Übigau
Übigau ist ein Stadtteil im Nordwesten von Dresden. Es wurde erstmalig 1324 als Vbegowe erwähnt und hat in seinem Ortskern die Form eines Sackgassendorfes. Am Dorfplatz ("Die Tränke" - Altübigau) ist noch ein Schlußstein von 1720 erhalten. In der Barockzeit gewann Übigau durch sein bekanntes Schloss an Bekanntheit, aber erst durch die Industrialisierung auch an Einwohnern (1895 1300). Im Jahre 1903 wurde es nach Dresden eingemeindet.
Lage und Geschichte
Trotz seiner unmittelbaren Nähe zur Elbe konnten auch die größten Hochwasser dem Ort nichts anhaben, weil er 8 m über dem Elbniveau liegt.
Übigau gehört trotz seiner Größe und bedeutenden Industrie kirchlich
seit langem zum alten, 1273 gegründeten Kirchdorf Kaditz; mit Dresden-Mickten ging es 1873 eine Schulgemeinschaft ein. 1559 wurde es vom bischöflichen Amt Stolpen an das landesherrliche Amt Dresden übergeben.
Außer seiner ruhigen Stadtrandlage und dem Schloss hat Übigau eine interessante Industriegeschichte zu bieten. In der Maschinenbau-Anstalt Übigau wurde 1839 die erste brauchbare Dampflokomotive in Deutschland gefertigt. Auch der erste sächsische Personendampfer wurde hier gebaut, wovon noch der große 45-Tonnen-Schiffskran der "Kette"-Werft kundet, oder die längste genietete Blechträgerbrücke Europas.
Schloss Übigau 1724 und UNESCO 2004
Mit dem barocken Schloss Übigau beginnt - flussaufwärts gesehen - das Dresdner Elbtal im kulturhistorischenen Sinn, welches im Juli 2004 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.
Das Schloss wurde 1724/25 von Feldmarschall Graf Flemming, einem Minister August des Starken an der Stelle von vier Weingärten der rechtselbigen Terrassen errichtet. Der Architekt, Hofbaumeister Eosander von Göthe, wirkte auch am Berliner Schloss mit. Mit 7 von 9 Achsen, die sich in Loggien verschwenderisch zum Elbtal öffnen, mutet Schloss Übigau fast venezianisch an.
Gegen eine hohe Summe übernahm 1726 der Landesfürst den auf einem Hügel thronenden Bau. Sein Nachfolger August III schenkte es 1733 seinem Minister Graf Sulkowski, kaufte es aber nach dessen Sturz 1736 zurück. 1753 fand von Übigau bis zum Wilden Mann eine große Truppenparade des sächsischen Heeres statt. Da es dabei als Lustlager diente, wurde es als Sitz aufgegeben und dort 1770 eine Gaststätte für die Dresdner Bürger eingerichtet. Nach Plünderungen 1813 versteigerte der sächsische Hof das Schloß 1831 an den Dresdener Ratsherrn und Zimmermeister Paul Siemon. Nach dessen Renovierung wurde es Sitz des Maschinenbauvereins von Prof. Andreas Schubert (s.unten) und 1886 der Schiffswerft "Kette"). Als es um 1920 langsam verfiel, wäre es fast zum Abbruch gekommen; mehrere Jahre gehörte das Schloss der KPD und wurde nach dem 2. Weltkrieg zum Verwaltungsgebäude der VEB Dampfkesselbau, steht aber seit 1991 leer.
Die Erhebung des Elbtals 2004 zum Weltkulturerbe könnte Anstoß zu seiner Revitalisierung sein. Für Sachsens Kunstminister Matthias Rößler (CDU) kommt der Unesco-Passus von der "sich weiter entwickelnden Kulturlandschaft Dresdner Elbtal" einer Erhebung in den Adelsstand gleich, wovon nicht nur Dresden, sondern der ganze Freistaat profitieren werde.
Maschinenbau und Schiffswerft Übigau
Südlich des Schlosses wurde 1836 unter dem Hochschulprofessor Andreas Schubert eine Maschinenbauanstalt angesiedelt, die 1837 das erste sächsische Personen-Dampfschiff "Königin Maria" und die erste deutsche Lokomotive "Saxonia" baute.
Im Jahr 1863 entstand hier die Schlick'sche Schiffswerft, die sich ab 1877 als "Kette A.G." zur wichtigsten deutschen Binnenwerft für Frachtkähne und Personenschiffe entwickelte. 1892 kam die Versuchsanstalt für Schiffsbau der TU Dresden hinzu; um 1920 hatte die "Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft Übigau" 1500 Beschäftigte. Sie stellte außer Schiffen auch Dampfkessel, große Maschinen und Bagger her. Bis 1930, als sie durch die Weltwirtschaftskrise für 5 Jahre schließen musste, liefen 1400 Schiffe vom Stapel - bis nach Afrika und Südamerika. 1945 komplett zerbombt, baute sie als VEB Dampfkesselbau bis in die 1990er Kesselanlagen für Großschiffe, ab der Privatisierung 1989 bis zur Insolvenz 2001 auch Autokräne. Die Werft hatte einen eigenen Schiffspark mit 48 Dampfern und Frachtschiffen.
Literatur und Weblinks