Abdul Qadir Gilani
Abdul Qadir Gilani, islamischer Mystiker (siehe auch Sufismus), ist Gründer der Qadiri-Tariqa (Qadiri-Derwisch-Orden); geb. 1088 (anderen Quellen zufolge 1077) in Gilan, einer iranischen Provinz an der Südküste des Kaspischen Meeres; gest. 1166 in Bagdad (Irak).
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2 spiritueller Weg 3 Legende 4 Grabstätte |
Im Alter von 18 Jahren reist Abdul Qadir Gilani nach Bagdad, um seine traditionelle islamische Ausbildung zu vertiefen. Er studiert Islamisches Gesetz (Scharia) bei Qadi Abu Said Mahrami, Literatur bei Abu Zakariya und die Hadith-Literatur bei Bakr al-Muzaffar.
Weil er sich ebenfalls stark mit dem Sufismus beschäftigt, bricht Abdul Qadir Gilani später seine Studien ab und begibt sich an einen einsamen Ort in der Nähe Bagdads. Dort lebt er für die nächsten 25 Jahre als einsamer Asket.
Während dieser Zeit besucht er regelmäßig eine Tekke in Bagdad, die von dem Sufi Abu Said al-Mubarak geleitet wird. Abdul Qadir Gilani wird dort als Derwisch akzeptiert, später eröffnet er aber eine eigene Tekke. Diese hat relativ bald einen sehr guten Ruf und erfährt deswegen einen regen Zulauf.
Es wird erzählt, dass Abdul Qadir Gilani durch seine Predigten eine solche Menschenmenge anzieht, dass er unter freiem Himmel zu ihr sprechen muss, weil keine Gebäude ausreichend Platz bietet. Seine möglicherweise bemerkenswertesten Eigenschaften sind Toleranz und Nächstenliebe. Beispilsweise findet man in keinem seiner literarischen Werke auch nur ein schlechtes Wort der Feindschaft gegenüber dem Christentum. Generell gelten die Anhänger Abdul Qadir Gilanis noch bis in die Gegenwart als äußerst tolerant und fortschrittlich, zwar in der Nähe der Orthodoxie angesiedelt, aber weit entfernt von Fanatismus, egal ob religiöser oder politischer Art.
Es dauert nicht lange, und Abdul Qadir Gilanis Ruhm erreicht unglaubliche Ausmaße. Er wird außerdem muhyi du-din (Wiederbeleber der Religion) genannt, denn aufgrund einer Legende hilft er eines Tages einer schwachen und elenden Person auf, die er völlig erschöpft am Straßenrand vorfindet und versorgt diesen Menschen zusätzlich mit einer Mahlzeit. Der anschließend wieder zu Kräften gekommene enthüllt ihm, dass er „die Religion des Islam“ sei, wodurch Abdul Qadir Gilani zu diesem Ehrennamen gelangt.
Sein Grab in Bagdad ist noch heute eine stark frequentierte Pilgerstätte frommer Muslime, die hauptsächlich aus dem indo-pakistanischen Raum stammen. Die Pilger, die dort oft wochenlang bleiben, gehen schweigend mit einem kleinen Besen umher und reinigen das Heiligtum. Es heißt nämlich, dass es als ein höchst verdienstliches Werk angesehen wird, die Schwelle eines Heiligen zu fegen.Ausbildung
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