Übereignung
Unter Übereignung versteht man im deutschen Sachenrecht die Übertragung des Eigentums an einer Sache von einer Person an eine andere Person. Die Übereignung ist somit ein Verfügungsgeschäft.
Die Übereignung beweglicher Sachen ist in §§ 929 ff. BGB geregelt.
Die Übereignung beweglicher Sachen erfolgt durch Einigung und Übergabe. Es genügt also nicht eine bloße Willenübereinstimmung der Vertragspartner, sondern die Übereignung muss grundsätzlich durch einen Realakt nach außen erkennbar werden.
Einigung ist - ein vom Grundgeschäft (z.B. dem Kauf) zu trennendes (vgl. Abstraktionsprinzip) - dingliches Rechtsgeschäft zwischen dem Veräußerer und dem Erwerber. Es unterliegt keiner besonderen Form. Die Einigung kann bei beweglichen Sachen bedingt erklärt werden (vgl. Eigentumsvorbehalt).
Übergabe ist die Verschaffung des Besitzes. Der Besitz wird in der Regel durch Verschaffung des unmittelbaren Eigenbesitzes eingeräumt. Ist der Erwerber bereits im Besitz der Sache (etwa weil er sie vorher gemietet oder geliehen hatte) genügt ausnahmsweise die bloße Einigung. Man spricht dann von der Übereignung kurzer Hand (lat.: brevi manu traditio). Will der Veräußerer den Besitz behalten (etwa weil er mit der Übereignung sogleich Leasingnehmer werden soll, sog. sale- and-lease-back-Finanzierung), so muss er dem Erwerber durch Vereinbarung eines Besitzkonstituts (dt. Besitzmittlungsverhältnis; im Beispielsfall: des Leasingvertrags) mittelbaren Besitz verschaffen. Befindet sich die Sache im Besitz eines Dritten (etwa weil sie der Veräußerer verliehen hat), so tritt an die Stelle der Übergabe die Abtretung des Herausgabeanspruchs gegen den Dritten.
Das Eigentum an beweglichen Sachen kann unter bestimmten Bedingungen auch vom Nichtberechtigten, also dem Nichteigentümer wirksam erworben werden. Diese - auf den ersten Blick für den Laien seltsam anmutende Möglichkeit - gründet in der tatsächlichen Erfahrung, dass Eigentum und Besitz an einer beweglichen Sache häufig von verschiedenen Personen ausgeübt werden und es dem Erwerber schlicht unmöglich sein wird, zuverlässig nachzuprüfen, ob der Besitzer seinerseits bei dem oft weit in der Vergangenheit liegenden Erwerbsvorgang wirksam Eigentum erworben hat. Erwerb vom Nichtberechtigten (auch gutgläubiger Erwerb genannt) setzt neben dem guten Glauben an das Eigentum des Veräußerers deshalb stets auch einen auf dem Besitz beruhenden Rechtsschein voraus. Unter dieser Voraussetzung wird das volle, unbelastete Eigentum erworben. Erfolgte die Übereignung allerdings unentgeltlich (also beispielsweise in Vollzug einer Schenkung), so ist er einem bereichungsrechtlichen Rückübereignungsanspruch des alten Eigentümers ausgesetzt.
Guter Glaube an das Eigentum des Veräußerers wird durch die Kenntnis und (anders als im Grundstücksrecht) die grobfahrlässige Nichtkenntnis der Nichtberechtigung ausgeschlossen. Dabei vermutet das Gesetz den guten Glauben, so dass im Streitfall derjenige, der Erwerb vom Nichtberechtigten bestreitet, zu beweisen hat, dass sich der Erwerber nicht in gutem Glauben befunden hat.
Der Rechtsschein für die Eigentümerstellung des Nichtberechtigten knüpft grundsätzlich am unmittelbaren Besitz an. In den oben genannten Fällen der Übereignung durch Schaffung eines Besitzkonstituts oder durch Abtretung des Herausgabeanspruchs kommt Erwerb vom Nichtberechtigten daher erst dann in Betracht, wenn die Sache zusätzlich dem Erwerber übergeben wird oder er den Besitz von dem Dritten erlangt. Ein Rechtsschein durch unmittelbaren Besitzes wird aber als wichtige Ausnahme nicht geschaffen, wenn die Sache dem Eigentümer abhandengekommen war.
Die Übereignung von unbeweglichen Sachen richtet sich nach §§ 925 ff. BGB.
Die Übereignung von Grundstücken erfolgt durch formbedürftige, bedingungsfeindliche Einigung (hier Auflassung genannt) und Eintragung im Grundbuch. Die Eintragung im Grundbuch hat bei unbeweglichen Sachen dieselbe Bedeutung wie der Realakt der Übergabe bei beweglichen Sachen.
Auch Grundstücke können vom Nichtberechtigten wirksam zu Eigentum erworben werden, wenn der Inhalt des Grundbuchs unrichtig ist, denn der gute Glaube an die Richtigkeit des Grundbuchs ist beim rechtsgeschäftlichen Erwerb geschützt.
Guter Glaube an die Richtigkeit des Grundbuchs und damit an die Eigentümerstellung des Veräußerers ist ausgeschlossen, wenn ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs eingetragen ist oder der Erwerber die Unrichtigkeit kennt. Anders als beim Erwerb beweglicher Sachen vom Nichtberechtigten schadet nach deutschem Recht hier die grobfährlässige Nichtkenntnis nicht. Die Redlichkeit des Erwerbers wird vermutet. Der wahre Berechtigte muss im Streitfall die Unredlichkeit beweisen.Übereignung beweglicher Sachen
Erwerb vom Berechtigten
Einigung
Übergabe
Erwerb vom Nichtberechtigten
Guter Glaube
Rechtsschein durch Besitz
Übereignung von Immobilien
Erwerb vom Berechtigten
Erwerb vom Nichtberechtigten
Guter Glaube