Ambrosius Wilfflingseder
Ambrosius Wilfflingseder, ein Schulmusiker des 16. Jahrhunderts mit bayrischem NamenDer Streit um das Epigonentum sollte sich nicht an Ambrosius Wilfflingseder entzünden. Willflingseder ist keineswegs "noch ein Komponist", mit welchem auf Originalität bedachte Ensembles Furore machen könnten. Vielmehr gibt Wilfflingseder Einblick in die Musikdidaktik des 16. Jahrhunderts.
Ambrosius Wilfflingeder wurde um 1500 in Braunau am Inn geboren, das damals zu Niederbayern gehörte. Etwa 1550 fand er eine Anstellung an St. Sebald zu Nürnberg. Er starb im Jahre 1563. 1561 hatte er den ersten größeren Schulmusik-Traktat in deutscher Sprache herausgegeben. Er wurde mehrfach aufgelegt und trägt den Titel:
Teutsche Musica der Jugend zu gut gestellt. Durch Ambrosium Wilfflingseder von Braunaw/Cantorn in der Sebalder Schul zu Nürnberg
Im Anhang dieses Traktats befinden sich 15 Musikbeispiele, die vermutlich alle vom Autor stammen. Das Notenbild nähert sich in vielfacher Weise bereits dem heute üblichen, wenn auch die Stimmen noch nicht zu einer Partitur vereinigt sind. Die 15 Musikbeispiele gliedern sich in 6 Bicinien (Zwiegesänge) und 9 Tricinien. Der pädagogische Impetus äußert sich in der Prägnanz der musikalischen Gedanken. Dabei werden handliche Diskant- und Altinstrumente bevorzugt, das sind auf der Blockflötenebene immerhin bereits Tenor- und Bassblockflöten, in den Tricinien gelegentlich auch Altblockflöten in g' und f'. Die heute gängigen Sopranblockflöten gab es zwar schon, waren im 16. Jahrhundert noch nicht exakt zu notieren. Ein unbekümmertes Oktavieren lässt die früher übliche Verschlüsselung nicht zu.
Bedeutsam scheint auch die Feststellung, dass die Tanzmusik, die ja in Form verschiedener niederländischer und französischer Varianten um 1550 ausgesprochen verbreitet war, nicht einbezogen ist. Es geht Wilfflingseder durchaus um eine Musik, die sich auf Grund ihrer Ernsthaftigkeit von der reinen Gebrauchsmusik abhebt. Jedoch wäre es ebenso überspitzt, am Beispiel der Didaktik Wilfflingseders eherne Werte oder hehre Gefühle in's Spiel zu bringen.
Die vorliegende Musik sollte wohl die Schüler eher zum Selbststudium animieren und dabei jugendgerecht sein, ohne dass die Jugend das Gefühl haben musste, noch nicht reif zu sein.