Alessandro Manzoni
Alessandro Francesco Tommaso Manzoni (* 7. März 1785 in Mailand, † 22. Mai 1873 in Mailand) war ein italienischer Schriftsteller. Sein bedeutendstes Werk ist der Roman I Promessi Sposi (in deutscher Übersetzung Die Brautleute oder Die Verlobten).Sein Vater Don Pietro, zur Zeit seiner Geburt fünfzig Jahre alt, repräsentierte eine alte Familie, die sich in der Nähe von Lecco niedergelassen hatte, die aber ursprünglich Feudalherr in Barzio im Valsassina war, wo die Erinnerung an ihre Brutalität in einem Sprichwort überliefert ist, das sie mit den Sturzbächen im Gebirge vergleicht. Seine Mutter Giulia hatte literarisches Talent, und deren Vater Cesare Beccaria war als Autor wohlbekannt. Alessandro Manzoni lernte nur langsam, und an den Schulen, die er besuchte, betrachtete man ihn als Niete. Mit fünfzehn schließlich entwickelte er eine Leidenschaft für die Poesie und schrieb zwei beachtliche Sonette. Als sein Vater 1805 starb, zog er zu seiner Mutter nach Auteuil, und verbrachte dort zwei Jahre unter anderem mit dem literarischen Zirkel der Ideologen, einer philosophischen Strömung des 18. Jahrhunderts. Unter ihnen fand er viele Freunde, insbesondere Claude Charles Fauriel. Außerdem sog er dort Ideen Voltaires auf. Erst nach seiner Heirat kam er unter dem Einfluss seiner Frau zu dem leidenschaftlichen Katholizismus, der sein späteres Leben färbte.
In den Jahren 1806-1807, während seines Aufenthalts in Auteuil, trat er als Dichter das erste Mal mit zwei Stücken vor die Öffentlichkeit. Das erste mit dem Titel Urania ist im klassischen Stil geschrieben, dessen unermüdlichster Gegner er später wurde. Das andere ist eine Elegie in freien Versen auf den Tod des Grafen Carlo Imbonati, von dem er durch seine Mutter beträchtliches Eigentum erbte, darunter die Villa von Brusuglio, die von da an sein Hauptwohnsitz wurde.
Manzonis Heirat im Jahr 1808 mit Henriette Blondel, Tochter eines Genfer Bankiers, stellte sich als äußerst glücklich heraus, und er führte für viele Jahre ein zurückgezogenes häusliches Leben. Seine intellektuelle Energie widmete er in dieser Periode den Inni sacri, einer Reihe von geistlichen Dichtungen, und einer Abhandlung über katholische Moral. Diese Aufgabe unternahm er unter religiöser Unterweisung, als Buße für seinen früheren Abfall vom Glauben. 1818 mußte Manzoni sein elterliches Erbe verkaufen, da er Geld an einen unehrlichen Makler verloren hatte. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich seine charakteristische Großzügigkeitkeit im Umgang mit seinen Bauern, die ihm gegenüber verschuldet waren. Er strich nicht nur auf der Stelle die Eintragungen aller ihm geschuldeten Summen, sondern bot ihnen auch an, die ganze anstehende Maisernte für sich zu behalten.
1819 veröffentlichte Manzoni seine erste Tragödie Il Conte di Carmagnola, die alle klassischen Konventionen brach und damit eine lebhafte Kontroverse entfachte. In einem Artikel in einem literarischen Magazin wurde sie heftig kritisiert, worauf Goethe sie verteidigte. Der Tod von Napoleon 1821 inspirierte Manzonis kraftvolle Verse Il Cinque maggio (Der fünfte Mai), die zur beliebtesten Lyrik in italienischer Sprache zählen. Die politischen Ereignisse dieses Jahres und die Inhaftierung vieler seiner Freunde lasteten schwer auf Manzoni, und die historischen Studien, mit denen er sich während seines anschließenden Rückzugs auf Brusuglio abzulenken versuchte, beeinflussten sein Schaffen.
Während der Episode des Ungenannten, historisch identifizierbar mit Bernardino Visconti, begann der Roman I Promessi sposi Gestalt anzunehmen, den Manzoni im September 1822 vollendete. Als das Werk nach Revision durch Freunde zwischen 1825 und 1827 als ein Band pro Jahr veröffentlicht wurde, erhob es seinen Autor sogleich in den ersten Rang literarischer Berühmtheiten. 1822 veröfflichte er seine zweite Tragödie Adelchi, die von der Beendigung der lombardischen Dominanz in Italien durch Karl den Großen handelte, und viele verschleierte Andeutungen auf die österreichische Vorherrschaft enthielt. Mit diesen Werken war Manzonis literarische Karriere praktisch beendet. Dennoch überarbeitete er I promessi sposi mühsam ins toskanische Idiom und veröffentlichte diese Fassung 1840, zusammen mit einer Art Nachfolgegeschichte La Storia della Colonna infame von sehr geringem Interesse. Ebenfalls schrieb er eine kleine Abhandlung über die italienische Sprache.
Dem Tod von Manzonis Ehefau 1833 folgte der von einigen seiner Kinder und seiner Mutter. 1837 heiratete er wiederum, diesmal Teresa Born, Witwe des Grafen Stampa, die er abermals überlebte, während von den neun Kindern aus seinen zwei Ehen nur zwei nach ihm starben. Der Tod seines ältesten Sohns Pier Luigi am 28. April 1873 war der endgültige Schlag, der sein Ende beschleunigte; er erkrankte sofort und starb an Hirnhautentzündung . Sein Land trauerte um ihn mit beinahe königlichem Prunk, und seine Überreste wurden zum Friedhof von Mailand von einem überwältigenden Leichenzug begleitet, der alle Prinzen und die höchsten Staatsbeamten einschloß. Sein vornehmstes Monument stellt aber Verdis Requiem dar, das zum ersten Jahrestag seines Todes komponiert wurde.
Biografische Entwürfe wurden veröffentlicht von Cesare Cantó (1885), Angelo de Gubernatis (1879) und Arturo Graf (1898). Einige von Manzonis Briefen wurden von Giovanni Sforza (1882) veröffentlicht.