Anna (Ostfriesland)
Gräfin Anna von Ostfriesland (* 14. November 1501 in Oldenburg; † 24. September 1575 in Emden), eine Tochter von Graf Johann XI. von Oldenburg und Anne von Anhalt-Zerbst, heiratete am 6. März 1530 den regierenden Grafen von Ostfriesland, Enno II, aus dem Hause Cirksena. Sie hatten sechs Kinder, die alle in Emden geboren wurden:
- Elisabeth, * 10. Januar 1531, † 1555 (heiratete 1553 Graf Johann II. von Schaumburg-Pinneberg)
- Edzard * 24. Juni 1532, † 1. September 1599
- Hedwig, * 29. Juni 1535, † 4. November 1616 (heiratete am 8. Oktober 1562 Herzog Otto II. von Braunschweig-Harburg)
- Anna, * 3. Januar 1534, † 20. Mai 1552
- Christoph, * 8. Oktober 1536, † 29. September 1566
- Johann, * 29. September 1538, † 29. September 1591.
Auch Katholiken und Spiritualisten wurden in ihrer Regentschaftszeit weiterhin im Lande geduldet und an ihrer Glaubensausübung nicht gehindert. Allein auf Druck des Kaisers verbot sie 1549 den Täufern den Aufenthalt in der Grafschaft. Wichtiger Berater und Vertrauter war bis zu seinem Tode 1566 in allen Belangen ihr Bruder, Graf Christoph von Oldenburg.
Eine für die weitere Entwicklung Ostfrieslands sehr gravierende politische Entscheidung fällte Gräfin Anna, als sie die Primogenitur abschaffte, indem sie 1558 festlegte, daß die Regierung über das Herrschaftsterritorium nach ihrer Regentschaft von ihren drei Söhnen Edzard, Christoph und Johann gemeinsam ausgeführt werden sollte. Mit diesem Schachzug wollte sie vermutlich vor allem den sich anbahnenden Einfluß des Hauses Wasa in der Grafschaft eindämmen, der durch die Ehe ihres ältesten Sohnes Edzard mit Katharina, der ältesten Tocher des schwedischen Königs Gustav I, begründet worden war. Sie nahm aber damit Edzard sein Recht auf die alleinige Herrschaft über die Grafschaft, was de facto eine Teilung Ostfrieslands zur Folge hatte, denn Johann vertrat wie seine Mutter die calvinistische, Edzard II die lutherische Glaubensrichtung.
Nach dem Tode des zweitgeborenen Sohnes Christoph im Jahre 1566 verschärfte sich der bereits zuvor entstandene Machtkampf unter den Brüdern Edzard und Johann, der einerseits eine Ausübung landesherrlicher Macht erheblich blockierte und den Adel und das Emder Bürgertum stärkte. Der Bruderkampf bildete andererseits aber letztlich gewissermaßen die Grundlage für die Koexistenz der Glaubensbekenntnisse in Ostfriesland: Da sich keiner der beiden gegen den anderen durchsetzen konnte, gelang es dem Lutheraner Edzard nicht, eine lutherische Landeskirche einzurichten.
Menso Alting war erst kurze Zeit Prediger in Emden, als Gräfin Anna am 24. September 1575 verstarb. Er hielt zu ihrer Beisetzung in der Familiengruft der Großen Kirche in Emden, der "Moederkerk" der reformierten Kirche, seine erste wichtige, calvinistisch geprägte Leichenpredigt.
Nach dem Tode Johanns 1591 war Edzard II. zwar Alleinherrscher über die Grafschaft Ostfriesland, seine Autorität hatte aber durch die ständigen Auseinandersetzungen stark gelitten. Die Schwächung des Grafenhauses war ein wesentlicher Einflussfaktor im Hinblick auf die zur sogenannten "Emder Revolution" führenden Differenzen.
Vorgänger: Enno II | Grafen und Fürsten von Ostfriesland | Nachfolger: Edzard II und Johann |
Siehe auch:
Literatur