Alawiden
Alawiden (2. Scherifen-Dynastie), Dynastie in Marokko seit 1664Herrscher:
- Sultan Mulai ar-Rasid (1664-1672)
- Sultan Mulai Ismail (1672-1727)
- Sultan Mulai Abdallik (1749-1757)
- Sultan Mulai Muhammad (1759-1790)
- Sultan Yazid (1790-1792)
- Sultan Mulai Sulaiman (1792-1822)
- Sultan Mulai Abd ar-Rahman (1822-1859)
- Sultan Sidi Muhammad (1859-1873)
- Sultan Mulai al-Hasan (1873-1894)
- Sultan Abd al-Assis (1894-1908)
- Sultan Mulai Abd al-Hafiz (1908-1913)
- Sultan Mulai Jusuf (1913-1927)
- Sultan Muhammad V (1927-1961)
- König Hassan II (1961-1999)
- König Muhammad VI (1999-)
Die eigentliche Reorganisation Marokkos erfolgte unter Sultan Mulaj Ismail (1672-1727) der mit dem Aufbau eines Einheitsstaates gegen den Widerstand der Stämme begann. Da die Alawiden im Gegensatz zu den vorhergehenden Dynastien (Saadier, Meriniden, Almohaden und Almoraviden) nicht den Rückhalt in einem einzelnen Berberstamm, baute Mulaj Ismail ein Heer aus Negersklaven auf, mit denen er die Berber- und Beduinenstämme kontrollieren konnte. Mit diesem Heer wurden die die Engländer aus Tanger (1684) und die Spanier aus Larache/ Al-Araish (1689) vertrieben. Gleichzeitig verlegte er die Hauptstadt von Fes nach Meknes und baute seine neue Residenz stark aus. Allerdings überdauerte der geschaffene Einheitsstaat den Tod von Mulaj Ismail nicht. In den nach 1727 ausbrechenden Machtkämpfen setzten sich die Stämme wieder als bestimmende politische und militärische Faktoren in Marokko durch.
Erst unter Sultan Mulaj Muhammad (1757-1790) konnte das Reich wieder befriedet und reorganisiert werden. Auf einen erneuten Versuch der Zentralisierung wurde aber verzichtet, womit die Stämme ihre Autonomie bewahren konnten. Unter Sultan Mulaj Abd ar-Rahman (1822-1859) geriet Marokko zunehmend unter den Einfluss der europäischen Mächte. Als Marokko in Algerien den Freiheitskampf des Emirs Abd al-Qadir unterstützte, wurde es 1844 von Frankreich vernichtend geschlagen und musste die Unterstützung für die Algerier aufgeben.
Seit den Sultanen Sidi Muhammad (1859-1873) und Mulaj al-Hasan (1873-1894) versuchten die Alawiden durch Handelsverträge mit europäischen Staaten und den USA den Handel zu fördern. Außerdem wurden Armee und Verwaltung modernisiert um die Berber- und Beduinenstämme besser kontrollieren zu können. Allerdings begann mit dem Krieg Spaniens gegen Marokko (1859-1860) auch die direkte europäische Einmischung. Zwar konnte in der Konferenz von Madrid (1880) die Unabhängigkeit Marokkos gesichert werden, doch gewann vor allem Frankreich weiter Einfluss. So kam es Anfang des 20. Jahrhunderts zu französischen Interventionen zur Unterstützung der marokkanischen Regierung als es zu Stammesrevolten wegen den Reformen im Verwaltungs- und Steuersystem kommt. Gegen diesen steigenden Einfluss Frankreichs, dass 1904 seine Interessen mit Britannien abgestimmt hatte, versuchte das Deutsche Reich seine Interessen zu wahren, was zur Ersten Marokkokrise (1905-1906) und zur Zweiten Marokkokrise (1911) führte. Die Position Frankreichs konnte nicht mehr erschüttert werden, so das Marokko am 03.12. 1912 das französische Protektorat anerkennen musste. Gleichzeitig musste das Rif-Gebiet in Nordmarokko an Spanien abgetreten werden.
Unter dem französischen Protektorat (1912-1956) wurde stark in den Ausbau der Infrastruktur investiert um die Städte an der Atlantikküste mit dem Hinterland zu verbinden. So wurde in Marokko ein einheitlicher Wirtschaftsraum geschaffen und auch die Verwaltung gegenüber den Stämmen gestärkt, auch wenn erst 1933 die letzter Berberstämme im Hohen Atlas von den Franzosen unterworfen wurden.
Als die Berber 1930 den französischen Gerichten unterstellt werden sollten, entwickelte sich die Unabhängigkeitsbewegung in Marokko. 1944 wurde die Unabhängigkeitspartei Istqlal gegründet die in der Rede von Tanger auch von Sultan Muhammad V unterstützt wurde. Zwar wurde dieser 1953-1955 von den Franzosen abgesetzt, doch musste Frankreich Muhammad V. 1955 wieder anerkennen und Marokko 02.03. 1956 in die Unabhängigkeit entlassen. Die Bedeutung des französischen Protektorats ist vor allem darin zu sehen, dass die Urbanisierung des Landes, besonders an der Küste um Casablanca, erheblich beschleunigt wurde und die Entwicklung einer industriellen Wirtschaft begann.
Während den Franzosen die Befriedung Marokkos gelang, kam es im Rif-Gebiet zum Aufstand der Berber unter Abd al-Karim (1921-1926) bei dem die spanischen Truppen vertrieben wurden und eine Rif-Republik gegründet wurde. Nur mit Hilfe französischer Truppen gelang es Spanien den Aufstand niederzuschlagen. Im des spanischen Bürgerkrieg kämpften viele Rif-Berber auf der Seite Francos bevor Spanien das Rif-Gebiet an das unabhängige Marokko zurückgab.
Literatur: Ulrich Haarmann, Geschichte der Arabischen Welt, C.H. Beck München, 2001