Alfred Schütz
Alfred Schütz (* 1899 † 1959) war eigentlich Bankangestellter in Wien und betrieb phänomenologische Soziologie nur als Hobby. Die Sozialwissenschaften wurde durch sein Werk „Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie“ (1932) nachhaltig beeinflusst. Der Begriff Phänomenologie wurde von Edmund Husserl geprägt und beschreibt jene Dinge, die uns als Phänomene gegeben sind ("Ich bin, alles Nicht-Ich ist bloß Phänomen"). Husserl unternahm den Versuch, neuropsychologische Erkenntnisse auszuschließen, da der Sinn seiner Meinung nach auf einer Ebene liegt, die nicht zugänglich ist. Damit der wahre Wesensgehalt einer Sache erkannt werden kann, müssen wir eine (phänomenologische) Reduktion vornehmen, die uns einen neutralen Blick auf die Dinge des Lebens erlauben (siehe dazu auch "Lebenswelt"). Auch ist für Husserl das Denken selbst nicht existent, da wir stets nur von etwas "Denken" können. Ebenso wurde Schütz vom französischen Philosophen Henri Bergson, einem bedeutenden Vertreter der Lebensphilosophie des 19. Jahrhunderts, geprägt.Diese Grundgedanken beeinflussten A. Schütz in seiner Konstitutionsanalyse, in der nicht die Dinge analysiert, also das Soziale an sich, sondern wie diese auf uns wirken und wie sie von uns wahrgenommen werden. Des Weiteren unterschied er zwischen dem Handeln als Tätigkeit (lateinisch actio) und der Handlung als gedanklichen Entwurf (actum), wobei das Handeln das Sinnhafte in der Handlung (im "Handlungsentwurf") findet. Das Motiv von "Handlung" und "Handeln" lässt sich mit dem "Um-zu"-Motiv und dem "Weil"-Motiv feststellen.
Beispiel für ein "Um-zu"-Motiv: Der Täter beging den Überfall, um an das Geld des Opfers zu kommen. Zuerst findet der Handlungsentwurf statt, danach erfolgt das eigentliche Handeln – hier wird beschrieben, wie es zum Handeln kommt. Beispiel für ein "Weil"-Motiv: Der Täter beging den Überfall, weil er aus schlechten Verhältnissen stammte. In diesem Motiv wird dargestellt, wie es zum Handlungsentwurf kommt. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine personale (subjektive) Idealtypus-Konstruktion, die durch den Vergleich mit alltäglichen sozialweltlichen Situationselementen das Verstehen von Handeln ermöglicht (und sei es durch ''post-hoc'-Erklärungen). Der hier erwähnte Idealtypus ist als Messeinheit zu sehen, nicht aber als ein Wert, den es anzustreben gilt.
Gleichwohl sich das Werk von Schütz hervorragend für philosophisch orientiertes Arbeiten eignet, blieben doch Möglichkeiten für empirisch forschende Ansätze nur schwach ausgebildet. Das änderte sich erst mit Harold Garfinkels Ethnomethodologie, die das Schütz'sche Werk als theoretische Vorarbeit nutzt.