Abdullah Öcalan
Abdullah Öcalan (* 9. August 1949), von seinen Anhängern wird er Apo genannt, ist ein kurdischer Politiker. Er war Vorsitzender der PKK von deren Gründung 1978 bis zu ihrer Auflösung im Jahre 2002. Während er von verschieden Seiten als Terrorist betrachtet wird, sehen viele Kurden in ihm die bedeutendste nationale Führungsfigur.
Table of contents |
2 Ideologie Öcalans 3 Kontroversen um Öcalan 4 Bücher 5 Weblinks |
Lebenslauf
Öcalan wurde am 4. April 1949 in Ömerli in der Provinz Urfa als Sohn einer armen Bauernfamilie geboren. Nach einer Schulausbildung in Nizip und Ankara arbeitete er als Katasterbeamter u.a. in Diyarbakir.
Anfang der 70er Jahre begann er in Ankara Politikwissenschaften zu studieren. Dort kam er mit sozialistischen Ideen in Kontakt und entwickelte Sympathie für die THKP-C. Wegen Teilnahme an einer Protestaktion gegen die Hinrichtung von Mahir Çayan und anderen führenden Figuren der THKP-C wurde er verhaftet und entging nur knapp einer mehrjährigen Haftstrafe. Im Gefängnis erlebte er die Hinrichtung von Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin Inan (THKO) mit, die im Gefängnishof stattfand.
Nach seiner Freilassung gründete Öcalan zusammen mit Haki Karer und Kemal Pir, zwei Türken, eine Gruppe mit einer Ideologie, die von sozialistischen Ideen und nationalen und antikolonialen Befreiungskämpfen beeinflusst war. Die Gruppe propagierte einen nationalen Befreiungskampf in Kurdistan. Am 27. November 1978 wurde die PKK gegründet. 1979 verließ Öcalan die Türkei, zuerst Richtung Libanon, später ging er nach Syrien.
1984 begannen bewaffnete Einheiten der PKK mit Angriffen auf Garnisonen in der Türkei bzw. Nordkurdistan einen Guerillakrieg, der 15 Jahre anhalten sollte. Anfang der 1990er Jahre entwickelte sich die PKK von einer kleinen Kaderpartei zu einer Massenbewegung. Als Antwort auf Volksaufstände, so genannte Serhildan, verschäfte die Türkische Führung den Krieg erheblich. Tausende Dörfer wurden entvölkert und zerstört. Es kam zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seiten des Konflikts. 1995 strich die PKK die Forderung nach einem unabhängigen Staat Kurdistan aus ihrem Programm. 1993, 1995 und 1998 verkündete Öcalan einseitige Waffenstillstände, auf die die Türkei nicht reagierte. Im Oktober 1998 verließ er Syrien, nachdem die Türkei dem Land mit einem Krieg gedroht hatte. Versuche, in Europa politisches Asyl und Unterstützung für eine politische Lösung zu erhalten, schlugen fehl.
Nach einer Odyssee durch verschiedene Länder wurde Öcalan am 15. Februar 1999 in Kenia, wo er sich auf dem Gelände der griechischen Botschaft aufgehalten hatte, vom CIA gefasst und an die Türkei übergeben.
Am 29. Juni 1999 wurde er von einem türkischen Staatssicherheitsgericht wegen Landesverrats und Mordes zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde nach der Aufhebung der Todesstrafe in Friedenszeiten in lebenslange Zuchthaushaft umgewandelt. Öcalan sitzt seit dem 15. Februar 1999 in Isolationshaft auf der Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer. Von dort rief er die Guerilla zum Rückzug aus dem Gebiet der Türkei auf, was diese ab August 1999 befolgte.
Die in Deutschland seit 1993 verbotene PKK, hat sich 2002 in KADEK (Kongress für Freiheit und Demokratie Kurdistan) umbenannt und wird vom deutschen Verfassungsschutz noch immer beobachtet. Im Oktober 2003 löste sich auch der KADEK auf. Mit verändertem Program und neuer Organisationsstruktur gründete sich der Volkskongress Kurdistan, KONGRA-GEL. Seit Anfang April 2004 wird dieser als "PKK-Alias" auf der sog. "Liste der terroristischen Organisationen" der EU geführt.
Im Gefängnis schrieb Öcalan mehrere politische und geschichtsphilosophische Bücher.
Ideologie Öcalans
Öcalans Schriften und Reden aus den siebziger Jahren sind geprägt von einem relativ klassischen Marxismus gepaart mit Ideen nationaler Befreiungsbewegungen wie der vietnamesischen oder der algerischen (Frantz Fanon). Ab Mitte der 80er Jahre übt Öcalan teils heftige Kritik am Realsozialismus. Seit den 90er Jahren gibt er der Frauenbefreiung in seinen Schriften breiten Raum. Auf ihn geht auch die Gründung der Frauenarmee und später der "Partei der freien Frau" (PJA) zurück. In seinen im Gefängnis verfassten Büchern vertieft er seine Kritik am Realsozialismus und propagiert eine demokratisch-ökologische Zivilgesellschaft, die keine Staatsgründung zum Ziel haben soll, sondern die Abschaffung des Staates und aller Hierarchien, insbesondere der zwischen den Geschlechtern.
Es gibt eine Initiative Freedom for Öcalan, die sich für seine Freilassung einsetzt und an der sich mehrere Friedensnobelpreisträger beteiligen.
Kontroversen um Öcalan
Es gibt Vorwürfe, Öcalan habe Morde unter seinen eigenen Anhängern begangen. Bücher
Öcalan ist Autor zahlreicher Bücher. Ins Deutsche übersetzt sind folgende:
Weblinks