Alexander I. (Jugoslawien)
Alexander I. Karađorđević (*16. Dezember 1888 in Cetinje (Montenegro), † (ermordet) 9. Oktober 1934 in Marseille (Frankreich)) war 1921-1934 König des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien).
Table of contents |
2 Besonderheiten des Attentates 3 Weblinks |
Lebenslauf
Alexander I. wurde am 17. Dezember 1888 in Cetinje, der damaligen Hauptstadt Montenegros, geboren. Sein Vater war der im Exil lebende serbische Prinz Peter Karađorđević, seine Mutter Zorka Petrović-Njegoš, die Tochter Nikolas I von Montenegro. Seine Jugend verbrachte Alexander in Montenegro. Er wurde in Genf und an der Militärschule in St. Petersburg in Russland ausgebildet. Nach dem Sturz der Dynastie Obrenović wurde sein Vater im Jahre 1903 von den aufständischen Offizieren als neuer König von Serbien eingesetzt, und Alexander kehrte gemeinsam mit ihm aus der Verbannung zurück.
Er nahm als Offizier und später auch als Kommandeur an beiden Balkankriegen und am 1. Weltkrieg teil.
Als sich Peter I aufgrund von Krankheit von seinen Amtsgeschäften zurückzog, wurde Alexander am 11. Juni 1916 zum Regenten von Serbien. Die serbische Regierung hatte ihren Sitz damals im Exil auf Korfu, da das Land selbst von österreichisch-ungarischen Truppen besetzt war. Am Ende des Ersten Weltkrieges kehrte die serbische Regierung nach Belgrad zurück.
Am 1. Dezember 1918 proklamiert Alexander in Belgrad die Vereinigung Serbiens mit den südslawischen Ländern Österreich-Ungarns zum Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen. Sein Vater wurde zum ersten König, Alexander führte jedoch weiterhin als Regent die Amtsgeschäfte.
Die Innenpolitik des neuen Staates war von wachsenden Konflikten zwischen den Nationalitäten gekennzeichnet. Während von serbischer Seite der neue Staat als eine direkte Fortsetzung des Königreiches Serbien betrachtet wurde und eine zentralistische Verfassung befürwortet wurde, verlangten Kroaten und Slowenen eine größere Selbständigkeit der einzelnen historischen Teilgebiete. Die Kroatische Bauernpartei unter Stjepan Radić lehnte zunächst die monarchische Staatsform als solche ab, ebenso die Kommunistische Partei Jugoslawiens, die jedoch bald verboten wurde.
Nach dem Tod seines Vaters am 16. August 1921 wurde Alexander als Alexander I. zum zweiten König der Serben, Kroaten und Slowenen.
Am 8. Juni 1922 heirate er Maria von Hohenzollern-Sigmaringen, die Tochter Königs Ferdinand I von Rumänien. Das Paar hatte insgesamt 3 Kinder: Peter II (1923 - 1970), Tomislav (1928 - 2000) und André (1929 - 1990).
Im Gegensatz zu seinem Vater, der sich vor dem Krieg weitgehend aus der Tagespolitik herausgehalten hatte und dadurch im Königreich Serbien die Herausbildung eines parlamentarischen Regierungssystems ermöglichst hatte, mischte sich Alexander von Anfang an unmittelbar in die Regierungspolitik ein. Dabei trat er ebenso wie die führenden serbischen Politiker für eine zentralistische und monarchische Staatsordnung ein, wie sie ducrh die Verfassung vom 28. Juni 1921 festgeschrieben wurde. Gleichzeitig versuchte er jedoch auf deren Kosten seine eigene Machtposition auszubauen und dazu die Stellung der wichtigsten serbischen Partei, der vom mehrmaligen Ministerpräsienten Nikola Pašić geleiteten Radikalen Partei, zu schwächen. Dabei stützte er sich vor allem auf Kreise des serbischen Offizierskorps, mit denen er aus seiner Armeezeit persönlich bekannt war und die auch als Kamarilla bezeichnet wurden.
In der Außenpolitik strebte Alexander Allianzen mit Frankreich sowie mit Rumänien und der Tschechoslowakei an, um die nach dem Ersten Weltkrieg entstandene internationale Ordnung in Ostmittel- und Südosteuropa gegen mögliche Revisionsbestrebungen zu sichern. Diese führte 1921 zur Bildung der Kleinen Entente (Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, Rumänien und Tschechoslowakei).
Aufgrund der politischen Gegensätze sowohl zwischen zentralistischen und föderalistischen Kräften als auch unter meist regierenden Zentralisten selbst kam während der 1920er Jahre keine stabile parlamentarische Regierung zustande. Nachdem der Vorsitzende der Kroatische Bauernpartei und Oppositionsführer Stjepan Radić 1928 von einem aus Montenegro stammenden serbisch-nationalistischen Abgeordneten im Belgrader Parlament erschossen worden war, weigerten sich die oppositionellen kroatischen Abgeordneten, weiter an den Parlamentssitzungen teilzunehmen, und es wurden zunehmend Stimmen laut, die den Fortbestand der bestehenden Staatsordnung infrage stellten.
In dieser Situation führte Alexander I. am 6. Januar 1929 einen Staatsstreich durch. Er suspendierte die Verfassung von 1921, löste das Parlament auf und proklamierte die Königsdiktatur. Die neue Regierung setzte sich zunächst weitgehend aus seinen persönlichen Vertrauten zusammen. Schließlich verfügte er am 3. Oktober 1929 die Umbenennung des Staates in Königreich Jugoslawien (Kraljevina Jugoslavija). Im Rahmen einer Verwaltungsreform wurde das Land in Banschaften (Banovine) aufgeteilt, die die Grenzen der historischen Landesteile bewusst überschnitten und nach dem Vorbild der französischen Départements nach Flüssen benannt wurden. Die Verwendung der Stammesnamen (Serben, Kroaten und Slowenen) zu politischen Zwecken wurde verboten, alle Einwohner sollten sich in Zukunft nur noch als Jugoslawen betrachten.
Alexander I. rechtfertigte sein Vorgehen damit, dass er die Einheit des Staates habe retten müssen, wozu sich die Politiker der traditionellen Parteien als unfähig erwiesen hätten.
Die Einführung der Königsdiktatur traf zunächst auf keinen unmittelbaren Widerstand. Auch die föderalistische Opposition wartete zunächst die weitere Entwicklung, da sie mit der Außerkraftsetzung der Verfassung von 1921 durchaus einverstanden war. Nachdem sich jedoch abzeichnete, daß Alexander die zentralistische Staatsordnung beibehalten und vorwiegend mit Hilfe serbischer Offiziere regieren wollte, traf er vor allem unter den Kroaten auf wachsenden Widerstand. Während die Kroatische Bauernpartei unter ihrem neuen Vorsitzenden Vladko Maček für friedliche Opposition im Inneren eintrat, gründete Ante Pavelić, vorher Vorsitzender einer kroatischen nationalistischen Splitterpartei, im italienischen Exil die Ustascha-Bewegung und rief zum gewaltsamen Umsturz in Jugoslawien auf. Er wurde dabei vom italienischen Diktator Mussolini unterstützt, der an einer Schwächung Jugoslawiens interessiert war, das er als Rivalen um die Vormacht an der Adria ansah. Die Ustascha führte zunächst einzelne Anschläge durch und versuchte dann 1932 bis 1933 einen regelrechten Aufstand zu beginnen, was jedoch aufgrund mangelnder Unterstützung aus der Bevölkerung fehlschlug. Die Regierung reagierte auf die Aktivitäten der Ustascha mit der gewaltsamen Unterdrückung jedes potentiellen Widerstandes. Dabei wurden auch mehrere nicht an den terroristischen Aktivitäten beteiligte Oppositionelle, unter anderem Milan Šufflay, von Agenten des jugoslawischen Geheimdienstes ermordet, was internationale Proteste nach sich zog.
1931 verkündete Alexander I. eine neue Verfassung. Die Teilnahem an den folgenden Parlamentswahlen war jedoch nur Parteien gestattet, die im ganzen Land Kandidaten aufstellen konnten, und die stärkste Partei wurde bei der Mandatsvergabe deutlich bevorzugt. Von Seiten der Regierung wurde eine jugoslawische Einheitspartei gegründet, an der sich neben einem Teil Angehörigen der alten serbischen Parteien auch einige führende Politiker der Slowenen und der bosnischen Muslime beteiligten, während die Kroatische Bauernpartei als weitaus größte kroatische politische Kraft in der Opposition verblieb. Da eine landesweite oppositionelle Liste nicht zustande kam, wurden die ersten Parlamenstwahlen unter der neuen Verfassung zu einer Farce. Faktisch vereinigten Alexander I. und die ihn stützenden Kreise des Militärs weiterhin sämtliche Gewalt im Staat in ihren Händen.
Um das Regime zu stürzen, plante die Ustascha-Bewegung unter Ante Pavelić im Zusammenarbeit mit der mazedonischen IMRO und vermutlich mit Unterstützung des italienischen Geheimdienstes die Ermordung Alexanders. Zu diesem Zweck entsandte sie mehrere Mordkommandos nach Frankreich, wo Alexander für einen Staatsbesuch erwartet wurde. Beim ersten dieser Anschläge wurde Alexander getötet.
Am 9. Oktober 1934 besuchte der König die französische Stadt Marseille. Obwohl die französische Polizei und das jugoslawische Konsulat den König vor einem möglichen Attentat warnten, wollte Alexander den Besuch wie geplant durchführen. So verließ er gegen 16.00 Uhr den im Hafen liegenden Kreuzer Dubrovnik und traf an Land den französischen Außenminister Louis Barthou. Zusammen mit dem Außenminister und einem französischen General nahm er in einer offenen Limousine Platz. Der Wagen hatte erst 100 Meter im Schritttempo zurückgelegt, als es zum Attentat kam. Der Attentäter Welitschko Kerin-Dimitrof erschoss den König und den Außenminister, bevor er von einem französischen Offizier mit einem Schwerthieb schwer verwundet wurde. Er starb noch am selben Abend an seinen zahlreichen Verletzungen, die ihm durch wütende Zuschauer und Polizisten zugefügt wurden.
Alexander I. verstarb wenige Minuten nach dem Attentat in der Präfektur von Marseille.
Da sein Sohn Peter II noch minderjährig war, übernahm dessen Onkel Pavle Karađorđević als Regent die Leitung des jugoslawischen Königreiches. Peter II. wurde 1941 kurz vor dem Überfall des Deutschen Reiches auf Jugoslawien für volljährig erklärt und übernahm für kurze Zeit die Amtsgeschäfte, bevor er ins Exil fliehen musste. Er war der letzte König von Jugoslawien.
Da der Wagen genau vor einer Kamera zum Stehen kam, ist das Mordanschlag auf Alexander I. das erste Attentat, das vollständig gefilmt wurde.
Da der König durch einen Schuss in den Rücken starb, wurde hin und wieder behauptet, das Alexander durch eine Kugel seiner eigenen Leibwächter getötet wurde.
Da die französische Regierung einem offenen Konflikt mit Italien aus dem Weg gehen wollte, übte sie starken Druck auf die jugoslawische Regierung aus und erreichte damit, dass die Königswitwe auf ihre Nebenklage im Prozess verzichtete.Besonderheiten des Attentates