Adipositaschirurgie
Unter Adipositaschirurgie versteht man chirurgische Maßnahmen zur Bekämpfung des krankhaften Übergewichts (Adipositas).Die Informationen sind auf dem Stand von September 2003.
Die Entscheidung für eine adipositaschirurgische OP und die Wahl der "richtigen" OP-Methode ist letzten Endes eine Entscheidung, die Arzt und Patient gemeinsam fällen müssen und die von sehr vielen Faktoren und natürlich auch von den persönlichen Wünschen des Patienten abhängt. Eine Box, in die man oben die Fakten hineinwirft und die dann die passende OP-Methode auswirft, gibt es leider nicht. Derzeit versucht man allerdings wohl, entsprechende Algorithmen für Patientenselektion und OP-Methode der Wahl zu finden.
Hinzu kommt, dass zwar gerne mit Zahlen über OP-Methoden, Gewichtsverluste und Komplikationsraten hantiert wird, letzten Endes es aber in Deutschland keine zentrale Erfassung solcher Daten und dementsprechend keine Qualitätskontrolle für Adipositaschirurgie gibt. Komplikations- und Erfolgsraten variieren in bereits durchgeführten Studien leider erheblich. Die oftmals kleine Anzahl an teilnehmenden Patienten dürfte dafür mitverantwortlich sein (je kleiner die Anzahl der teilnehmenden Patienten, desto stärker streuen im allgemeinen die Ergebniswerte).
Chirurgie ohne Komplikationen ist eine Illusion. Das gibt es nicht. Bauchchirurgische Eingriffe aller Art sind keine Kleinigkeit und bergen auch das Restrisiko des Todes des Patienten. Darüber sollte sich jeder im klaren sein, der einen solchen Eingriff plant. Die unterschiedlichen Methoden bergen entsprechend unterschiedliche Risiken, sowohl unmittelbar postoperativ als auch langfristig gesehen.
Die Probleme mit dem Band, dem Port und dem Schlauchsystem können hier prinzipbedingt nicht auftreten. Auch gilt die Operation als technisch nicht ganz so anspruchsvoll wie die Implantation eines Magenbandes und kann zudem oftmals billiger durchgeführt werden, weil das je nach Fabrikat bis zu EUR 1.600,-- teure Magenband nicht benötigt wird. Andererseits gibt es Berichte über teilweise gerissene Klammernähte, die eine erneute Operation nötig machen können. Die Gastroplastik ist nur bedingt reversibel. Eine Feineinstellung des Stomas wie beim Magenband kann hier prinzipbedingt ebenfalls nicht durchgeführt werden.
Roux-en-Y-Bypass und biliopankreatische Diversion (BPD) können wie auch das Magenband laparoskopisch durchgeführt werden, allerdings wird zumindest die BPD derzeit weltweit nur an wenigen Kliniken minimalinvasiv operiert. Roux-en-Y-Bypass und BPD sind als Ersteingriffe nicht unumstritten. Darüber hinaus gibt es Chirurgen, die die mit malabsorptiven Komponenten arbeitenden Eingriffe grundsätzlich ablehnen.
Die Gewichtsabnahme bei den Bypässen ist insgesamt wohl zuverlässiger und im Einzelfall wohl auch oftmals größer als bei den restriktiven Techniken. Deshalb werden auch mittlerweile Magenbänder zu Bypässen umgebaut (Banded Bypass). Das Band übernimmt dann nur noch die Funktion der Magenverkleinerung, aber nicht mehr Begrenzung der Energiezufuhr über die Nahrungsbeschränkung. Die verminderte Energieaufnahme wird über die malabsorptive Wirkung des Bypasses erzeugt. Die Bänder müssen dazu stark geblockt werden, was hinsichtlich der Druckwirkung auf die Magenschleimhaut nicht ganz unumstritten ist.
Die Erfahrungen in Deutschland hinsichtlich der Kostenübernahme sind nach wie vor durchwachsen. Manchmal hat man den Eindruck, Magenbänder und andere adipositaschirurgische Eingriffe würden im Losverfahren vergeben.
Allgemein sieht es so aus, dass es in Deutschland einen Katalog der Regelleistungen der gesetzlichen Krankenkassen gibt. Diese Leistungen erbringen die Krankenkassen ohne weitere Nachprüfung, wenn ein Arzt eine entsprechende Diagnose gestellt hat. Adipositaschirurgische Eingriffe sind derzeit nicht im Regelleistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) enthalten, können aber im Einzelfall beantragt werden und werden dann von der Kasse finanziert. Oder auch nicht.
Die Erfahrungen mit solchen Anträgen sind höchst unterschiedlich. Einige Patienten haben eine entsprechende Genehmigung bereits nach einem kurzen Gespräch mit dem zuständigen Sachbearbeiter bekommen, andere mussten sehr hartnäckig sein, offiziell Widerspruch gegen ablehnende Bescheide einlegen und zum Teil vom Patienten als sehr entwürdigend empfundene Untersuchungen und Dialoge beim Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) über sich ergehen lassen, teilweise bei Ärzten, die sich mit der entsprechenden Materie offenbar nicht besonders intensiv auseinandergesetzt hatten bzw. mit bereits veralteten Daten argumentierten. Manche Patienten mussten auch vor das Sozialgericht ziehen, um eine Kostenübernahme zu bekommen. Und auch dort gab es negative Urteile.
An dieser Situation hat auch ein Grundsatzurteil des Bundessozialgerichts vom 19. Februar 2003 nichts geändert. Nach wie vor ist die Kostenübernahme oftmals, aber nicht immer, ein langer und schwieriger Kampf.Operationsmethoden
Magenband
Das Magenband findet in Deutschland immer mehr Verbreitung und wird von vielen Kliniken angeboten. Die Operation ist technisch gut erprobt. Intra- und postoperative Komplikationen dürften bei entsprechend qualifizierten Ärzten und an entsprechend ausgestatteten Kliniken sehr selten sein. Es besteht unter Umständen die Gefahr, an einen Arzt zu geraten, der noch nicht erfahren genug ist oder seine Fähigkeiten überschätzt. Fragt deshalb bei Vorgesprächen nach der Anzahl der OPs, die bereits gemacht wurden und nach Komplikationen. Als hinreichend erfahren in Bezug auf das Magenband gilt ein Chirurg, der 50 Operationen durchgeführt hat. Das heißt natürlich nicht, dass es im Einzelfall nicht trotzdem zu Komplikationen kommen kann. Großer Pluspunkt des Magenbandes ist seine praktisch vollständige Reversibilität. Andererseits kann ein solches körperfremdes Implantat prinzipbedingt zu technischen Problemen führen (Leckagen des Schlauchsystems, Probleme durch Infektionen oder Verwachsungen außen am Magen, Verrutschen (Slippage), Vormagenerweiterung (Pouchdilatation), Probleme im Bereich des Ports (Infektionen, Verrutschen/Drehen der Portkammer, Abreißen des Schlauches etc.).Gastroplastiken
Die Gastroplastiken nach Mason oder Eckhout sind in letzter Zeit etwas aus dem Focus der öffentlichen Diskussionen verschwunden, es gibt aber nach wie vor Ärzte, die diese OP favorisieren und durchführen. Ähnlich wie beim Magenband wird auch bei einer Gastroplastik ein kleiner Vormagen (Pouch) gebildet, der nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen kann. Anders als beim Magenband wird der Durchlass (Stoma) zum Restmagen aber nicht durch die Implantation eines steuerbaren Magenbandes verengt, sondern durch Klammernähte, die den operativ ausgebildeten Pouch vom Restmagen bis auf einen kleinen Durchlass abtrennen. Diese Klammernähte werden mit Hilfe von Klammern aus Titan gesetzt und aus Sicherheitsgründen oft gleich mehrfach (meist vierfach) ausgeführt.Restriktive Techniken - Zusammenfassung
Die Gewichtsabnahmen bei den beiden restriktiven Techniken sind sehr unterschiedlich, auch Patienten mit Super Obesity (BMI 50 und größer) haben damit schon normale BMI-Werte erreicht. Grob geht man im ersten Anlauf von etwa 60% Erfolgsquote aus. Das heißt nicht, dass die anderen 40% nicht auch eine Abnahme verzeichnen, allerdings bleibt diese dann oft hinter den Erwartungen zurück. Die rein restriktiven Techniken lassen sich bewusst oder unbewusst überlisten, indem die Patienten flüssige oder weiche hochkalorische Lebensmittel konsumieren oder Mahlzeiten zeitlich sehr stark ausdehnen. Diesbezüglich sollte man sein eigenes Essverhalten vor der Operation kritisch hinterfragen und offen und ehrlich mit dem Arzt besprechen. Leider gibt es derzeit keine zuverlässige Möglichkeit, die Eignung eines Patienten für eine restriktive Technik vor der OP zuverlässig zu überprüfen.Dünndarmbypass
Der reine Dünndarmbypass, bei dem lediglich der Dünndarm verkürzt wird und so die Verdauung der zugeführten Nahrung zum Teil verhindert werden soll (Malabsorption), dürfte heute keine große Bedeutung mehr haben. Die Nebenwirkungen und Komplikationen waren erheblich.Roux-en-Y-Bypass
Der Roux-en-Y-Bypass ist eine Technik, bei dem durch eine Verkleinerung des Magens eine Restriktion der Nahrungsaufnahme erzeugt werden soll. Zusätzlich wird auch hier die Darmpassage verkürzt, so dass es auch eine malabsorptive Komponente gibt. Relativ gefürchtet beim R/Y ist das so genannte Dumping-Syndrom, die Übelkeit nach dem Konsum von Süßwaren. Die Gewichtsreduktion ist wohl bei vielen Patienten schneller und größer als bei den restriktiven Techniken, allerdings gibt es auch Berichte über Patienten, die nach mehreren Jahren wieder an Gewicht zunehmen.Biliopankreatische Diversion
Die biliopankreatische Diversion (BPD) mit oder ohne Duodenal-Switch (DS) setzt weniger auf eine Restriktion der Nahrungsaufnahme, sondern stellt die Malabsorption in den Vordergrund. Wie beim R/Y findet eine Veränderung des Stoffwechsels statt, so dass zusätzlich Vitamine zugeführt werden müssen. Bypass Techniken - Zusammenfassung
Die Bypass-OPs sind technisch aufwändiger und komplikationsbehafteter als die restriktiven Methoden. Für Patienten mit einem BMI größer 60 wurde in einer Studie unlängst eine Sterblichkeit von zehn Prozent angegeben.Kostenübernahme