, Spanien, ehemaliges Jugoslawien, Griechenland, Marokko, Tunesien und Portugal.
Arbeitsmigration weltweit
Ähnlich wie Deutschland begannen auch ander europäische Länder, Gastarbeiter anzuwerben, z.B. Frankreich oder Großbritannien. Diese warben vermehrt in den Ländern, die damals oder einstmals zu ihren Kolonien zählten.
Durch den Ölboom warben auch viele nahöstliche Staaten Gastarbeiter an, vor Allem aus Pakistan, Indien und Bangladesch, aber auch aus ärmeren arabischen Ländern und aus Schwarzafrika. In manchen Ländern, wie etwa in Kuwait, machen Arbeitsemigranten bis zu 80 % der Wohnbevölkerung aus. Integrationsbestrebungen gibt es hier im allgemeinen kaum, und es ist oft gesetzlich auch nach Jahrzehnten nicht möglich, die Staatsbürgerschaft zu erlangen.
Auch in den USA war eine Arbeitsmigration zu betrachten, vorwiegend aus Mexiko. Diese nahm derartige Auswüchse an, so dass die USA heute mit unzähligen illegalen Grenzübertritten von Mexikanern zu kämpfen hat.
Vom Westen fast vollkommen unbeachtet findet in Westafrika Arbeitsmigration in großem Stile statt. Millionen von jungen Menschen vor Allem aus den Sahelländern arbeiten unter oft unmenschlichen Bedingungen z. B. auf Plantagen in den Küstenstaaten wie Ghana, Côte d'Ivoire und Liberia, aber auch im Senegal. Auch Großstädte wie Lagos und die nigerianische Erdölindustrie haben große Anziehungskraft.
Die Probleme, die aus der Arbeitsmigration resultierten, waren, und sind zum Teil bis heute, hausgemacht, da eigentlich ein dauerhafter Zuzug nicht geplant war und somit keine Integrationsprogramme vorlagen:
Einerseits Ablehnung der sesshaft geordenen Ausländer durch Ausgrenzung, Diskriminierung bis hin zu Ausländerhass und Anstieg der kriminellen Delikte und Anschläge gegen Ausländer. Andererseits auch das Gruppenbilden der einzelnen Nationen unter sich, das bis hin zu Bandenbildung und kriminellen Auswüchsen führte und das Ablehnen der neuen Lebensweise und der Kultur (diese vor allem bei türkischen Staatsangehörigen).
Ein Zuwanderungsgesetz für 2003, dass eine einheitliche Regelung der Arbeitsmigration in Deutschland regeln sollte, wurde wegen uneinheitlicher Stimmabgabe im Bundesrat nicht verabschiedet.
Mindestens so groß wie in den Gastländern ist der Impakt massiver Arbeitsmigration auch für die Herkunftsländer. Einerseits können die Geldsendungen von Gastarbeitern einen großen Teil der des jeweiligen Bruttonationalprodukts darstellen - so übertreffen diese Summen zum Beispiel in Moldawien und Albanien bei weitem die im Land erwirtschafteten Leistungen. Andererseits können durch massive Abwanderung vor allem junger Menschen ganze Landstriche überaltern.
Auch die sozialen Folgen können bedeutend sein. So werden oft Familien jahrzehntelang zerissen. Oft fällt es rückkehrenden Gastarbeitern schwer, sich in ihrer Heimat wieder einzufinden. Sie sind zerissen zwischen alter und neuer Heimat und werden oft von den daheimgebliebenen abgelehnt. Im ehemaligen Jugoslawien besteht zum Beispiel das Klischee vom Landarbeiter, der nach zehn Jahren Baustelle im weißen Mercedes nach Hause kommt und hier den hohen Herrn spielt.
Da meist vor allem Männer auswandern, kann sich Emigration auch auf die demographische Situation einer Region auswirken.
Andererseits hat in Ländern mit einer langen Tradition der "Gastarbajteri", wie etwa Jugoslawien, diese zu einem fruchtbaren Austausch mit den Gastländern, hier vor allem der deutschsprachige Raum, geführt.
Als Brain Drain bezeichnet man die Auswanderung der qualifizierteren Bevölkerungsschichten, wenn diese nicht die Möglichkeiten gegeben sehen, im eigenen Land eine ihrer Ausbildung entsprechende Arbeit zu finden und davon leben zu können. Brain Drain führt oft zu einem Teufelskreis: Durch einen Mangel an qualifiziertem Personal verschlechtert sich die Attraktivität des Standorts und damit auch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation noch weiter. Brain Drain findet auch zu Zeiten statt, wo ansonsten der Migration enge Riegel vorgeschoben sind, da trotzt aller Einwanderungsbeschrängungen Experten noch immer gesucht sind.
Viele Länder haben "Brain Gain"-Programme eingeführt, um diese Entwicklung aufzuhalten. Dabei versucht man durch besondere Angebote und Unterstützung vor allem für junge Akademiker, diese zum Bleiben zu bewegen. Ein Schwerpunkt ist dabei oft auch, das Bildungssystem zu verbessern, da ein Studium in einem anderen Land erfahrungsgemäß oft der erste Schritt zum Auswandern ist. Der Erfolg solcher Bestrebungen hält sich jedoch in Grenzen, da sie ohne Verbesserung der allgemeinen Situation meist nicht viel mehr als Absichtserklärungen sind.
Unter anderem in Ländern Südosteuropas ist Brain Drain eines der größten Hindernisse für Fortschritt sowie in der öffentlichen politischen Diskussion eines der brennendsten Themen.
Folgen für die Gastländer
Folgen für die Herkunftsländer
"Brain Drain"
Siehe auch
Auswanderung, Emigration, Immigration, Integration, Migration, Wirtschaftsflüchtling, Wirtschaftswunder