Öffentlicher Personennahverkehr
Der in Deutschland gebräuchliche Begriff Öffentlicher Personen-Nahverkehr (ÖPNV; in der Schweiz ist Öffentlicher Verkehr = ÖV üblich) bezeichnet denjenigen Personenverkehr mit Verkehrsmitteln, die nicht dem Individualverkehr oder dem Fernverkehr zuzuordnen sind, etwa Omnibus (Stadtbus, Überlandbus, Rufbus, Taxibus), Anrufsammeltaxi (AST), Straßenbahn/Stadtbahn, O-Bus, Fähre (auf Kurzstrecken) und U-Bahn. Dem ÖPNV wird auch der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) (in Deutschland unter anderem S-Bahn, Regionalexpress und Regionalbahn) zugerechnet, den übrigen ÖPNV bezeichnet man häufig als Stadtverkehr.Die Verkehrsmittel des ÖPNV fahren in der Regel nach Fahrplan. Oft ist der Fahrplan vertaktet (Taktfahrplan), die Abfahrten erfolgen in einem festen Rhythmus (beispielsweise alle 10 Minuten). Eine Ausnahme bilden Rufbus-Systeme, die auf Bedarf fahren. Taxis werden aufgrund ihres öffentlichen Charakters manchmal auch zum ÖPNV gerechnet.
Träger des ÖPNV in Deutschland, soweit es sich nicht um SPNV handelt, sind üblicherweise Gebietskörperschaften (Gemeinden und Kreise). Meistens sind sie zu den Verkehrsverbünden zusammengeschlossen. Der SPNV wird von den Verkehrsverbünden (in NRW und Hessen) oder von den Gesellschaften der Bundesländer (z.B. "Bayern-Takt") bestellt. Details regeln Gesetze der einzelnen Bundesländer.
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Der Öffentliche Personennahverkehr begann auf dem Wasser in Form regelmäßiger Fährverbindungen über Flüsse und an Flussufern. Im 19. Jahrhundert nahm der ÖPNV erheblichen Aufschwung, da die Städte im Zuge der industriellen Revolution stark an Bevölkerung gewannen und sich räumlich ausdehnten. Mehrere Erfindungen, die alle zu Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgten, legten die technische Basis für den ÖPNV als Massentransportsystem:
Geschichte des ÖPNV
Insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dehnten sich die Städte soweit aus, dass die Arbeiter aus den z. T. in die Außenbezirke verlegten Wohnquartieren nur noch nach stundenlangen Fußwegen oder Busfahrten zur Arbeit kamen. Mit der Einführung der elektrischen Straßenbahn (Tram, Trambahn, Elektrische) reagierte der ÖPNV auf dieses Problem. Der Verkehr stieg so stark an, dass beispielsweise um 1890 in Hamburg zwischen Hauptbahnhof und Rathaus alle 40 Sekunden eine Bahn fuhr. Dies führte zu Verkehrsstaus und Unzuverlässigkeiten. Um die Leistungsfähigkeit des ÖPNV wieder herzustellen, wurden zunehmend Bahnen auf eigener Trasse über und unter der Erde errichtet (Hochbahn, U-Bahn, Metro und S-Bahn). Speziell für den Tunnelbetrieb wurden diese Strecken entweder bald auf elektrische Traktion umgestellt oder von Beginn an mit elektrischen Triebwagen betrieben.
Ab den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte sich das Automobil zunehmend zum Massenverkehrsmittel. Die Fahrgastzahlen im ÖPNV sanken. Darauf reagierten die Verkehrsunternehmen mit der Bildung von Verkehrsverbünden, die den Grundsatz "eine Fahrkarte, viele Verkehrsmittel" umsetzten und neben dem Tarifverbund auch zunehmend eine abgestimmte Planung vornahmen. Als erster Verkehrsverbund wurde im Jahre 1965 der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) in Hamburg gegründet, der das Stadtgebiet sowie einige Randgemeinden umfasste. Deutschlands größter Verkehrsverbund ist der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRR. Andere Ballungsräume in Europa folgten.
Der ÖPNV ist auch heute von großer Bedeutung für das Funktionieren der Mobilität in Ballungsräumen. Während früher die Aufgabe im Vordergrund stand, überhaupt Verkehr zu ermöglichen, so wird heute vornehmlich die "dienende" Funktion des ÖPNV - Ballungsräume von Individualverkehr und die Umwelt von Schadstoffen zu entlasten - betont. Ein Blick auf einige Kennzahlen des städtischen Verkehrs zeigt aber, dass diese Sichtweise der Realität nicht entspricht. In den meisten Städten Österreichs und Deutschlands, die noch über ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz verfügen, beträgt der Anteil der Wege, die mit dem Kraftfahrzeug zurückgelegt werden, unter 50 Prozent. In Wien (Österreich) werden rund 65 Prozent der Wege entweder mit "Öffentlichen", mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt. Ebenso ist die vermeintlich geringe Auslastung der "Öffentlichen" zu sehen. Die durchschnittliche Belegung von Kraftfahrzeugen beträgt rund 1,3 Personen (26%). Würde man den Fahrer abziehen (wie im ÖPNV üblich) so wäre ein großer Teil der Fahrzeuge überhaupt als unbesetzt zu sehen. Rund 23 von 24 Stunden sind die Kraftfahrzeuge in der Regel überhaupt außer Betrieb (geparkt). Bussese und Straßenbahnen sind meistens um die 20 Stunden im Einsatz, U-Bahnen teilweise noch länger. Dazu kommt noch das Nachtautobusnetz (in Dresden auch Straßenbahn). Die Auslastung liegt während der gesamten Betriebszeit bei rund 30 Prozent und somit deutlich höher als im MIV. Spezifischer (auf den Fahrgast bezogener) Verbrauch von Energie und spezifische Emission von Schadstoffen ist somit ebenfalls deutlich geringer als beim MIV. So verursacht ein gut besetzter Bus pro Fahrgast nur etwa 10-25% der Treibhausgas-Emissionen eines gut besetzten Autos und nimmt erheblich weniger Straßenraum ein. Dazu ist weiters anzumerken, dass gerade der Flächenverbrauch für den ruhenden Verkehr (Parken) sehr hoch ist und in der Regel bei vergleichenden Betrachtungen nicht berücksichtigt wird.
Bedeutung
Zukünftige Entwicklung
Die zukünftige Bedeutung des ÖPNVs wird in der Gewinnung von Fahrgästen liegen, die mit ihren persönlichem Mobilitätsverhalten dem Individualverkehr eine Absage erteilen. Schon heute liegt der Kostendeckungsgrad der Betriebskosten des ÖPNVs bei rund 70% mit weiter steigenden Tendenz, wobei in erster Linie die Stammkunden mit Zeitkarten zu diesem Ergebnis beitragen. Die den öffentlichen Verkehr tragenden Unternehmen werden verstärkt, die Instrumente des Marketings nutzen, um weitere Stammkunden zu gewinnen und auf diese Weise das eigene betriebswirtschaftliche Ergebnis zu verbessern. Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ist diese Entwicklung wünschenswert, denn mit der Ausweitung des ÖPNVs können beschränkte Ressourcen besser genutzt werden, als das beim Individualverkehr der Fall ist.Weblinks