Alcatraz
Die Insel Alcatraz liegt mitten in der San Francisco Bay, Kalifornien in den USA. Sie wurde früher als Standort für ein Hochsicherheitsgefängnis genutzt, dient aber inzwischen lediglich als historischer Schauplatz. Alcatraz steht unter der Aufsicht des US National Park Service.
Die 500 Meter lange und bis zu 41 Meter hohe Sandsteininsel diente nicht nur als Standort für ein Gefängnis. Auf der 85.000 m² großen Insel befindet sich auch der älteste Leuchtturm der US-amerikanischen Westküste.
Geschichte
Entdeckung
Der spanische Forscher Juan Manuel de Ayala segelte 1775 in die Bucht von San Francisco und gab den Inseln, die er dort vorfand, ihren Namen. Der Name von Alcatraz leitet sich von dem Wort Isla de los Alcatraces „Pelikan-Insel“ ab. Zur damaligen Zeit nisteten viele Pelikane auf der Insel, und auch heute noch ist Alcatraz ein Vogelschutzgebiet.
Ausbau zum Fort und Gefängnis
1847 kaufte John Charles Fremont, der militärische Gouverneur Kaliforniens, Alcatraz zum Preis von 5.000 Dollar für die Vereinigten Staaten der mexikanischen Regierung ab und errichtete 1854 einen Leuchtturm, der bereits 1909 neu gebaut wurde. Danach begann die militärische Nutzung durch den Bau von Fort Alcatraz im Jahre 1859, das für Kriegsgefangene ab 1861 zum ersten Mal als Gefängnis diente. Eine Gruppe konföderierter Soldaten und die Mannschaft eines konföderierten Handelsschiffes wurde hier während des amerikanischen Bürgerkriegs interniert. 1903 war das Gefängnis so verfallen, dass es geschlossen werden musste. Die Planungen für einen Neubau begannen 1906, wurden aber durch das schwere Erdbeben im gleichen Jahr zurückgeworfen. Der Neubau dauerte schließlich von 1906 bis 1911. Das Fort wurde 1933 aufgegeben.
Hochsicherheitsgefängnis
Am 12. Oktober 1933 begann schließlich der Umbau in eine Strafvollzugsanstalt, und am 1. Januar 1934 wurde Alcatraz zu einem Bundesgefängnis umfunktioniert. Wegen der eiskalten Wassertemperatur in der Bucht und der tückischen Strömung war „The Rock“ (Der Fels) für ein Gefängnis ideal gelegen, da eine Flucht als unmöglich erschien. Die ersten Gefangenen, 53 Häftlinge aus dem Staatsgefängnis in Atlanta (unter ihnen Al Capone), trafen 1934 ein. Alcatraz fungierte bis 1963 als Hochsicherheitsgefängnis, in dem die Gefangenen untergebracht wurden, die in anderen Gefängnissen als unverbesserlich und schwierig eingestuft wurden. Unter ihnen befanden sich so bekannte Gangster wie Al Capone (1934-39), Robert Franklin Stroud (1942-59), George "Machine Gun" Kelly (1934-51) und Alvin "Creepy" Karpis (1936-62).
Die Zellen waren 1,50 Meter x 2,70 Meter groß, mit Waschbecken, Toilette und Bett. Hier hielten sich die Häftlinge zwischen 16 und 23 Stunden am Tag auf, alles andere waren Sondervergünstigungen bei guter Führung. Auch die Teilnahme am Arbeitsprogramm war eine Sondervergünstigung. Hierbei wurden Verkehrsschilder für die Regierung hergestellt. Alcatraz hatte das beste Essen aller Gefängnisse, da der Speisesaal der einzige Ort war, wo die Gefangenen mit Metall in Berührung kamen und man so die Spannungen verringern wollte. An der Decke waren für Notfälle Tränengasbehälter angebracht, die allerdings nie benutzt werden mussten. Auch hatte das Gefängnis als einziges im Land Warmwasserduschen, um die Gewöhnung an kaltes Wasser für eventuelle Fluchtversuche zu vermeiden.
Trotzdem verschwanden am 11. Juni 1962 die Insassen Frank Morris und die beiden Brüder John und Clarence Anglin aus ihren Zellen. Die drei Männer gruben sich ihren Weg durch die alten Gemäuer eines Lüftungsschachtes frei. Sie gelangten über den Zellenblock schließlich nach außen und verschwanden dann mit einem Schlauchboot, das sie aus Regenmänteln gefertigt hatten. Ihr Verschwinden wurde erst am nächsten Morgen bemerkt, als die Flüchtigen bereits einen Vorsprung von über neun Stunden gehabt hätten. Die Leichen wurden nie gefunden. Vermutlich sind sie in der Bucht ertrunken, allerdings zeigte ein späterer Versuch, dass es entgegen der bisherigen Annahme durchaus möglich ist, von Alcatraz an Land zu schwimmen. Die Geschichte wurde später als Vorlage für den Film Die Flucht von Alcatraz mit Clint Eastwood genutzt.
Im Dezember 1962 fand eine weitere Flucht statt. Der Bankräuber John Paul Scott schwamm über eine Stunde durch das eisige Wasser. Man fand ihn halberfroren am anderen Ufer, wo er dann wiederbelebt werden musste.
Nach der Schließung der Anstalt 1964 waren etwa 40 Indianer, darunter der 26 jährige Russell Means, nach Alcatraz gefahren und hatten dort ein Angebot verlesen, die Insel für 47 Cent pro Acre zu kaufen. Das war der Preis, den Kalifornien zu dieser Zeit Indianern als Ausgleich für unrechtmäßige Landnahme im vorhergehenden Jahrhundert bot. Die Indianer beriefen sich auf einen Vertrag aus dem Jahre 1868, der jedem Indianer die Nutzung von ehemaligem Bundesgebiet zusagte, falls dieses nicht mehr gebraucht würde.
Die Indians of All Tribes (englisch: Indianer aller Stämme), eine Gruppe junger Indianer, besetzte seit dem 20. November 1969 die Insel auf der gleichen Grundlage. In den folgenden Monaten gab es ein großes Presse-Echo und einigen Zulauf von Leuten, die zur Unterstützung einige Tage bis Monate nach Alcatraz kamen. Im Frühsommer 1971 beschloss die amerikanische Regierung die Insel gewaltsam zu räumen. Der Zeitpunkt schien günstig, weil laut Berichten zur Zeit nur elf bis 15 Indianer auf der Insel ausharrten, aber vermutlich mit dem Einsetzen der Ferien wieder Zulauf von Studenten bekommen würden. Regierungbeamte machten außerdem geltend, dass der Zeitraum von jetzt bis zur nächsten Wahl lang sei, so dass die Öffentlichkeit die Angelegenheit wieder vergessen würde, auch falls es zu unschönen Szenen käme. Am 11. Juni 1971 riegelte die Küstenwache die Insel ab und etwa 30 FBI-Agenten nahmen die verbliebenen Indianer, ohne auf Widerstand zu stoßen, fest.
Einige Besetzer, unter anderem John Trudell, traten später dem American Indian Movement bei.
Heute ist Alcatraz eine Touristenattraktion mit über einer Million Besuchern pro Jahr. Der Zellenblock, der Speisesaal und das Gefängniskrankenhaus können besichtigt werden. Mit Hilfe von Tonbandkassetten in verschiedenen Sprachen (auch deutsch) wird man durch Alcatraz geführt.
Erreichen kann man die Insel mit der Blue & Gold Fleet am Pier 41 oder der Red & White Fleet am Pier 43 1/2. Eine Reservierung ist wegen des großen Andranges jedoch mindestens einen Tag vorher empfehlenswert.
Gefängnisleben
In den nächsten 29 Jahren der Nutzung inhaftierte man auf der Insel einige der berühmtesten Kriminellen der USA. Insgesamt 1.576 Häftlinge waren auf Alcatraz inhaftiert, davon nie mehr als 250 gleichzeitig. Die Gefängniswachen lebten mit ihren Familien auf der Insel; insgesamt rund 300 Zivilisten, darunter 80 Kinder. 36 Gefangene versuchten in den 29 Jahren zu fliehen, aber es gab keinen bekannten erfolgreichen Ausbruch. Fluchtversuche
In den 29 Jahren der Nutzung gelang offiziell niemandem die Flucht. Alle Versuche waren entweder erfolglos oder endeten tragisch, da die Flüchtigen entweder erschossen wurden oder in dem eiskalten Wasser der San Francisco Bucht ertranken. Alle Gefangenen mussten sich zweimal in der Woche warm duschen, um nicht unempfindlich gegenüber dem kalten Wasser zu werden. Schließung des Gefängnisses
Wegen der hohen Betriebskosten und dem zunehmenden Verfall der Anlage durch das Salzwasser ordnete Generalstaatsanwalt Robert F. Kennedy 1963 die Schließung des Gefängnisses an. Am 21. März 1963 veranlasste man die Schließung der Anstalt, da die Kosten inzwischen unverhältnismäßig hoch waren. Besonders die alten Gemäuer wurden durch die salzhaltige Luft angegriffen, so dass ständige Instandhaltungsmaßnahmen notwendig waren. Von 1963 an war die Insel unbewohnt.Besetzung durch Indianer
Erschließung für die Öffentlichkeit
Danach gab es Versuche, Alcatraz in ein Casino umzuwandeln; es fand sich jedoch kein Investor. Die Insel wurde 1972 schließlich als Teil der neu geschaffenen Golden Gate National Recreation Area für die Öffentlichkeit geöffnet.Filme
Weblinks