Überbevölkerung
Unter dem Begriff Überbevölkerung wird der Zustand verstanden, wenn die Lebensbedingungen für eine bestimmte Menge der Bevölkerung zu deren Reproduktion nicht mehr ausreichen. Der Begriff wird in den Sozialwissenschaften verwendet und beschreibt eines der zentralen Themen der Demografie und der Bevölkerungsgeographie.
Table of contents |
2 Geschichtliche Entwicklung 3 Maßnahmen 4 Kritik 5 Siehe auch 6 Weblinks |
Problematik
Überbevölkerung ist ein mehrdimensionaler Begriff: Zum einen findet man Überbevölkerung auf verschiedenen Massstabsebenen vor. Man spricht sowohl von globaler als auch von regionaler und lokaler Überbevölkerung.
In einer anderen Dimension wird Überbevölkerung in Bezug auf die gerade noch möglichen Lebensbedingungen betrachtet: Man betrachtet hier die Tragfähigkeit eines bestimmten Raumes bzw. der gesamten Welt. Die Tragfähigkeit kann dabei absolut (in Form vom verfügbaren Nahrungsangebot) betrachtet werden, oder differenzierter unter Wahrung bestimmter Lebensstandards.
Anhänger der Bevölkerungstheorie betrachten den Zustand der Überbevölkerung als bereits eingetreten, und als eines der zentralen Probleme der Menschheit. Durch das explosionsartige Wachstum der Weltbevölkerung (mit ca. 6 Milliarden Menschen im Jahr 1999) seien einige Regionen, vorwiegend in den wenig entwickelten Staaten in Afrika und Asien überbevölkert, oder litten unter einem enormen Bevölkerungsdruck. Als Folgen träten Hunger, Armut, Mangelerscheinungen, ökologische Probleme, die schnelle Ausbreitung von Epidemien und wirtschaftliche Stagnation auf.
Geschichtliche Entwicklung
Der Begriff der Überbevölkerung wurde in der breiteren Öffentlichkeit durch den britischen Ökonomen Thomas Robert Malthus gegen Ende des 18. Jahrhunderts verankert. Die von Malthus entwickelte Bevölkerungstheorie erschien 1798 in seinem Buch Essay on the Principle of Population. Im Zentrum der Überlegungen von Malthus steht die Überbevölkerung als Problem einer sich entwickelnden Ökonomie und Gesellschaft: Durch wirtschaftliches Wachstum und dem resultierenden Wohlstand der Bevölkerung kann diese wachsen, bis sie an die Grenzen der Tragfähigkeit der Erde stößt.
Die von Malthus angestoßene wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Problem Überbevölkerung hat sich bis heute fortgesetzt und fand in zahllosen Arbeiten sowohl Bestätigung wie Widerlegung.
Maßnahmen
Um der zunehmenden Gefahr der Überbevölkerung entgegenzuwirken, werden verschiedene Konzepte der Bevölkerungspolitik angewendet mit dem Ziel, das Bevölkerungswachstum zu bremsen bzw. zu stoppen.
Auf globaler Ebene findet seit 1974 alle 10 Jahre eine Weltbevölkerungskonferenz der UNO statt, bei der grundlegende Probleme und Ergebnisse weltweit besprochen werden.
Auf regionaler Ebene wurden in unterschiedlichen Regionen verschiedene Konzepte zur Steuerung des reproduktiven Verhaltens entwickelt und umgesetzt.
In Afrika wurden im Rahmen von Entwicklungshilfeprojekten Aufklärungskampagnen zur Verhütung von ungewollten Schwangerschaften und Erkrankungen unternommen. Mit der Verteilung von Verhütungsmitteln wurde aber teilweise die Ausbreitung von AIDS sogar forciert. In neuerer Zeit werden zunehmend integrative Konzepte, u.a. mit dem Ziel der Stärkung der Rolle der Frau, angestrebt.
In China, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt, wurde dagegen von staatlicher Seite das Konzept der Ein-Kind-Ehe gesetzlich verankert. Dies konnte zwar das Bevölkerungswachstum in China stark bremsen, wirft aber auf der anderen Seite neue soziale Probleme auf. So werden aufgrund der traditionellen Entscheidung, einen männlichen Erbfolger haben zu wollen, immer wieder Mädchen vor ihrer Geburt abgetrieben.
Kritik
Da die Theorie der Überbevölkerung sowohl begrifflich als auch inhaltlich nahelegt, es gebe überflüssige Menschen, wird sie von einigen als menschenverachtend bewertet. Es wird bezweifelt, dass die Tragfähigkeit der Erde bereits erschöpft sei; vielmehr sei der Hunger in der Welt durch politische Fehlleistungen verschuldet. Desweiteren gibt es auch Zweifel an der Herangehensweise an das Thema. So würden hier in unzulässiger Weise Gesetzmäßigkeiten aus der Biologie auf den gesellschaftlichen Bereich übertragen.
Siehe auch
Weblinks