Anschauung
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2 Verwendung in der Philosophie 3 Anschauung nach Kant 4 Die Anschauung im Prozess der Erkenntnisgewinnung |
Die Anschauung bezeichnet im Allgemeinen den Vorgang des unmittelbar visuellen Erlebens der Dinge, sowie sein Ergebnis, das Angeschaute.
Schon bei Notker (althochdeutsch anascouunga), bei Eckhart (mittelhochdeutsch anschauuunge) wird der Begriff Anschauung verwendet für lateinisch contemplatio, "das Richten des Blickes" auf etwas, besonders auf das Ewige, Göttliche (Vision), das unmittelbare Innewerden oder Innesein eines körperlich oder geistig Gegenständlichen.
1. Wahrnehmungsbedingte Anschauung im allgemeinen Sinn,
Anschauung kann aber ebenso verstanden werden, als
Das Verhältnis von Anschauung und dem Begriff, dem wir uns vom Angeschauten machen, beschreibt Kant folgendermaßen: "Vermittelst der Sinnlichkeit ... werden uns Gegenstände gegeben, und sie allein liefert uns Anschauungen; durch den Verstand aber werden sie gedacht, und von ihm entspringen Begriffe. Alles Denken muß sich (...) zuletzt auf Anschauungen, (...) , auf Sinnlichkeit beziehen, weil uns auf andere Weise kein Gegenstand gegeben werden kann."
Kant unterscheidet die äußere Anschauung (Raum-Anschauung), die die Gegenstände im Raum betrachtet, von der inneren Anschauung (Zeit-Anschauung), die uns selbst, unsere inneren, auch zeitlichen Zustände, betrifft.
Raum und Zeit sind nach Kant Anschauungsformen ("in unserem Gemüt bereitliegende" Formen) unserer sinnlichen Anschauung a priori. Demnach sind wir uns, unabhängig von aller Erfahrung, in Raum und Zeit existierend bewusst. Raum und Zeit machen Erfahrung erst möglich.Definition
Verwendung in der Philosophie
In der Philosophiegeschichte tritt der Begriff der Anschauung in verschiedenen, zum Teil sich widersprechenden Bedeutungen auf:
2. Empirisches, nichtbegriffliches, nichtrationales Erfassen der Wirklichkeit,
3. Visuelle gestalt- und formenspezifische Anschauung (Eidetik).
4. Bedeutungsschau rein logischer und mathematischer Art,
5. unmittelbares Innewerden von Ideen und Werten im Sinne Platons,
6. sittliche Gewissheit über ethische Werte und Normen im Sinne von Kant,
7. Erfassen des Absoluten, Gottes,
8. intellektuelle Anschauung im Sinne des deutschen Idealismus (Intuition).Anschauung nach Kant
(Kritik der reinen Vernunft, B33, 75)
Kant folgert, dass Anschauung und Begriff zusammen gegeben sein müssen, damit Erkenntnis überhaupt erst möglich werden kann.
Ebenfalls differenziert er die empirische mit Empfindungen behaftete Anschauung (Wahrnehmung) von der reinen Anschauung, in der die Form der Sinnlichkeit ohne Empfindungen und Erfahrungen zutage tritt (Anschauungsformen).