Antonio Maria Gaspare Sacchini
Antonio Maria Gaspare Sacchini (* 23. Juli 1734 in Pozzuoli † 7. Oktober(?) 1786 in Paris) war ein italienischer Komponist.
Er war der Sohn eines Fischers, der von Francesco Durante entdeckt wurde, als er am Strand sang. Durante übernahm seine Erziehung am Conservatorio di Sant'Onofrio in Neapel. Er und Niccolò Piccinni unterrichteten ihn in Komposition, Niccolò Fiorenza an der Violine. Sacchini schrieb das Intermezzo Fra Donato für das Theater des Konservatoriums 1756, seine erst zu nehmende Oper führte er aber 1762 in Rom auf, der viele weitere folgten, von denen die meisten auch erfolgreich waren.
1761 wurde er Kapellmeister in Neapel. 1769 ging er nach Venedig, wo er aufgrund des großen Erfolgs seiner Oper Alessandro nell'Indie zum Direktor des Conservatorio deli' Ospedaletto ernannt wurde. Hier bildete er vor allem Sängerinnen aus und schrieb Kirchenmusik. 1772 besuchte er London, wo er – ungeachtet einer grausamen Intrige gegen sich – einen außerordentlichen Erfolg hatte, vor allem mit seinen vier neuen Opern Tamerlano, Lucio Vero, Nitelli e Perseo und Il Gran Cid.
Später hatte er einen ebenso enthusiastische Empfang in Paris, wo 1783 seine Oper Rinaldo unter der unmittelbaren Protektion der Königin Marie Antoinette (aufgrund einer Empfehlung des Kaisers Joseph II) aufgeführt wurde. Aber weder in England noch in Frankreich überstand sein Ruf das Ende seines Besuchs – er scheint überall das Opfer eifersüchtiger Missgunst gewesen zu sein. Sogar Marie Antoinette sah sich nicht in der Lage, ihn zu unterstützen angesichts des allgemeinen Aufschreis wegen ihrer Vorliebe für Ausländer. Auf ihren Befehl hin, den sie mit äußerstem Widerwillen gab, wurde seine letzte Oper Oedipe a Colone, ein unbestrittenes Meisterwerk, 1786 abgesetzt, um Platz für Lemoines Phèdre zu machen – ein Umstand, der so auf sein Gemüt schlug, dass er vor Ärger am 7. (oder 8.) Oktober 1786 starb.
Von Sacchinis Hand stammen etwa 60 Opern, zumeist an die Neapolitanische Schule angelehnt. Der Aufenthalt in Paris und die Konkurrenz zu Gluck brachten ihn dann der Tragédie lyrique näher. Sacchinis Stil war eher graziös als erhaben, und seiner Musik mangelte es an kreativer Kraft und Originalität. Aber die dramatische Wahrheit in seinen Opern, besonders bei den späteren, ist über alle Kritik erhaben, und er hat es nie versäumt, mit der Sorgfalt eines erfahrenen und vollendeten Musikers zu arbeiten. Oedipe war auch nach seinem Tod noch außerordentlich erfolgreich, und wurde an der Académie française fast 600 Mal aufgeführt. Außer den Opern schrieb Sacchini Kammermusik, Messen, Oratorien und Vertonungen von Psalmen.
P.S. Der Brockhaus (2001) gibt an,
- er sei am 14. Juni 1730 in Florenz geboren
- die Oper Alessandro nell'Indie stamme von Niccolò Piccinni
Literatur
- F. Schlitzer: Antonio Sacchini (Siena 1955)
- E. A. Thierstein: Antonio Maria Gaspare Sacchini and his French operas (Dissertation Cincinnati 1974)