Aldo Leopold
Aldo Leopold, Geb. 1887 in Burlington am Mississippi und gest. 1948
Er beginnt 1905 an der kurz zuvor gegründeten Forstfakultät der Yale Universität zu studieren. Hier kommen ihm seine deutschen Vorfahren zugute, denn für das Forststudium sind Deutschkenntnisse obligatorisch. Dies ist damit begründet, dass hier das deutsche (europäische) Nachhaltigkeitskonzept der Forstwirtschaft gelehrt wird. Als er das Studium abschließt, gehört er zur ersten Generation amerikanischer Förster.
Sein erstes großes Betätigungsfeld ist der Aufbau einer Forstverwaltung für das Gebiet zwischen Rio Grande, Colorado River und mexikanischer Grenze. Eine wilde Landschaft, mit Waldgebieten die erstmals vermessen und kartiert werden. Hier findet er auch seine künftige Frau, die junge Lehrerin Estella Bergere, die er, obwohl Lutheraner, in der katholischen Kathedrale von Santa Fe heiratet.
1915 erhält er aus Washington den Auftrag die Gründe für den Rückgang der Wildtierbestände in seinem Gebiet zu erforschen. Damit wendet sich seine Aufmerksamkeit der Wildtierbiologie zu. So untersucht er die Zusammenhänge von Überweidung, Bodenerosion, Störungen des Wasserhaushalts und dem Verhalten der Fauna, woraus er ein Konzept ableitet, das vorsieht ein Netz von Wildtierreservaten zu errichten und den Grand Canyon umfassend unter Landschaftsschutz zu stellen. Seine Ergebnisse werden beide umgesetzt.
Danach setzt er sich mit der Biologie, die das Leben von Tieren und Pflanzen im Zusammenhang mit ihrem Habitat untersucht: der Ökologie, auseinander. Zur gleichen Zeit inspiriert ihn ein 1922 auf Englisch erschienenes Buch des russischen Schriftstellers und Esoterikers Pjotr D. Uspenskij (1878 bis 1947) der die These vertritt: „Die Erde ist ein koordiniertes Ganzes, ein sich selbst regulierender Organismus, ein Lebewesen“ (frühe Version der "Gaia-Theorie").
Bereits 1923 formuliert er aufgrund seiner Erfahrungen eine Ethik der Nachhaltigkeit. Er beginnt mit diesem Wissen an einem Forschungsinstitut der Universität von Wisconsin im Mittleren Westen zu arbeiten. Hier entwickelt er sich zu einem anerkannten Wildtierbiologen. Durch die Freundschaft mit dem britischen Naturforscher Charles Elton (1900 bis 1991) ergeben sich Synergien, die den Begriff der Ökosysteme tiefgreifend prägt.
In den Great Plains tritt die größte Dürre in der Klimageschichte der USA auf. Als Gegenmaßnahmen werden Aufforstungen im großen Stil vorgenommen, aber ein Wandel der Denkmuster (Paradigmas), die in die Krise geführt haben, vollzieht sich nicht. Im Sommer 1935 bricht er zu einer Studienreise nach Deutschland auf, um dort Anregungen für eine nachhaltige Forstwirtschaft in Amerika zu sammeln. In der Forstfakultät der Technischen Hochschule Dresden wird die Delegation empfangen. Aldo Leopold erkennt im Land der Vorfahren mit klaren Blick die Anstrengungen für den Naturschutz mit dem Dauerwald, doch die rigide aufgeteilten und geometrisch angelegten Schläge (Flächenfachwerk) zeigen eine Nutzung der Wälder als "Holzfabriken". Es war auch ein Besuch auf Gut Neschwitz in der Oberlausitz angesetzt. Der Gutsherr Arnold Freiherr von Vietinghoff-Riesch (1895 bis 1962) ein Vertreter der Dauerwaldidee betreibt seine Forstwirtschaft mit Einzelbaumentnahme und Naturverjüngung. Aldo ist begeistert. Nach der Rückkehr in die USA probiert er seine gesammelten Ideen aus. Eine verlassene Farm am Wisconsin River, deren Boden nichts mehr hergab, wurde sein Versuchsgelände. Er beginnt mit der Renaturierung des gesamten Geländes, und es gelingt ihm. Heute sind dort vielfältige Waldbilder zu sehen. Diese Naturbeobachtungen bei der Arbeit schreibt Leopold auf und ergänzt sie mit seinen umfassenden Erfahrungen. Aus dieser Niederschrift entsteht der Sand County Almanac, der ein Jahr nach dem Tod des Autors, 1949 erscheint (auf Deutsch 1992 Am Anfang war die Erde).
Heute wird Aldo Leopold weltweit als Pionier des ökologischen Denkens anerkannt.
1944 Essay: "Thinking like a mountain" – Denken wie ein Berg